Bei Fortunas Heinmniederlage Tim Oberdorf: „Ich habe den entscheidenden Fehler gemacht“
Düsseldorf · Der sonst so zuverlässige Innenverteidiger patzt bei der 0:1-Niederlage gegen Nürnberg unmittelbar vor dem entscheidenden Gegentor.
Es sind diese Szenen, die jeder aus seinem eigenen Leben kennt. Wenn man in seinem Beruf eigentlich einen guten Lauf hat – und man dann eine kleine E-Mail übersieht, was einen in der Folge einen Haufen Geld kostet. Oder die eine Schraube nicht ganz festzieht, so dass das ganze ansonsten so gut konstruierte Gebilde in sich zusammenkracht. Auch Fußballer kennen das, vor allem Torhüter – aber auch Innenverteidiger. Wie Tim Oberdorf. Der 25-Jährige liefert seit Wochen eine grundsolide Vorstellung nach der anderen ab und überzeugte schon auf mehreren Positionen. Am Samstag gehörte er beim 0:1 gegen den 1. FC Nürnberg erneut nicht zu den Schlechtesten in der Truppe von Trainer Daniel Thioune, aber hängengeblieben ist in erster Linie die eine Szene aus der 47. Minute.
Da kam dieser im Grunde harmlose lange Ball aus der Nürnberger Hälfte. Der Fortune erwischte beim Wegschlagen den Ball nicht richtig, spielte ihn dadurch viel kürzer als gewünscht und genau auf „Club“-Akteur Lino Tempelmann. Dann ging alles ganz schnell. Pass nach rechts auf Jens Castrop, Flanke in die Mitte, in der Kwadwo Duah gegen die nach dem unerwarteten Ballverlust entblößte Deckung das 0:1 erzielte.
Die entscheidende Szene in einer insgesamt sehr mäßigen Partie, somit auch der entscheidende Fehler, klar. Allerdings ein Fehler, der immer wieder einmal passiert und auch passieren kann, anderen Düsseldorfer Profis wie Shinta Appelkamp, Ao Tanaka oder Dawid Kownacki am Samstag sogar weit häufiger unterlief als Oberdorf. Umso bemerkenswerter, wie der 25-Jährige mit seinem Malheur umging. „Ich habe den entscheidenden Fehler gemacht, der uns in Rückstand gebracht hat“, sagte er ohne jede Umschweife. „Dadurch hatten wir neben dem Problem, dass wir uns ohnehin sehr schwer getan haben, auch noch die Hypothek, einen aufholen zu müssen. Dass ich den Ball in der Situation nicht unter Kontrolle gebracht habe, ist natürlich sehr bescheiden.“ Beeindruckend offene Worte, zumal da Oberdorf auch nicht über eine goldene Brücke gehen wollte. Den Einwand, dass im Angriff ebenfalls wenig passiert sei bei Fortuna, konterte er: „Klar ist es nicht unser Anspruch, zu Hause vorn keine Tor zu machen. Am Ende des Tages ist es aber mein Job zu verteidigen.“
Und wenn man dann einen reinbekommen habe, so der Abwehrspieler weiter, dann habe man eben einmal nicht gut genug verteidigt. Selbstkritik, die einigen Teamkollegen Oberdorfs – gerade in den Offensivregionen – einmal sehr gut zu Gesicht stehen würde. So sah es auch der Trainer. „Bis zur 47. Minute war ich mit den beiden Innenverteidigern (Oberdorf und Christoph Klarer, d. Red.) sogar am ehesten zufrieden“, betonte Thioune. „Sie waren nicht maßgeblich daran beteiligt, dass wir nicht in unsere Abläufe hineingekommen sind. Das war unser Problem im Mittelfeld, dass wir nicht die Räume bespielt haben, die vorhanden waren. Fußball ist ein Fehlerspiel, und Fehler im Mittelfeld sind dann oft nicht so gravierend wie im Aufbauspiel. Diesmal hat es Tim erwischt, aber das gehört dazu.“
„Wir hatten vor allem in der ersten Hälfte einige weitere Ballverluste, durch die wir dann gefährliche Umschaltmomente überstehen mussten“, stellte auch Oberdorf fest. „Aber damit will ich mich jetzt nicht bei meinem Fehler herausreden.“ Diesen Vorwurf ausgerechnet dem stets selbstkritischen Innenverteidiger zu machen, würde allerdings einiges über die Sachkenntnis des Vorwerfenden aussagen. Fortunas „Mister Zuverlässig“ wird jetzt nur noch härter an sich arbeiten, wahrscheinlich durch den Fehler sogar noch stärker werden.
Der richtige Ansatz für Thioune wäre es nun in jedem Fall, sich nicht allein an der Szene aus der 47. Minute festzuhalten, sondern sich den vielen weiteren Defiziten ebenso zu widmen. „Das war gerade in der ersten Halbzeit ein bisschen zu wenig von uns. Wenn wir die anderen Heimspiele als Vergleich heranziehen, dann war das Energielevel jedes Mal deutlich höher als heute in den ersten 45 Minuten. Das kann nicht unser Anspruch sein, das vor heimischem Publikum anzubieten, nachdem wir eine ganze Woche trainiert haben.“
Widersprechen wollte Oberdorf da niemand. Und abschließend wollte er dann doch noch mal auf seinen persönlichen Fehler zurückkommen. „Ich kann nur sagen, dass der Abend für mich gelaufen ist“, kommentierte er frustriert.