Noch nicht ideal Diese Mängel überraschten bei Fortunas 0:0 gegen Karlsruhe

Düsseldorf · Analyse Nach dem Auftaktsieg beim Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 spielt Fortuna gegen den Karlsruher SC nur 0:0. Vor allem ein Aspekt fällt bei den Düsseldorfern im ersten Heimspiel der Zweitliga-Saison dabei negativ ins Gewicht.

Emmanuel Iyoha ärgerte sich nach dem Spiel über zu viele Ungenauigkeiten.

Foto: dpa/Marius Becker

Auf den ersten Jubelschrei in der heimischen Arena müssen die Fortuna-Fans noch warten. Denn die Düsseldorfer mühten sich am Samstag gegen den KSC ab – in der Summe reichte es zu einem Remis ohne Tore. „Ein 3:3 wäre für alle schöner gewesen“, sagte Daniel Thioune deshalb recht trocken. Der Trainer der Rheinländer konnte mit dem Unentschieden, das den vierten Punkt in der zweiten Begegnung bedeutet, leben. Mit einem Aspekt dürfte der 50-Jährige allerdings nicht zufrieden sein.

Denn Fortuna erlaubte sich in manchen Phasen der Partie den einen oder anderen technischen Schnitzer. Unter anderem die Kreativzentrale um Ao Tanaka, aber auch Isak Johannesson oder dem verkappten Linksaußen Shinta Appelkamp, agierte glücklos im Passspiel. Ab und an kamen selbst einfache Zuspiele über eine kurze Distanz nicht beim Nebenmann an. Warum? „Da fragt man am besten den Spieler, was in dem Augenblick los war“, berichtete Thioune. „Wir arbeiten jeden Tag an diesen Basics, gerade auch die Jungs im zentralen Mittelfeld. Ich begrüße sie am Dienstagnachmittag wieder – und dann gibt es wieder ein reines Techniktraining.“

Einer seiner Schützlinge aus dem Defensivverbund versuchte zumindest, eine Erklärung für die Ungenauigkeit und fehlende Passschärfe seiner Mannschaft zu geben. „Das ist uns auch aufgefallen und war überhaupt nicht unser Anspruch“, ordnete Tim Oberdorf ein und ergänzte: „Das ist zum Start der zweiten Halbzeit besser geworden. Man sieht, dass es in einfachen Dingen schon hilft, wenn man diese besser macht – dann sieht das Spiel auch insgesamt besser aus.“

Das tat es in großen Teilen des Duells allerdings nicht. Deshalb beraubte sich die Fortuna beim Herausspielen von offensiven Aktionen manchmal selbst ihrer Möglichkeiten, weil es auch an Geschwindigkeit mangelte. Das sah auch Innenverteidiger Oberdorf so: „Wir mussten zusehen, wenn wir die Lücken bei ihnen finden, dass wir den Ball schnell bewegen müssen. Das hat uns in der ersten Halbzeit ein bisschen gefehlt.“

Zudem gerieten die Düsseldorfer phasenweise durch einfache Ballverluste zu schnell aus dem Rhythmus. „Ich weiß nicht, ob es die Konzentration ist“, suchte auch Emmanuel Iyoha nach Antworten. Woran es nun tatsächlich lag, konnte der Linksverteidiger auch nicht sagen. Eines wusste er allerdings: Der KSC setzte Fortuna nicht so stark unter Druck, dass dieser als der wahre Grund für Düsseldorfs schludriges Verhalten mit dem Ball zählen dürfte.

„Wir wurden nicht so stark gepresst, dass wir zu Fehlern gezwungen wurden“, erkannte der 26-Jährige und ergänzte: „Wir hatten individuelle Ungenauigkeiten. Das war in der Summe zu viel und hat uns aus dem Spielfluss herausgebracht.“ Äußerst fließend sahen daher die Angriffsbemühungen der Gastgeber nicht aus. Insgesamt taten sich die Rheinländer gegen geordnete Karlsruher schwer.

Die Lücken, um in die gefährlichen Räume zu stoßen, waren entsprechend nicht da. „Der KSC hat es taktisch schon sehr gut gemacht und uns gut zugestellt. Es war in der ersten Halbzeit ein bisschen so ein Schachspiel“, befand Felix Klaus. Den Aussagen pflichtete auch Iyoha bei. Denn der KSC machte es laut des gebürtigen Düsseldorfers „nicht schlecht“.

Gleichzeitig sammelten die Badener im Vergleich mit allen anderen Zweitliga-Mannschaften im Kalenderjahr 2024 die meisten Zähler. „Das kommt nicht von ungefähr und das darf man nicht vergessen“, betonte Iyoha, der dennoch mit Blick auf sein eigenes Team und dessen eigentliches Potenzial festhielt: „Nichtsdestotrotz haben wir in der Vergangenheit gezeigt, dass uns mehr eingefallen ist und wir mehr Ideen hatten im Spiel nach vorne.“

Mehr Lösungen fanden die Fortunen dann erst mit Wiederanpfiff. Denn nach dem Seitenwechsel korrigierten die Rheinländer zumindest stückweise ihre zuvor träge und uninspirierte Vorstellung. „Zur zweiten Halbzeit haben wir gesagt, dass wir mit mehr Dynamik und mehr Abschlüssen kommen müssen. Das ist uns gut gelungen“, erklärte Klaus, der dennoch bedauerte: „Das Tor sollte aber nicht sein.“

Ohne Treffer blieb auf der Gegenseite auch der KSC, der nur die Latte traf. Was bleibt also als Erkenntnis dieser Punkteteilung der Fortuna? Sie muss genauer, gefährlicher und entschlossener werden. Zu Letzterem meinte Oberdorf im Nachgang: „Ich erinnere mich an eine Szene in der zweiten Halbzeit, in der man hätte schießen können – da war immer einer von den Karlsruhern dazwischen. Wir haben etwas zu lange gezögert.“

Doch trotz aller Selbstkritik der Akteure muss auch festgehalten werden: Es war gerade einmal der zweite Spieltag. Und nach diesem stehen die Düsseldorfer nach einem Remis gegen einen taktisch starken und disziplinierten KSC sowie einem vorangegangenen 2:0 über Bundesliga-Absteiger SV Darmstadt recht solide da. Torwart Florian Kastenmeier musste zudem noch kein einziges Mal hinter sich greifen. Also: Der Start gegen diese beiden Auftaktgegner hätte auch schlechter verlaufen können – ist er aber nicht.