„Die gesamte Stadt kann stolz sein“ Fortuna feiert glücklichen Punkt im Derby gegen Köln wie einen Sieg
Düsseldorf · Etliche Fortuna-Fans scheinen sich kurz vor dem Ende des Derbys gegen Köln mit einer Niederlage abgefunden zu haben. Für die Mannschaft gilt das aber nicht, sie kommt doch noch zu einem 2:2. Ganz Düsseldorf könne stolz darauf sein, finden die Beteiligten.
Das Grinsen im Gesicht von Felix Klaus hätte kaum größer und ebenso wenig verschmitzter sein können. Denn der Rechtsaußen von Fortuna wusste ganz genau, dass der Last-Minute-Ausgleich von Jona Niemiec zum 2:2 im Derby gegen den 1. FC Köln dem Spielverlauf nicht unbedingt angemessen war. „Köln war die bessere Mannschaft und hatte eine Riesenqualität. Wir haben probiert, sie wegzuverteidigen, das hat aber nicht geklappt“, sagte der 32-Jährige kurz nach den Feierlichkeiten vor der Fankurve und ergänzte umso zufriedener: „Manchmal schlägt Mentalität allerdings Qualität.“
Deshalb reichte der Truppe von Trainer Daniel Thioune ein Aufbäumen in den letzten zehn Minuten der Partie – freilich inklusive der Nachspielzeit –, um die Niederlage, mit der sich etliche Zuschauer schon abgefunden zu haben schienen, doch noch abzuwenden. „Das steckt in unserem Kader, wir haben einfach eine geile Mannschaft“, betonte Klaus mit derselben Glückseligkeit wie zuvor. „Wir können jederzeit nachlegen, freuen uns alle für den anderen. Das ist der Schlüssel. Wir sind weiterhin ungeschlagen, der Weg ist überragend. Wir können stolz sein – genau wie die gesamte Stadt.“
Große Worte, doch sie trafen den Kern und spiegelten die Gefühlswelt nach dem Schlusspfiff ziemlich akkurat wider. Die Fortuna-Fans im ausverkauften Stadion trugen das Team auf Händen, verließen die Arena dopamindurchströmt und hatten am Auftritt der Thioune-Truppe nichts auszusetzen, weil das Derby schlussendlich eben doch nicht verloren gegangen war. Kurzum: Fortuna hatte mit einem Unentschieden tatsächlich die gesamte Stadt glücklich gemacht, während die Kölner mit dem Gefühl eines Verlierers erst vor die eigene Kurve und dann vom Platz trotteten.
„Diese Emotionen am Ende zu sehen, wie glücklich die Menschen auf der Tribüne waren, das gibt einem als Gruppe sehr viel“, sagte Fortuna-Kapitän André Hoffmann, verschloss sich aber auch nicht vor der Wahrheit, die trotz aller Emotionen niemandem verborgen geblieben war: „Unter dem Strich war es ein glücklicher Punkt, so ehrlich muss man sein. Nicht nur wegen des Zeitpunkts und der Art und Weise, wie der Ausgleich gefallen ist, sondern auch, weil der ,Effzeh’ über weite Strecken die bessere Mannschaft war.“
Kölner hatten eine fahrlässige Chancenverwertung
Diesen Eindruck teilte Klaus. „Wir haben uns vorgenommen, anders anzulaufen als sonst, was nicht ganz so gut geklappt hat. Dann haben wir ein paar Lücken gelassen, die man Köln nicht zugestehen darf. Deswegen war es glücklich, dass wir nicht höher als mit 1:2 in Rückstand lagen“, analysierte der Flügelspieler, der dann jedoch nochmal auf die von ihm angeführte Mentalität zu sprechen kam: „Hintenraus haben wir noch einmal Druck gemacht, und dann lag schon noch ein Tor in der Luft. Wir haben daran geglaubt, und der Punkt fühlt sich natürlich wie ein Sieg an.“ Möglich hatte den Ausgleich allerdings erst die fahrlässige Chancenverwertung der Kölner gepaart mit den wirklich erstklassigen Auftritten von Fortuna-Keeper Florian Kastenmeier und Innenverteidiger Hoffmann gemacht. „Wir haben nach dem 1:2 wahnsinnig riskant gespielt, wahrscheinlich hätte auch das 1:3 fallen müssen, wenn Köln die Chancen sauberer ausgespielt hätte. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass wir alles auf dem Platz gelassen haben, um irgendwie noch ein Tor zu schießen“, betonte der Kapitän. Der eingewechselte Giovanni Haag hätte die Arena bereits zum Beben bringen können, wenn sein Schuss nicht an der Latte abgeprallt wäre, aber am Ende war es dann ja Niemiec, der Fortuna erlöste. „Wie Jona den dann macht“, sagte Hoffmann, „bitte nirgendwo erzählen, dass das gewollt war. Wahrscheinlich haben wir uns das Glück nicht in diesem Spiel verdient, sondern über die letzten Monate. Aber den Punkt nehmen wir natürlich trotzdem gerne mit.“
Ins selbe Horn blies auch Trainer Thioune. „Es war nicht unbedingt ein gerechtes Unentschieden, aber wir haben hier vor drei Monaten gesessen – und da war ich auch der Meinung, dass Fußball nicht immer gerecht ist“, betonte der Coach in Anspielung auf das dramatische Scheitern im Relegations-Rückspiel gegen Bochum. „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen, weil sie in den letzten Minuten alles dafür getan hat, nicht als Verlierer vom Platz zu gehen.“ Und weil sie einen ganzen Verein, eine ganze Stadt glücklich gemacht hatte.