„Habe den Anspruch, in die Startelf zu rücken“ Ist Niemiec der gesuchte Vermeij-Konkurrent für den Angriff von Fortuna?
Linz · Stürmer Jona Niemiec überzeugt in den Testspielen und hofft, sich dauerhaft in der Startelf etablieren zu können.
So eiskalt wie am Montagabend hat man Jona Niemiec schon länger nicht gesehen. Etwas mehr als ein halbes Jahr, um genau zu sein. Seinerzeit ist dem Offensivspieler im DFB-Pokal-Achtelfinale beim 1. FC Magdeburg (2:1) kurz vor Schluss ein furioser Doppelpack gelungen, der Fortuna doch noch eine Runde weiter geführt hat. Es sind Momente gewesen, die so schnell wohl nicht in Vergessenheit geraten werden – was in etwas abgeschwächter Form allerdings auch für den jüngsten 5:2-Sieg des Zweitligisten gegen Galatasaray Istanbul gilt.
Und zu diesem ungeahnten Erfolg im zweiten Testspiel des Trainingslagers in Oberösterreich hat Niemiec in Form eines Treffers eben auch seinen Teil beigetragen – überlegt, geschickt und gelassen. In der Vergangenheit wäre der 22-Jährige vielleicht ins Grübeln gekommen und gescheitert, doch gegen den türkischen Meister nimmt er den klug in die Tiefe gespielten Ball sauber mit, stürmt alleine auf Galatasaray-Torhüter Batuhan Sen zu, umkurvt ihn locker und schiebt die Kugel aus halbrechter Position über die Linie. „Mit der Zeit gewöhnt man sich an solche Situationen, man wird abgeklärter und sammelt Erfahrungen“, erläutert Niemiec. „Allerdings war es eben auch nur ein Testspiel, da steht man nicht unter einem solchen Druck wie in der Liga oder im Pokal.“ Die Zufriedenheit über seine Leistung und seinen Treffer gegen den Champions-League-Teilnehmer schmälert jene – wenn auch nicht unwesentliche – Einschränkung gleichwohl nicht. „Es hat Spaß gemacht, gegen einen solchen Gegner wie Galatasaray zu spielen, und es freut mich, dass ich mich mit einem Tor belohnen konnte.“ Wie schon am vergangenen Freitag beim 4:0-Erfolg gegen den ungarischen Erstligisten Diósgyöri VTK, als Niemiec ebenfalls ein Treffer gelungen ist, hat Trainer Daniel Thioune den 22-Jährigen im Sturmzentrum ins Rennen geschickt. Der Grund: In verletzungsbedingter Abwesenheit von Vincent Vermeij (Fersenentzündung) sind die personellen Alternativen arg begrenzt. Für Niemiec, unter Thioune in der Vergangenheit eigentlich für die rechte Außenbahn vorgesehen, allerdings kein Problem: „Ich bin ja gelernter Stürmer und erst im Laufe der Zeit auf die Außenbahn gerückt.“
Leihe von VfL-Wolfsburg-Angreifer steht kurz bevor
Und der gebürtige Lüdenscheider geht sogar noch einen Schritt weiter. „Ganz vorne drin zu spielen“, sagt er, „das ist immer noch meine angestammte Position. Natürlich fühle ich mich da wohl.“ Zugute kommt ihm derzeit außerdem das 3-4-3-System, das Thioune in der vergangenen Woche hat einüben und in beiden Partien während des Trainingslagers spielen lassen. „Im System mit der Dreierkette habe ich vorne große Räume und kann die Tiefe belaufen“, betont Niemiec. „Deswegen macht es mir großen Spaß, wieder ganz vorne zu spielen.“ Nach diesen Eindrücken drängt sich nun die Frage auf, ob der 22-Jährige vielleicht langfristig der gesuchte Konkurrent für Vermeij, den derzeit einzigen etatmäßigen Mittelstürmer im Kader von Fortuna, werden kann. Zwar steht die Leihe von VfL-Wolfsburg-Angreifer Dzenan Pejcinovic kurz bevor, der 19-Jährige ist nach einem im Mai erlittenen Mittelfußbruch allerdings noch nicht wieder im Zenit seiner Schaffenskraft. Niemiec geht jedenfalls in die Offensive: „Ich habe für die neue Saison den Anspruch, in die Startelf zu rücken und so viele Spiele wie möglich von Anfang an zu machen.“ Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass er ein grundlegend anderes Profil besitzt als Vermeij und in der Rolle des Stoßstürmers gegen einen tiefstehenden Gegner sehr wahrscheinlich Probleme bekommen würde.
„Vince hat viel Größe, viel Macht in der Luft und lässt Bälle gut klatschen, während ich schnell bin und in die Tiefe gehe“, sagt Niemiec und ergänzt wohlwissend: „Am Ende kommt es natürlich immer aufs System an – und darauf, welche Anforderungen der Trainer benötigt.“
Nichtsdestotrotz möchte der 22-Jährige endlich über seinen bisherigen Status als Joker hinauskommen. „Ich biete dem Trainer meine beste Leistung an.
Und wenn es ihm gefällt, freut es mich natürlich, wenn er mir die Chance von Anfang an gibt“, betont Niemiec.