Knifflige Elfmeterszene bei Fortuna in Schalke „Der Schiedsrichter hat dicke Eier bewiesen“

Gelsenkirchen · Beim Spiel auf Schalke nimmt der Schiedsrichter wie eine Woche zuvor eine Elfmeterentscheidung zurück.

Am Ende hätte Fortuna auch mit leeren Händen dastehen können. Die Düsseldorfer hatten förmlich darum gebettelt. Besonders in Person von Joshua Quarshie. Der erst 19 Jahre alte Innenverteidiger war in der 80. Minute für Jordy de Wijs in die Partie beim FC Schalke 04 gekommen. Es sollte ein Einsatz mit erheblichen Wacklern werden – und einem 1:1 als Ergebnis, das zwar aus Düsseldorfer Sicht ein wenig enttäuschte, aber auch leicht ein 1:2 hätte werden können.

Die Schlussphase wurde extrem hektisch, und Quarshie konnte nichts zur Beruhigung beitragen – im Gegenteil. Gleich zwei Mal hatte er Standschwierigkeiten und rutschte aus, in einem Fall ermöglichte er so einen Konter. In der Nachspielzeit räumte er Steven van der Sloot ab, Schiedsrichter Harm Osmers zeigte ihm Gelb, mit etwas Pech wäre der Karton Rot gewesen.

Nur eine Minute später wieder Quarshie im Mittelpunkt. Der Nachwuchsmann soll im eigenen Strafraum Schalkes Assan Ouedraogo zu Boden gerissen haben. Osmers zögert nicht, zeigt auf den Punkt und schickt Quarshie vom Feld. Doch der VAR meldet sich aus dem Kölner Keller und bittet Osmers zur Studie an den Monitor. Nach Anschauung der Bilder entscheidet sich der Unparteiische um und lässt auch Quarshie im Spiel.

Kastenmeiner: „Schiedsrichter hat dicke Eier bewiesen“

„Ich habe die Szene kurz gesehen. Er kann ihn geben, da dürfen wir uns gar nicht beschweren. Ich sage, zu 80 Prozent ist es ein Elfmeter“, sagt Fortunas Schlussmann Florian Kastenmeier hinterher. „Am Ende hat der Schiedsrichter dicke Eier bewiesen, ist rausgegangen. Bei der Kulisse den zurückzunehmen in der 95. Minute – Hut ab.“ Kastenmeier fordert mehr Cleverness von seinen Vorderleuten. „Wir haben jetzt in zwei Spielen bei zwei Elfmetern richtig Glück gehabt, dass die zurückgenommen worden sind. Wir dürfen das Glück nicht überstrapazieren, weil beide kann man geben“, befindet er. „Bei beiden dürfen wir uns nicht beschweren. Wir müssen dahin kommen, dass wir nicht in eine solche Situation kommen.“ Gegen Fürth hatte Tim Oberdorf den Ball an die Hand bekommen.

Und was sagt Daniel Thioune dazu? „Die Bewertung der Elfmeterszene am Schluss ist nicht einfach – ich kann den Unmut der Schalker verstehen, denke aber auch, dass nicht jeder Kontakt ein Foulspiel ist“, sagt der Cheftrainer. „Wir fahren mit einem ordentlichen Gefühl nach Hause. Das hier so auszuhalten vor 60 000 und zurückzukommen, finde ich cool von meiner Truppe. Unsere Reise geht weiter.“

Eine weitere strittige Szene betraf Ex-Fortune Kenan Karaman, der die zwischenzeitliche Führung für die Königsblauen erzielt hatte. Bereits verwarnt, hatte er sich zu einem taktischen Foul hinreißen lassen, normalerweise gleichbedeutend mit einem Platzverweis. Doch Osmers hatte auf Vorteil für Fortuna entschieden. Dadurch waren dem Schiedsrichter allerdings hernach die Hände gebunden, er konnte nachträglich Karaman nicht mehr bestrafen, so wollen es die Regeln. „Das war mir so auch nicht direkt klar, ich habe es mir dann aber vom Schiedsrichterassistenten erklären lassen, dann bin ich ganz kleinlaut zurück in meine Coachingzone gegangen“, erzählt Thioune. Karaman hatte selbst auch eine andere Wahrnehmung. Er sagt: „Da habe ich Glück gehabt.“ Kurios ist dabei: Wäre der Schiedsrichter bei der Elfmeterentscheidung geblieben, hätte Karaman geschossen. Und das wäre dann an diesem Abend doch vielleicht zu viel des Glücks für den türkischen Nationalspieler gewesen.