Fortuna Düsseldorf Mitgliederversammlung: Röttgermann fordert eine andere Vereinskultur

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorfs Vereinsboss Thomas Röttgermann will Auseinandersetzungen nur mit offenem Visier führen. Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst: Wir legen alles offen.

Thomas Röttgermann hielt eine emotionale Ansprache und entschuldigte sich für seinen Fehler.

Foto: Wolff/CHRISTOF WOLFF

Die Worte waren gut gesetzt, die offene Herangehensweise an die Fehler in der App-Affäre haben Thomas Röttgermann offensichtlich verlorenes Vertrauen zurückgebracht. „Es tut mir leid, ich habe das Problem verursacht und hoffe, dass Sie meine Entschuldigung annehmen“, sagte Thomas Röttgermann an die Mitglieder gewandt. „Ich bin mir sicher, dass wir im nächsten Jahr an der gleichen Stelle sicherlich mehr über ein erfolgreiche Zukunft sprechen können.“

Der Vorstandsvorsitzende von Fortuna Düsseldorf nutzte die Jahreshauptversammlung, um zudem seine Vorstellungen von guter Vereinsarbeit zu erklären. Er sprach von einer „Qualität, die bei Fortuna aus Leidenschaft und Ruhe  entspringt, lobte und dankte den Trainern und der Mannschaft. „Der Sportvorstand und die Kaderplaner haben einen Superjob gemacht“, sagte der Vorstands-Boss. „Hier hat sich zusammengefunden, was zusammengehört.“

In Sachen Weiterentwicklung des Vereins dürfe man nicht das wirtschaftliche Augenmaß verlieren: „Sportliche Entwicklung auf Pump wird es bei Fortuna nicht geben.“ Der Wert des Spieler-Kaders habe sich exorbitant erhöht, trotzdem prangert Röttgermann die Ungerechtigkeit bei der Verteilung der TV-Gelder an. Fortuna hat 38 Millionen Euro für die Saison 2019/20 erhalten. Der Unterschied zu Freiburg beträgt schon elf Millionen, der zu Frankfurt über 40 Millionen Euro. „Da werden Dinge berücksichtigt, was so nicht gerecht ist.

Selbst Köln hat 47 Millionen Euro TV-Gelder zur Verfügung. Zum Derbysieg hat es trotzdem nicht gereicht“, sagte Röttgermann. „Wir müssen daran arbeiten, die Vermarktung und wirtschaftlichen Erlöse voranzutreiben und trotzdem so bleiben, wie wir sind.“ Mehr Geld dürfe Fortuna nicht verändern. Uns so wiederholte der Vorstandsvorsitzende noch einmal die Aussage, dass man sich keinen Investor ins Haus holen würde.

„Indiskretionen gehen gar nicht“

Zum Ende seine Rede ging Röttgermann noch einmal auf die Indiskretionen ein. „Damit muss Schluss sein. Wir brauchen Auseinandersetzungen in der Sache und mit offenem Visier. Wenn eine Entscheidung getroffen wurde, müssen auch alle dazu stehen.“

Ähnlich deutlich äußerte sich auch Reinhold Ernst. Der Aufsichtsratsvorsitzende, der gleichzeitig vor den knapp 800 Mitgliedern als geschickter Versammlungsleiter agierte, ließ in seiner Ansprache kein brisantes Thema aus. „Wir wollten eine offene Versammlung haben. Zudem war sie noch konstruktiv. Ich hoffe, es ist rübergekommen, dass wir für den Verein das Beste geben wollen“, erklärte Reinhold Ernst nach dem Ende der vierstündigen Mitgliederversammlung, die nie den Boden der Ernsthaftigkeit und Fairness verließ. Auch das war mit ein Verdienst des Aufsichtsratsvorsitzenden. „Man muss da unterscheiden, es gibt ja auch positive Unruhe, die den Verein weiterbringt“, sagte Ernst. „Dazu war es erforderlich, alles offen zu legen und die Diskussionen zu beenden.“

Ob das im Fall von Robert Schäfer gelungen ist, wird sich noch zeigen. Jedenfalls will der Verein möglichst zeitnah die Personalie abschließen. Derzeit sollen Verhandlungen zwischen beiden Parteien laufen. Dass es keine schlagkräftigen Gründe gegeben haben soll, bestreitet Ernst. Im Gegenteil, der Vertrauensbruch würde laut Ernst schon reichen, um die Beurlaubung zu rechtfertigen.

Doch es sei noch mehr passiert. Das betrifft unter anderem die Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Finanzfachmann Jörg Eicker, der nach einem Jahr überraschend aufgehört hatte, und auch den Führungsstil Schäfers nennt Reinhold Ernst als einer der Gründe, die zum Bruch geführt hätten. Natürlich spielte auch noch die Marbella-Krise und das Trainer-Theater eine Rolle, weil die Infos an den Aufsichtsrat nicht ausreichend gewesen sein sollen. So wurde auch die Entlastung von Robert Schäfer durch die Mitgleider verschoben – um etwaige Ansprüche nicht zu verlieren.