Nach harter Kritik in Almelo Fortuna-Trainer Thioune will Niemiec jetzt „ein richtig gutes Gefühl“ geben

Düsseldorf · Nach dem 0:0 gegen Almelo hat der Offensivakteur viel Kritik abbekommen.

Jona Niemiec im Gespräch mit Daniel Thioune.

Foto: Moritz Mueller

(td) Über die neuen Eindrücke, die der Coach beim 0:0 im Testspiel gegen Almelo von seinen U23- und U19-Spielern gewinnen konnte, hatte sich Daniel Thioune zwar gefreut. Doch mit der Leistung vieler Akteure aus seinem eigentlichen Kader war der 50-Jährige eben kaum einverstanden.

Vor allem an Jona Niemiec übte Thioune hinterher scharfe Kritik. „In diesen Momenten erwarte ich ein Tor, einen sauberen Abschluss. Wenn Jona das Risiko mit dem Außenrist eingeht, muss der Ball drin sein“, monierte Thioune, der seinem Ärger noch am Spielfeldrand zum Ausdruck gebracht hatte.

„Einfacher hätte man es sich nicht machen können, um mit einem guten Gefühl in die nächsten Tage zu gehen.“ Eigenwerbung betrieb Niemiec in Almelo also nicht, obwohl die Chance prädestiniert war: Dzenan Pejcinovic weilte bei der deutschen U20-Nationalmannschaft und Vincent Vermeij musste schon in der ersten Hälfte verletzt vom Platz.

Am Dienstag, zum Start in die Vorbereitung auf das anstehende Zweitliga-Topspiel in Kaiserslautern, vollzog Thioune nun jedoch eine verbale Kehrtwende. „Für seinen Auftritt in Almelo nehme ich Jona komplett in Schutz. Dass er Szenen dabei hatte, mit denen ich nicht zufrieden war, liegt auf der Hand. Aber wie er im Nachgang bewertet wurde, fand ich fehlplatziert“, sagte der Coach und kritisierte vor allem Teile der Öffentlichkeit. „Der Junge hat uns in der Vergangenheit sehr viel gegeben und viel weniger zurückbekommen, als er verdient gehabt hätte. Ich werde das alles mit ihm einordnen.“

Und zwar in einem persönlichen Gespräch am Mittwoch. „Er wird mit mir eine Videoanalyse haben“, kündigte der 50-Jährige an. „Die ist immer sachlich und auf einem Niveau, mit dem er etwas anfangen kann.“ Und dann ergänzte er: „Jona hat am Donnerstag in Almelo etwas getan, was ich in meinem Leben als Stürmer ungefähr acht Millionen Mal getan habe: alleine aufs Tor zuzurennen, den Ball aber nicht dort unterzubringen. Er hat für diese Szene mehr abbekommen, als er hätte abbekommen dürfen, auch wenn das Spiel von seiner Seite definitiv nicht gut war.“

Insgesamt führte das freie Wochenende bei Thioune offenbar zu einem Umdenken auf mehreren Ebenen. „Ich bin immer sehr kritisch mit meinen Jungs, darf das aber vielleicht gar nicht immer so sein“, betonte er und zählte auf: „Gegen Regensburg haben wir den Saisonrekord an gewonnenen Zweikämpfen aufgestellt. Dawid Kownacki hat 29 Zweikämpfe gewonnen, das ist auch der Saisonhöchstwert – und das als Stürmer. So etwas geht immer ein bisschen unter. Ich habe mir in den vergangenen Tagen viele Gedanken gemacht und mir gesagt: Gib den Jungs doch einfach mal ein gutes Gefühl.“

Womit der Trainer in seiner Argumentation den Kreis zu Niemiec schloss. „Jona bekommt von mir jetzt erstmal ein richtig gutes Gefühl“, erzählte Thioune. „Ich werde ihn daran erinnern, dass er uns in Magdeburg ein späteres DFB-Pokal-Halbfinale ermöglicht hat, und daran, was er gegen den Köln in unserem Stadion ausgelöst hat.“ Der Rest sei ein Lernprozess, ergänzte der 50-Jährige.

„Jona ist nicht fertig, weil er ein Quereinsteiger ist. Er versucht, jedes Mal besser zu werden, macht Freude mit seinem Tempo. Auch wenn er nicht immer alles richtig macht: Diesen Jungen baue ich wieder auf.“ Fortuna könnte einen Niemiec in besserer Form dringend gebrauchen.

(td seka)