Fortuna hatte in der 70. Minute mal einen guten Moment und kombinierte sich mit schnellen Pässen ins letzte Drittel durch. Danny Schmidt gab den Ball mit einem Zuspiel in die Tiefe direkt in den Lauf von Jona Niemiec, der mit Tempo in den Strafraum von Heracles Almelo stürmte. Der Offensivspieler hatte nur noch den Torwart vor sich und stand vor der Wahl, auf die mitgelaufenen Dawid Kownacki oder Tom Barth abzuspielen oder selbst den Abschluss zu suchen. Aufgrund der aussichtsreichen Position schloss Niemiec selbst ab, zielte aber drüber. Die Art und Weise seines Fehlschusses hinterließ allerdings nicht nur bei ihm ernüchternde Blicke.
Kownacki trat nach der vergebenen Chance seines Mitspielers frustriert gegen den Pfosten, Barth haderte am langen Pfosten mit der ausgelassenen Möglichkeit. Und auch Trainer Daniel Thioune konnte es an der Seitenlinie nicht fassen, dass sein Spieler diese hochkarätige Szene ungenutzt ließ. Damit verpasste Niemiec nicht nur ein Tor für die Fortuna, er hatte auch einen großen Anteil daran, dass der Test mit 0:0 endete.
„Wenn er das Risiko geht,
muss der Ball auch rein“
Nach der Partie bewertete Thioune die Leistung des Teams im Allgemeinen, doch mittendrin machte der 50-Jährige keinen großen Bogen um den Fehlschuss von Niemiec, der den Ball mit dem Außenrist kläglich über den Kasten schoss. „In diesen Momenten erwarte ich ein Tor, einen sauberen Abschluss. Wenn er das Risiko mit dem Außenrist geht, muss der Ball auch rein“, kritisierte Thioune: „Deshalb ist meine Sohle im Zaun gelandet, denn einfacher kann man es sich nicht machen, um mit einem guten Gefühl in die nächsten Tage zu gehen.“
Dieses gute Gefühl hätte Niemiec durchaus gebrauchen können. Beim 23-Jährigen läuft seit geraumer Zeit wenig zusammen, er ist von einem Stammplatz weit entfernt, kommt regelmäßig von der Bank. Viel bewirkt der sprintstarke Akteur während seiner Kurzeinsätze dann jedoch nicht, auch wenn er bisher vier Scorerpunkte (zwei Tore, zwei Vorlagen) in der Liga vorzuweisen hat. Besonders spektakulär war sein Tor in der Nachspielzeit zum 2:2-Endstand gegen den 1. FC Köln nach einer abgerutschten Flanke.
In Almelo bekam er die Gelegenheit, Eigenwerbung zu betreiben. Doch diese Bühne nahm der Flügelspieler nicht wahr, er überzeugte Trainer Thioune nicht mit Argumenten, um sich für mehr Einsätze anzubieten. „Es ärgert mich einfach. Jedes Testspiel bietet am Ende die Chance, sich zu zeigen und mir zu zeigen, dass ich Fehler mache“, erklärte Thioune: „Wenn einer der Stürmer sich schon in der ersten Halbzeit verletzt, dann sind nicht mehr ganz so viele Optionen da und dann muss man sich gegen die anderen durchsetzen.“
Damit spielte der Coach auf die verletzungsbedingte Auswechslung von Vincent Vermeij an, Stammstürmer Kownacki kam für den Niederländer in Almelo später auf den Platz. Offensivkraft Dzenan Pejcinovic war erst gar dabei, weil er sich mit Deutschlands U20 auf Länderspielreise befindet. Die Chance für Niemiec war also da, doch mit großer Wahrscheinlichkeit bleibt er nach dem Fehlschuss in Almelo auch künftig weiter außen vor. Dabei hatte Thioune erwartet, dass seine Spieler mit einer guten Leistung ein Zeichen an ihn senden.
„Dann muss man halt über die Überholspur kommen“, sagte Thioune und ergänzte: „Ich weiß, dass Jona es besser kann.“ Das hat der gebürtige Lüdenscheider nicht wirklich gezeigt, damit war er jedoch nicht alleine. Auch andere Akteure spielten sich nicht ins Rampenlicht und boten einer eher durchschnittliche Leistung an. „Es war jetzt keiner da, der überperformt hat. Die Möglichkeiten müssen die Jungs aber nutzen. Jona möchte auf den Platz, dann muss er diese Bälle reinschießen.“ Mit einem Tor hätte Niemiec auf sich aufmerksam gemacht, doch mit solch einer fahrlässigen Aktion wie in Almelo hat er sich ganz sicher nicht für weitere Einsätze von Beginn an empfohlen.