Wen kurz vor den Drehkreuzen doch noch der kurzfristige Hunger oder der spontane Durst auf etwas anderes als die innerhalb der Arena erhältlichen Speisen und Getränke überkommt, der steht als Fan von Heracles Almelo vor überhaupt keinem Problem. Selbst der samstägliche Wocheneinkauf ließe sich völlig komplikationslos mit dem Besuch eines Heimspiels des niederländischen Erstligisten verbinden, denn unten im Stadion befindet sich ein einigermaßen großer und vor allem von außen betretbarer Supermarkt.
Zum Einkaufen hatte Zweitligist Fortuna die etwa zweistündige Reise ins Nachbarland am Donnerstag aber nicht angetreten. Denn die Truppe von Trainer Daniel Thioune war nach Almelo gefahren, weil sie während der Länderspielpause ein Testspiel gegen den Tabellen-13. der Eredivisie vereinbart hatte. Der Tag jenseits der Grenze verlief jedoch alles andere als geplant: Den Rückweg traten die Düsseldorfer nicht nur mit einem trostlosen 0:0 im Rücken an, sondern insbesondere mit neuen, großen Verletzungssorgen. Vincent Vermeij, Karim Affo und Kapitän Andre Hoffmann verließen den Platz der Reihe nach mit schmerzverzerrten Gesichtern und ungewissen Diagnosen.
Reserve durfte ihr Können
unter Beweis stellen
Wie angekündigt nutzte Thioune die Partie zu Anfang, um jenen Akteuren, die zuletzt nur wenig bis gar nicht auf dem Feld gestanden hatten, mehr Einsatzzeit und vor allem eine Plattform zu verschaffen. In Almelo begannen nur vier mehr oder weniger regelmäßige Stammkräfte: Torwart Florian Kastenmeier, Hoffmann, Nicolas Gavory und Matthias Zimmermann. Die übrigen Positionen besetzte Thioune mit U23-Spielern wie Jan Boller und Elias Egouli, mit Top-Talent Affo oder mit Profis, die zuletzt in der zweiten Reihe ausharren mussten, wie Jona Niemiec, Vermeij oder Danny Schmidt.
Viel Eigenwerbung konnten sie allesamt jedoch nicht betreiben, obwohl Fortuna zumindest defensiv ganz anständig agierte. Insbesondere das Offensivspiel lahmte wie schon in den vergangenen Zweitliga-Partien allerdings enorm; ein harmloser Kopfball von Schmidt war die einzige Fortuna-Torannäherung in der ersten Hälfte. Über die Begegnung als solche sprach zur Halbzeit aber schon so gut wie niemand mehr, denn es trat ein, was viele Beobachter im Vorhinein befürchtet hatten: Thioune musste noch vor der Pause zwei Mal wechseln – verletzungsbedingt.
Zunächst hielt sich Kapitän Hoffmann nach einem Zweikampf die linke Schulter und verließ mit hängendem Kopf den Platz, nachdem er zuvor einige Minuten lang noch auf die Zähne gebissen hatte. In seinem Fall offenbar nur eine Vorsichtsmaßnahme, wie der Klub umgehend mitteilte. Schlimmer erwischte es kurz darauf dann Vermeij, der nach einem Freistoß über Almelo-Torwart Timo Jansink fiel, sich umgehend das linke Knie hielt und wenig später ebenso bedröppelt in die Kabine humpelte. Der Angreifer wird sich nach Vereinsangaben zeitnah einer MRT-Untersuchung unterziehen.
Die besondere Problematik dahinter: Bereits in den vergangenen Wochen verlängerte sich die Verletztenliste der Düsseldorfer nach einer zwischenzeitlichen Phase ohne größere Sorgen beinahe Tag für Tag. So war etwa Emmanuel Iyoha, der nach seiner Auswechslung gegen Regensburg (1:0) bereits am Mittwoch wohl aus Gründen der Belastungssteuerung das Training verpasst hatte, gar nicht erst mit in die Niederlande gereist. Und in der zweiten Hälfte kam es noch dicker: Auch Karim Affo ging plötzlich mit Schmerzen im rechten Sprunggelenk zu Boden, nachdem er unglücklich im Rasen hängengeblieben war, und musste mit genauso wie Hoffmann und Vermeij ausgewechselt werden.
Nachdem bereits das bis dato letzte Testspiel beim KRC Genk (2:2) im vergangenen Herbst mit großen Verletzungssorgen um Jamil Siebert und Giovanni Haag geendet war, ging also auch der Ausflug nach Almelo ziemlich in die Hose. Für den ins Stadion integrierten Supermarkt interessierte sich nach dem Schlusspfiff in jedem Fall niemand mehr.