„Augen zu und durch“ So ordnet Jamil Siebert sein Blitz-Comeback bei Fortuna ein

Düsseldorf ·  Der gerade erst genesene Jamil Siebert wird gegen den HSV eingewechselt und glänzt.

 Jamil Siebert jubelt mit Christos Tzolis (i.) im Spiel gegen den HSV.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

(gic/jol) Bei Fortuna kann es in diesen Tagen sehr schnell gehen. Vor allem, wenn man die Mangelposition Innenverteidiger bekleidet. Als Jamil Siebert Anfang voriger Woche ins Mannschaftstraining zurückkehrte, sollte er eigentlich erst einmal nur seinen Körper wieder an die Belastung gewöhnen, dann am Freitagabend im Regionalligaspiel der U23 bei Alemannia Aachen ein paar Minuten spielen. Eigentlich.

Doch es kam alles ganz anders. Obwohl der ursprüngliche Plan doch sehr vernünftig gewesen wäre, da Siebert gerade erst seinen im Januar erlittenen Innenbandriss im Knie überstanden hatte. Dann jedoch zog sich Jordy de Wijs beim 2:2 in Hannover einen Muskelfaserriss in der Wade zu; die gleiche Verletzung, wegen der Kapitän Andre Hoffmann ohnehin fehlte. Also musste Siebert beim Spiel der „Ersten“ gegen den Hamburger SV auf die Bank, als Absicherung für die verbliebenen Innenverteidiger Tim Oberdorf und Joshua Quarshie.

Bei der Absicherung blieb es jedoch nicht. Nach 41 Minuten zog sich Quarshie ebenfalls einen Muskelfaserriss in der Wade zu – und vorbei war es mit der gemütlichen Wiedereingliederung Sieberts. Der 21-Jährige musste noch vor der Pause auf den Platz, und er trumpfte dort beim 2:0-Sieg seines Teams so auf, als sei er nie fort gewesen. „Jamil is back“, sagte Trainer Daniel Thioune lachend. „Eigentlich war er gegen Aachen eingeplant, und dann legt er einfach mal gegen den HSV eine solche Stunde hin. Ich hoffe, dass er jetzt lange bleibt.“

Der so Angesprochene war nach seinem Sprung ins kalte Wasser blendend gelaunt. „Kein schlechtes Spiel für ein Comeback“, kommentierte Siebert in der Interviewzone augenzwinkernd. „So früh, so schnell – das sind die Momente, in denen du da sein und hundertprozentig abliefern musst.“ Und das machte er dann einfach mal.

„Ich bin zum Aufwärmen aufgestanden, und dann hat sich Josh auch schon verletzt“ – so beschrieb er die Momente kurz vor der Halbzeitpause. „Mein erster Gedanke war: Jetzt musst du da sein. Aber ich glaube, es war besser für mich, so direkt reinzukommen ins Spiel, als wenn ich von Anfang gespielt hätte und lange darüber hätte nachdenken können. Das kalte Wasser war besser für den Kopf. Einfach Augen zu und durch.“

Sieberts Analyse mit Blick aufs gesamte Team fiel eindeutig aus. „Wir haben zu Null gewonnen. Etwas Besseres gibt es nicht im Fußball, wenn du 2:0 gegen Hamburg gewinnst am Freitagabend. Dann hast du einiges richtig gemacht. Das muss aber auch unser Maßstab sein für die weitere Saison. Vielleicht hätten wir den Ball einige Male länger halten müssen, aber das klären wir später.“

Wirklich überrascht habe es ihn nicht, dass Fortuna ausgerechnet gegen einen so namhaften und gewöhnlich offensivstarken Gegner die Null gehalten habe. „Uns zeichnet aus, dass wir fighten, dass wir alles verteidigen wollen auf dem Platz“, erklärte der U21-Nationalspieler. „Die Jungs, die reinkommen, geben dann auch noch mal alles. Wir sind eine Einheit. Deshalb haben wir den Sieg über die Zeit gebracht, aber wenn ich mir unsere vielen Kontermöglichkeiten in der zweiten Hälfte ansehe, hätten wir es nicht so spannend machen müssen.“

Über seinen Körper und die gerade überstandene Verletzung habe er sich keinerlei Gedanken gemacht. „Einfach rein“, betonte er. „Auf diesen Moment hatte ich acht Wochen lang gewartet. Und zum Glück hat ja alles geklappt.“ Er habe vollstes Vertrauen in seinen Körper, versicherte Siebert.