Tops und Flops der Systemumstellung Was Fortunas Trainer in Rostock gefiel – und was gar nicht

Düsseldorf · Daniel Thioune ist beim 3:1 in Rostock begeistert von seinen Außenverteidigern, sieht aber Mängel im Mittelfeld.

Trainer Daniel Thioune bei seiner Arbeit an der Seitenlinie im Rostocker Ostseestadion.

Foto: dpa/Gregor Fischer

In der Halbzeitpause hatte sich Daniel Thioune etwas Besonderes ausgedacht. Oder besser gesagt: Fortunas Chefcoach tat dies gemeinsam mit seinen Assistenten im Trainerteam, Jan Hoepner und Manfred Stefes. Diese Ideenschmiede hat sich schon einige Male Ungewöhnliches einfallen lassen und setzte das nun auch im Rostocker Ostseestadion fort. Obwohl die Düsseldorfer beim FC Hansa, der heimstärksten Mannschaft der vergangenen Monate, verdient 2:1 führte, änderten die drei das Spielsystem.

Statt wie zuvor im 4-3-3 mit zwei klassischen Außen- und einem Mittelstürmer sowie einer Vierer-Abwehrkette agierten die Gäste in einem 5-3-2, für das der zuvor auf Rechtsaußen stürmende Felix Klaus zum Rechtsverteidiger wurde. Vincent Vermeij und Christos Tzolis, nach den Auswechslungen dann Daniel Ginczek und Jona Niemiec bildeten einen Zwei-Mann-Sturm vor dem verbliebenen Dreier-Mittelfeld.

Den Grund für die Umstellung trotz größtenteils dominant geführter erster Hälfte und 2:1-Führung erklärte Thioune tags darauf.

„Das ist eben Zweitligafußball. Es wäre ein Wunschkonzert, wenn es nach einem frühen 2:0 so ausgehen würde wie beim 5:0 in Elversberg, aber so etwas passiert maximal zwei-, dreimal pro Saison“, sagte der Trainer. „Jetzt war es ganz normal Zweite Liga: Es fällt der Anschlusstreffer, das Stadion ist da, es wird rauer. Trotzdem muss man aber sehen, dass man die Kontrolle über das Spiel behält.“ Und dafür war eben der Plan, die Defensive mit einer Fünferkette zu festigen. „Defensiv haben wir das geschafft“, analysierte Thioune.

„Aber ich bin schon der Meinung, dass wir es offensiv deutlich besser hätten machen können. Auch mit den Einwechslungen hätte ich mir das gewünscht. Aber man muss dann schon eine saubere Balance finden zwischen Druck aufs Spielgerät und – wenn ich das nicht hinbekomme – Erhöhung der Qualität im Ballbesitz. Und das haben wir im Mittelfeld nicht mehr so gut geschafft wie in der ersten Stunde. Wir hatten nicht mehr so viel Tempo im Zugriff gegen den Ball; die Konsequenz war, dass wir vieles verteidigen mussten.“

Ohne dass er den Namen genannt hätte, verteilte Thioune damit einen Seitenhieb gegen Ao Tanaka, den er in Minute 62 für Shinta Appelkamp eingewechselt hatte. Es war der einzige Spielertausch im Mittelfeld, so dass sich der japanische Nationalspieler mit der Analyse des Trainers angesprochen fühlen musste. Und tatsächlich gelang es dem 24-Jährigen erneut nicht wirklich, seine unbestritten vorhandene individuelle Klasse beruhigend in das Düsseldorfer Spiel einzubringen.

Kritikpunkte lassen
positiven Trend weiterführen

Letztlich ging aber ja alles gut aus, und der Sieg sowie weite Teile des Spiels ließen das Gesamturteil des Trainers positiv ausfallen. „Es freut mich sehr, dass wir in den ersten 45 Minuten genau da weitergemacht haben, wo wir beim 3:1 gegen Karlsruhe aufgehört hatten“, sagte der Trainer. „Wir hatten uns ja gefragt, wie das nach den Länderspielen wohl sein würde. Etwa bei Christos Tzolis, der viel Zeit auf dem Flughafen verbracht hat. Aber obwohl unsere jungen Leute bei ihren Nationalteams eine sehr hohe Intensität hatten, haben sie sich sehr positiv auf unser Spiel ausgewirkt.“ Dabei gehörte auch zum Plan, nicht permanent Pressing auszuüben, um den Rostockern nicht zu viele Räume zu gewähren. „Diese Räume wollten wir mit unseren Außenverteidigern kontrollieren“, berichtete Thioune. „Das hat gut funktioniert, Matthias Zimmermann und Emma Iyoha haben oft in den Halbräumen gespielt, so haben wir das Zentrum bekommen. Beide haben einen sensationellen Job gemacht, und so haben wir eine gesunde Balance geschafft: Mal gehen wir gut ins Pressing, mal ziehen wir uns tiefer zurück, um in unsere Abläufe zu kommen. Das setzen die Jungs prima um.“ Aber Thioune wäre nicht Thioune, wenn er nicht doch ein paar Kritikpunkte zum Ansetzen fände – und nur so lässt sich der positive Trend weiterführen.