Tormaschine trifft auch in Rostock Wie Fortunas Trainer Tzolis‘ Wechselfrust kommentiert

Rostock/Düsseldorf · In Rostock schießt der Grieche ein Tor und ist über seine Auswechslung sauer.

Christos Tzolis bejubelt sein Tor zur 1:0-Führung.

Foto: dpa/Gregor Fischer

Zugegeben, der Vergleich ist sehr hoch gegriffen. Aber wenn man dabei ausdrücklich betont, dass es sich bei diesem um eine Analogie nach Zweitliga-Maßstäben handelt, dann sei er doch gestattet: Bei Christos Tzolis ist es aktuell ganz ähnlich wie früher beim großen Arjen Robben. Als der Niederländer noch das Trikot des FC Bayern München trug, wusste im Grunde jeder Abwehrspieler, was Robben gleich tun würde – mit dem Ball vom Flügel nach innen ziehen und dann ebenso wuchtig wie platziert abschließen.

Jeder wusste das – und trotzdem konnte es kaum jemand verhindern. Und aktuell ist das, heruntergebrochen auf Zweitliga-Verhältnisse, bei Tzolis eben ganz ähnlich. Fortunas Außenstürmer bekommt den Ball auf dem linken Flügel zugespielt, zieht dann mit einem flinken Haken zur Mitte und schießt mit seinem starken rechten Fuß platziert aufs Tor. Mit Gewissheit hatte Hansa Rostocks Abwehrspieler Jasper van der Werff in der Videovorbereitung aufs Spiel gesehen, wie Tzolis auf diese Weise den herrlichen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen den Karlsruher SC erzielte. Doch als der 21-Jährige das in der 17. Minute der Samstag-Partie im Ostseestadion erneut probierte, konnte van der Werff die Aktion bei allem Bemühen dennoch nicht verhindern. 1:0 für Fortuna, der Grundstein zum späteren 3:1-Sieg.

Tzolis war mit Auswechslung
nicht einverstanden

In bislang fünf Pflichtspielen für die Düsseldorfer hat die Leihgabe von Norwich City viermal getroffen – beim 5:0 in Elversberg sogar doppelt. Schon beim Feiern mit den Fans und den Teamkollegen vor dem Gästeblock des Ostseestadions bewies der junge Grieche, dass er eine Menge Temperament besitzt und zum Feierbiest taugt. Später gab er dann aber noch einmal eine Kostprobe seines Temperaments: bei seiner Auswechslung.

In der 62. Minute beorderte Trainer Daniel Thioune Tzolis vom Platz, brachte für ihn Jona Niemiec. Und der Youngster gab recht unmissverständlich zu Protokoll, was er davon hielt: Maulend und kopfschüttelnd ging er Richtung Kabine, zerknüllte das Tape, das er um sein Handgelenk getragen. Thioune quittiert das tags darauf mit einem süffisanten Lächeln. „Das liegt nun mal im Naturell des Fußballers“, sagt der 49-Jährige. „Alle Jungs, die nicht gespielt haben, sind enttäuscht und sauer. Und alle, die ausgewechselt werden, sind enttäuscht und sauer. Von mir aus sollen sie alle mit dem Kopf schütteln, sich die Ohren zuhalten und den Zeigefinger auf den Mund legen. Das macht nichts mit mir; aber es könnte vielleicht was mit dem Team machen. Aber ich mache das nie so groß.“

Wobei er sich doch einen kleinen Exkurs zum Thema Verhalten im Mannschaftskreis gönnt: „Wir sind ein Team, und es hat etwas mit Respekt zu tun gegenüber dem, der reinkommt; denn der hat auch eine Menge dafür getan, dass er Platzzeit bekommt. Manchmal hat das taktische Gründe, manchmal Leistungsgründe. Und Leistung einzuschätzen, fällt den Spielern ja immer schwer; wir können das ganz gut von draußen.“

Damit lässt er es aber auch schon wieder gut sein. Wie Grundschullehrer verteilt Thioune eben mal kleine Rüffel, anschließend aber gleich wieder etwas aus der gemischten Tüte vom Kiosk. „Fünf Spiele, fünf Tore – vielleicht will Christos ja seine persönliche Bilanz auf ein anderes Level heben“, vermutet er grinsend. „So sind junge Spieler halt. Aber das spricht ja auch für die Kultur der Jungs. Dass sie nicht satt sind, dass sie nicht zufrieden sind. Es wäre komisch, wenn es nicht so wäre, und alle sich über ihre Auswechslung freuen.“ Da freut sich Tzolis doch lieber auf seine nächste Feier-Einlage mit den Fans. Vielleicht ja schon am Sonntag im Heimspiel gegen Hannover 96.