Fortuna-Frust nach Pleite an der Ostsee

Trainer Norbert Meier übt auch Kritik an Jens Langeneke, der die Verantwortung beim Elfmeter an Ranisav Jovanovic weitergab.

Rostock. Norbert Meier schöpfte sich im Gang vor der Umkleidekabine den Teller voll mit Nudeln, verzog sich löffelnd erst einmal in eine Ecke. Gabel für Gabel musste der Trainer der Fortuna seine Gedanken sortieren. Oder Frust abbauen, die Wut mit jeder einzelnen Nudel runterschlucken. Seine Spieler schlichen mit gesenkten Köpfen vorbei, die starre Frust-Maske aufgesetzt. War dahinter so etwas wie Schuldbewusstsein zu erkennen?

Gleichzeitig rauschten die Rostocker in Mannschaftsstärke lachend und feixend vom Spielfeld in ihre Kabine, wie eine gut gelaunte Partytruppe am Flughafen von Mallorca. Mit ihren Fans hatten sie das so überraschende wie verdiente 2:1 gegen den Aufstiegskandidaten ausgiebig gefeiert, das ihnen wieder Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga beschert hat.

Nach der verspeisten Nudelportion servierte Fortuna-Trainer Meier den verbalen Nachtisch, schien sich mit jedem einzelnen Analyse-Satz besser über seine Verärgerung klar zu werden. „Mir brennen da selbst einige Fragen auf der Zunge.“ Und das lag sicher nicht an zu heißen Nudeln.

Beispielsweise, warum nicht Jens Langeneke als etatmäßiger Schütze zum Strafstoß antrat: „Da muss er als Kapitän Verantwortung übernehmen und sie nicht bereitwillig weitergeben, weil er den letzten Strafstoß mal verschossen hat.“ Oder wie seine Mannschaft nach zwei guten Chancen in der Anfangsphase in das totale Leistungsloch gefallen ist. „Die ersten und letzten Minuten gut zu spielen, reicht einfach nicht.“

Dabei hatte der Trainer in der Kabine noch ganz sachlich und beruhigend auf seine Akteure eingeredet, denn nicht zuletzt war gegen technisch und taktisch schwache Rostocker bis zum Ende alles drin. „Diese Niederlage hatte etliche Facetten“, sagte Meier, der schon am Dienstag gegen den FSV Frankfurt eine „ganz andere Einstellung als Team“ sehen will.

Wie nötig Meier die beruhigende Abendspeise im Kabinengang wohl hatte, verdeutlicht sein geäußertes Verständnis für Thorsten Fink, Trainer des Bundesligisten Hamburger SV. Fink hatte kürzlich einen Spieler handgreiflich aus der Kabine befördert. Doch zu so einer Aktion würde sich selbst der „hanseatische Straßenköter“ (Meier) nicht gehen lassen. „Bei uns wird keiner gewürgt.“ Auch wenn das am Donnerstagabend womöglich verständlich gewesen wäre.