Fortuna hat viele Gewinner
Vor allem Torwart und Abwehr haben die Basis für eine großartige Entwicklung gelegt.
Düsseldorf. Die Fußballer des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf genießen derzeit bei ihrer "Tingel-Tangel-Tour" mit Testspielen in ganz Deutschland den Rückblick auf eine bewegte und schon fast sensationell gute Spielzeit. Für den einen war es vielleicht der Beginn einer großen Karriere, für den anderen eine lehrreiche Erfahrung.
Wenn es um Komplimente oder Lob geht, verteilt Norbert Meier es gerne, aber als Adressat von Huldigung jeglicher Art sieht sich Fortunas Trainer nicht. Doch was er teilweise im Teamwork mit Wolf Werner geleistet hat, sucht seinesgleichen. Aus einer Mannschaft, die weniger kostet als die von mindestens 14 anderen Zweitligisten, holte er das Maximale heraus.
Seine eigenwillige Art, seine Ideen, seine Kreativität und vor allem der Humor gegenüber seinen Spielern zeichnen den 51-Jährigen aus. Düsseldorfer des Jahres 2009 ist Meier schon, wenn er so weiter macht, setzen ihm die Fans noch ein Denkmal. Aber das wäre ihm gar nicht recht, denn seiner Meinung nach sind die Spieler für den Erfolg verantwortlich.
Wer nur ein Heimtor in der Rückrunde kassiert, kann nur ein Gewinner sein. Michael Ratajczak hat einen Klasse-Job gemacht. In der Sommerpause arbeitet Torwarttrainer Michael Stahl nun mit ihm noch an der Strafraumbeherrschung, und "Rata" kann ein ganz Großer werden.
Durchstarter dieser Spielzeit war ohne Zweifel "Bamba" Anderson. Experten und Fans hatten dem Brasilianer bestenfalls eine Ergänzungsrolle hinter den etablierten Innenverteidigern zugetraut. Aber mit einer exzellenten Leistung und dem Solo vor seinem Tor zum 2:0 gegen Hansa Rostock krönte der 22-jährige künftige Gladbacher eine bärenstarke Saison.
Neben ihm glänzte Jens Langeneke nach anfänglichen Problemen als abgebrühter und erfahrener Abwehrchef. Christian Weber als Links- und Johannes van den Bergh als Rechtsverteidiger gehörten ebenfalls zur zweitbesten Abwehr der Liga, die in 17 Heimspielen nur sechs Treffer zuließ (31 insgesamt). In deren Windschatten lässt Kai Schwertfeger mit seinen fünf Einsätzen Großes erwarten.
Vor der Abwehr räumte Claus Costa in 31 Einsätzen auf, setzte sich zu Saisonbeginn durch und auf der Sechser-Position fest. Selbst eine Sperre hinderte Trainer Norbert Meier nicht daran, dem zuverlässigen Claus nachher wieder zu vertrauen. Zugang Oliver Fink fiel nach starkem Start in ein kleines Leistungsloch, war aber mit 32 Einsätzen als Feldspieler am häufigsten dabei und bewies wiederholt seine Zuverlässigkeit.
Ebenso wie Mannschaftskapitän Andreas Lambertz, der mit kämpferischem Einsatz jede Mittelfeld-Position ausfüllen konnte. "Regisseur" Marco Christ schwächelte zwar ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Saison, war jedoch mit nur 24 Einsätzen bester Vorlagengeber seiner Mannschaft (10) und der Spezialist für Standardsituationen. Sebastian Heidinger spielte sich vor allem in der Schlussphase als "Joker" in den Vordergrund.
Im Angriff sorgten Martin Harnik als bester Torschütze (13 Treffer), Ranisav Jovanovic (7) und der erst 21-jährige Marcel Gaus (4) für Aufsehen. Wie wichtig Jovanovic ist, merkte man auch, als er verletzungsbedingt fehlte.
Die Fans lieben ihn, und der Abschied war herzlich - doch Axel Lawarée konnte sich im letzten Jahr seiner Profi-Karriere im Sturm nicht mehr durchsetzen. Ebenso wie der in der Winterpause ausgeliehene Sturmkollege Torsten Oehrl, der bei fast keinem seiner 15 Einsätze überzeugen konnte, aber auch am Sonntag nicht verabschiedet wurde. Die größte Enttäuschung war aber Dimitrij Bulykin - schwerfällig und untrainiert verspielte er jegliche Sympathien auch bei den Fans. Im Mittelfeld kam Stephan Sieger als "Sechser" an Costa nicht mehr vorbei.
Olivier Caillas hatte zumindest in der Hinrunde noch einige Male gespielt, war seit dem Winter aber oft nicht einmal mehr im 18er-Kader für die Spiele. Patrick Zoundi kam wenigstens noch auf 19 Einsätze, aber auch ihm hatte man wesentlich mehr zugetraut. In der Abwehr zeigte sich Kozo Yuki bei zwei Einsätzen zwar ordentlich, aber nicht unbedingt zweitligareif. Auch Hamza Cakir und Fabian Hergesell konnten sich nicht durchsetzen. Oliver Hampel hatte den Kader bereits ebenso in der Winterpause verlassen wie Robert Palikuca.
Michael Melka verletzte sich am ersten Spieltag, fand sich anschließend meist im Kraftraum, hin und wieder mal als Nummer zwei auf der Bank wieder. An Ratajczak führte zuletzt kein Weg vorbei. Auch Deniz Kadah hatte sich viel vorgenommen, doch schon in der Winterpause wurde dem Stürmer mitgeteilt, dass man nicht mehr mit ihm plane - Verletzungen bremsten den 24-Jährigen zusätzlich aus.