Fortuna schwebt auf Wolke sieben
Vor 41.764 Zuschauern siegt Düsseldorf in einem unterhaltsamen Spiel 3:1 gegen den MSV Duisburg und ist wieder Tabellenführer.
Düsseldorf. Tabellenerster, Derbysieger, fünf Punkte Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz, ein 3:1 vor der Saison-Rekordkulisse von 41764 Zuschauern bei größter Unterhaltung. Und: glückselige Düsseldorfer Fans, die vom Aufstieg träumen dürfen - die Fußball-Welt der Fortuna ist nach dem gestrigen Sieg gegen den MSV Duisburg rosarot. Mindestens elf Tage lang: Es folgt die Länderspielpause, erst am 14. Oktober geht es bei Arminia Bielefeld weiter.
Tugrul Erat kommt aus der Düsseldorfer Vergangenheit. Der Aserbaidschaner aus Solingen spielte wie Innenverteidiger Dustin Bomheuer einst in Düsseldorf, aber was da über Erats zu verteidigende Seite nun so alles passierte, hatte der 26-Jährige in dieser Arena ganz sicher noch nicht erlebt. Fußball mit Tempo, trickreich, schnelles Passspiel - und in dem Belgier Benito Raman einen Gegenspieler, der Erat einen denkwürdigen Abend bereitete. Nach zwei Minuten war Raman das erste Mal entwischt, seine Flanke köpfte Rouven Hennings mit Tempo auf den kurzen Pfosten zum 1:0 in die Duisburger Maschen.
Und als Erat noch darüber nachdachte, wie ihm da geschehen war, spielte Raman, den Düsseldorf von Standard Lüttich mit Kaufoption ausgeliehen hat, ein nächstes Mal Katz und Maus mit ihm. Wieder über Links, der Ball geriet zu Mitspieler Jean Zimmer, dessen Schuss entscheidend über Oliver Fink zum 2:0 abgefälscht wurde. Fünf Minuten waren da erst gespielt.
Nicht viel erinnerte an diesem Abend mehr an die etwas biederen und freilich auch in Kauf genommen limitierten Düsseldorfer der vergangenen Saison. Trainer Friedhelm Funkel hat die Zeit genutzt, um jene Spieler voranzubringen, auf die er wirklich zählen kann: Marcel Sobottka etwa, Kaan Ayhan, Oliver Fink als verlängerter Arm. Es ist nicht mehr viel übrig geblieben von eine Schar von Talenten, mit denen man Werte schaffen wollte. Jetzt schlägt die alternative Taktik an: Spieler mit schon mehr individueller Klasse zu holen, und deren Wert trotzdem zu mehren.
So ist ein Ensemble entstanden, das derzeit höchsten Zweitliga-Ansprüchen genügen kann: Torwart Raphael Wolf (musste später wegen einer Kopfverletzung ausgewechselt werden) wird es Michael Rensing nur schwer ermöglichen, ins Tor zurückzukehren, im Aufbauspiel ist der von Borussia Mönchengladbach ausgeliehene Florian Neuhaus in der Tat ein beachtliches Geschenk von Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. Und vorne spielt Rouven Hennings mit Benito Raman und auch Jean Zimmer jenen zielgericht kombinationsstarken Stürmerfußball, der unterhält und noch dazu erfolgreich ist. Gegen Duisburg erzielte Hennings seinen sechsten Pflichtspieltreffer (4 in der Liga, 2 im DFB-Pokal).
Dass der MSV Duisburg nach der deprimierenden Anfangsphase trotzdem zu vielen Chancen kam, war einem etwas wilden Gesamt-Spielstil zu verdanken. Düsseldorfs Abstände passten nicht immer, und es schien die Fortunen ob der gnadenlosen Effizienz der eigenen Angreifer auch nicht wirklich zu stören. Wolf parierte einen Kopfball von Bomheuer glänzend, später auch noch einen Elfmeter, nachdem er selbst Duisburgs Stürmer Kingsley Onuegbu mit dem Knie stoppen musste.
Nach der Pause schaffte es der MSV mit einem herausragenden Oliveira Souza Cauly im Mittelfeld in einer einzigen Szene innerhalb von zwei Sekunden vier Mal den Pfosten zu treffen. Der Unterschied zeigte sich wenige Sekunden später: Hennings schickte Raman auf den Weg, der schloss trocken ab - das war das 3:0 (55.) und die Entscheidung, an der auch der sehenswerte Duisburger Treffer von Moritz Stoppelkamp nichts mehr ändern konnte (57.): es war einer von 26 Duisburger Torschüssen (14 bei Fortuna) in einem wunderbaren Zweitliga-Spiel.