Fortuna und Trainer Köstner: Schachzüge einer zähen Trennung

Wie Düsseldorf und sein Trainer Köstner auseinander finden — oder auch nicht.

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Düsseldorf. Die Beziehung zwischen Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf und seinem Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner nimmt einen unheilvollen und ziemlich einzigartigen Verlauf.

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Die Fakten: Der 62-Jährige ist seit Anfang April krankgeschrieben, der Verein hat sich inzwischen entschieden, den Vertrag mit ihm auflösen zu wollen. Auch weil Köstners Vertreter Oliver Reck (im Gegensatz zu Köstner) extrem erfolgreich gearbeitet hat. Das Problem: Köstner weiß, dass Fortuna nicht mehr mit ihm plant, Fortuna weiß, dass der Club dem Trainer nicht wegen seiner gesundheitlichen Probleme kündigen darf.

Jetzt wird es ein Ränkespiel, in dem klare Aussagen aus rein formalen Gründen nicht mehr getroffen werden können: Keiner der beiden Parteien will sich bei der Verhandlung über eine Abfindung in eine schlechte Position bringen. Immerhin geht es um mehr als ein Jahresgehalt (Vertrag bis Sommer 2015) von rund 350 000 Euro, dem Vernehmen nach soll Köstner darüber hinaus inzwischen weitere Forderungen stellen.

Der Höhepunkt des Ränkespiels: Am Mittwoch sollte sich Köstner, der für unsere Zeitung nicht zu erreichen ist, wieder in Düsseldorf einfinden, um die weitere Vorgehensweise mit dem Verein zu besprechen. Zuvor hatte er sich via Boulevard als gesund gemeldet.

Doch ein offenbar von Köstner geplanter Urlaub unmittelbar nach seiner Rückkehr soll ihm der Verein — rechtlich abgesichert — untersagt haben. Schließlich gebe es nach Köstners langer Abwesenheit auch ohne Ligabetrieb einiges zu planen. Köstners Antwort blieb nicht aus: Dem Verein flatterte am Dienstag eine erneute Krankschreibung ins Haus — dieses Mal bis zum 1. Juni.

Eine schmutzige Situation, in der es am Ende wohl viele Verlierer und nur einen Gewinner geben wird: Letzterer ist Fan-Liebling Oliver Reck, den die Düsseldorfer zum neuen Cheftrainer machen werden. Weil aber dessen neue Bezüge anzuheben sind und die Fortuna auch noch das Gehalt des geschassten Trainers Mike Büskens zahlen muss, schmerzt jeder weitere ausgegebene Euro auf der Trainerposition.

Derweil zeichnen sich die wahren Hintergründe einer Trennung immer deutlicher ab: Die Spieler von Fortuna Düsseldorf waren in großer Zahl unzufrieden mit der Arbeit Köstners. Das haben viele Akteure intern und gegenüber unserer Zeitung geäußert — ohne genannt werden zu wollen.

Die Probleme, mit denen der Club nun umgehen muss, häufen sich: Der Führung wird moralisches Fehlverhalten vorgeworfen, weil man sich vorzeitig von einem kranken Trainer zu trennen gedenkt, dem man — oberflächlich betrachtet — kein Fehlverhalten vorwerfen kann.

Für einen möglichen Rechtsstreit mit Köstner glaubt der Verein gute Karten zu haben. Die Taktik des Trainers, nur über ausgesuchte Medien zu sprechen, sei zumindest moralisch verwerflich und vertragstechnisch keinesfalls korrekt, heißt es aus dem Verein.

Dass noch größere Problem: Weder den Spielern noch dem künftigen Cheftrainer Oliver Reck kann der Verein offiziell sagen, wer künftig das Sagen haben wird. Die Verlängerung der Saison läuft. Ein Elfmeterschießen vor Gericht ist möglich — wenn sich nicht beide Seiten auf eine gütliche Lösung besinnen können.