Fortuna: Von labil zu stabil
Trainer Köstner und Sportvorstand Schulte fordern Stabilität. Doch was heißt das?
Düsseldorf. Es war das Erste, was Trainer Lorenz-Günther Köstner nach seinem Amtsantritt als Ziel formulierte: „Es gilt zunächst, Stabilität herzustellen.“ Dann hieß es, die von Verletzungspausen zurückkehrenden Fortunasspieler brächten „mehr Stabilität“. Der neue Sportvorstand des Fußball-Zweitligisten, Helmut Schulte, forderte jüngst im WZ-Interview „maximale Stabilität“. Stabilität — ein oft ausgesprochenes Wort bei Fortuna. Doch was meinen die Verantwortlichen damit? Wann ist eine Mannschaft stabil? Und was genau fehlt der Fortuna noch?
Stabilität ist per definitionem die Eigenschaft eines Systems, frei von starken Schwankungen zu sein. Auf den Fußball übersetzt, heißt das: Eine Mannschaft hat eine Spielidee und setzt diese auf einem gewissen Niveau um. Ein System ist dann stabil, wenn es durch äußere oder innere Einflüsse nur bedingt ins Wanken gebracht wird und schnell in seinen Ursprungszustand zurückkehrt. Im Fußball Heißt das: Die grundlegende Spielidee wird nicht von Ausfällen, Gegentoren oder Formtiefs Einzelner beeinflusst.
Von der Theorie zur Praxis: Fortuna hatte unter Trainer Norbert Meier jahrelang ein stabiles System. Die Spielidee, defensiv kompakt zu stehen, aggressiv zu stören, bei Ballbesitz blitzschnell umzuschalten und den Gegner mit Effektivität im Angriff zu besiegen, funktionierte beinahe fünf Spielzeiten. In der Rückrunde der Bundesligasaison zeigte sich, dass die Fortuna aber nicht stabil genug war: Äußere Faktoren und (teilweise) unglückliche Niederlagen weichten das Fortuna-System auf.
Dann übernahm Mike Büskens eine verunsicherte Mannschaft und versuchte, ihr ein von Dominanz, Ballbesitz und spielerischen Akzenten geprägtes Auftreten zu vermitteln. Das ging — bis auf die erste Halbzeit beim Hinspiel in Köln — schief. Für dieses System fehlte nicht nur das Selbstvertrauen, sondern auch die individuelle Klasse.
Ein Trainer muss erkennen, welches System er mit den vorhandenen Spielern umsetzen kann. Interimscoach Oliver Reck kehrte erfolgreich zum „Meier-Fußball“ zurück. Köstner, das war in den ersten Spielen nach der Winterpause schon zu sehen, setzt das fort: Eine kompakte Verteidigung, die wenig Chancen zulässt, ein einfacher aber schneller Spielaufbau und vorne — da fehlt es noch an der Effektivität. Sonst, man denke nur an die Chancen von Andreas Lambertz oder Tugrul Erat, wäre gegen 1860 München oder Union Berlin (beide 1:1) mehr drin gewesen als ein Remis.
Doch gerade im Heimspiel gegen die Berliner wurde die Instabilität der Fortuna deutlich: Union hat über 90 Minuten mehr Ballbesitz, aber Fortuna ist in der ersten halben Stunde aggressiv, erobert Bälle, setzt Angriff um Angriff. Doch als Erat endlich das 1:0 (35.) erzielt, ist plötzlich Schluss. Die Mannschaft weicht von ihrem System ab, zieht sich zu weit zurück, ist zu passiv. Kassiert den Ausgleich. Trainer Lorenz-Günther Köstner sagte: „Nach dem 1:1 haben wir den Schalter plötzlich wieder umgelegt. Da ging es wieder.“
Es sollte aber möglichst über 90 Minuten gehen. Gelingt das und nimmt dann noch die Genauigkeit im Passpiel zu, kann Fortuna wieder eine stabile Mannschaft werden. Selbstbewusstsein und Handlungssicherheit kommen zurück. Mit Siegen — zum Beispiel beim VfL Bochum am Sonntag — geht das alles natürlich am schnellsten.