Fortunas neues Macht-Dreieck
Viele hatten einen Paukenschlag in der Trainerfrage erwartet, doch dazu ist die Fortuna derzeit kaum in der Lage.
Düsseldorf. Es ist grau, alles grau und kalt. Die Atmosphäre am Fortuna-Trainingsgelände passt zur aktuellen Lage des Fußball-Zweitligisten. Dass pünktlich zum Trainingsbeginn mehrere Einsatzwagen der Feuerwehr vorfahren, passt nicht minder. Wer rettet die Fortuna nach mehreren Lustlos-Auftritten aus der sportlichen Krise?
Nach der Blamage in Aue hatte einiges darauf hingedeutet, dass die Geduld des Bundesliga-Absteigers mit Trainer Mike Büskens zu Ende sei. Doch mittlerweile scheint sicher, dass der 45-jährige gebürtige Düsseldorfer zumindest bis zur Winterpause im Amt bleibt. Denn bei Fortuna hat sich in Zeiten des Vorstands-Umbaus ein neues Machtgefüge etabliert.
Der scheidende Präsident Peter Frymuth wird sich in seinen letzten Tagen als Fortuna-Boss nicht mehr in die Trainierfrage einmischen — am 2. Dezember soll in einer Aufsichtsratssitzung seine Nachfolge geklärt werden. Wolf Werner ist ebenfalls nicht gewillt, sich von seinem Wunschtrainer zu trennen. Zumal der 71-Jährige im März die Verantwortung abgibt.
Als aussichtsreicher Kandidat auf die Frymuth-Nachfolge gilt Aufsichtsratschef Dirk Kall. Finanzvorstand Paul Jäger, der nach dem Aalen-Debakel in die Kritik geraten war, hält sich derzeit bedeckt.
Unternehmensberater Kall hatte sich in den Unruhen nach dem Aalen-Spiel klar hinter Büskens gestellt. „Das Bekenntnis zu Trainer Mike Büskens ist nicht an ein Ultimatum oder irgendein Zeitlimit gekoppelt. Die Entscheidung steht sehr fest“, sagte der 46-Jährige damals der WZ. Heißt im Klartext: Büskens kann auch weiter Spiele verlieren, ohne um seinen Job fürchten zu müssen. Was beim Restprogramm vor dem Winter — zu Hause gegen den Karlsruher SC und den 1. FC Köln, auswärts in Kaiserslautern und bei Energie Cottbus — gar nicht unwahrscheinlich ist.
Erst im Januar, wenn der neue Sportdirektor Helmut Schulte sein Amt antritt, sollen er und „Mike Büskens die Situation bewerten und Entscheidungen bezüglich des Kaders treffen“. Äußerungen, die man eigentlich von einem Vorstandsboss erwartet hätte, nicht von einem Aufsichtsrat, dem Kontrollgremium des Vereins.
Kall, Büskens und Schulte — das dürfte Fortunas neues Macht-Dreieck werden. Kall hat mit dem Aufsichtsrat die Verpflichtung von Schulte abgesegnet und sich hinter Büskens gestellt. Würde der Trainer nun doch entlassen, käme das einem Wortbruch Kalls gleich.
Dazu kommt: Schulte, der sich bis zum Ende seines Vertrages bei Rapid Wien nicht zur Fortuna äußern will, wurde auch verpflichtet, weil er zu Büskens passt. Die beiden waren beim Schalker Nachwuchs gemeinsam erfolgreich. So sind die Abhängigkeiten: Ohne Büskens kein Kall, ohne Kall kein Büskens — und Schulte mit beiden. Die Feuerwehr kann bei diesem Rettungsversuch indes nicht helfen.