Fortuna Düsseldorf Frank Kramer: „Wir sind in Bochum nur Außenseiter“

Frank Kramer räumt ein, dass sein Team vom perfekten Spiel noch weit entfernt ist. Aber Fortunas Cheftrainer sieht eine Entwicklung.

Foto: Jos Mullers

Düsseldorf. Für ein Profiteam ist es etwas anderes, ohne einen Sieg in das nächste Saisonspiel zu gehen, oder nach einen überzeugenden Erfolg mit gestärktem Selbstvertrauen beim Tabellenführer antreten zu können. Die Voraussetzungen für ein ereignisreiches und spannendes Spiel am Freitagabend in Bochum sind gegeben.

„Das ist immer etwas Besonderes beim Spitzenreiter anzutreten. Die Bochumer spielen auch einen richtig guten Fußball und stehen zurecht da oben“, erklärte Fortunas Cheftrainer Frank Kramer nach dem Training am Dienstag im Hinblick auf die nächste Aufgabe seiner Mannschaft. „Da brauchen wir sicherlich eine sehr gute Leistung, wenn wir da etwas mitnehmen wollen.“ Kramer lobt die Bochumer als stabile und eingespielte Einheit, die von ihrer Kompaktheit lebt. „Wir gehen jetzt, nachdem wir einmal gewonnen haben, mit einem anderen Gefühl an die Aufgabe heran. Es ist aber Fakt, dass wir nur der Außenseiter in diesem Spiel sind.“ Wenn man diese Rolle entsprechend annehmen würde, wäre das für Kramer aber kein Problem.

Doch die Mannschaft habe nur einen kleinen Schritt gemacht, darf jetzt aber nicht einen Funken weniger Engagement zeigen. Von einem perfekten Spiel ist die Fortuna nach Auffassung des Trainers noch weit entfernt. Das liegt aber auch daran, dass das 3:0 gegen 1860 München von Sonntag keinen 100-prozentigen Rückschluss auf die Leistungsstärke zulässt. Weil nicht klar erscheint, ob die Fortuna so stark war, oder der Gegner nur einen schlechten Tag gehabt hätte. „Das spielt wohl beides zusammen“, sagte Kramer. Es gebe noch genügend Dinge, die seine Mannschaft verbessern könne.

„Erst, wenn wir diese Leistung kontinuierlich anbieten können, wird man nicht sagen, es habe immer nur an der Schwäche des Gegners gelegen, dass wir uns durchsetzen konnten“, erklärte Kramer. Immerhin habe die Mannschaft jetzt die Gewissheit, dass sie auch gewinnen kann, wenn sie eine gute Leistung bringt. Und das tut dem Selbstvertrauen gut. Dennoch heißt das nicht, dass jetzt ein Sieg in Bochum selbstverständlich sei. „Wir spielen jetzt gegen den Tabellenführer. Das ist die größte Herausforderung, die wir derzeit in der 2. Liga bekommen können.“

Ohne Aggressivität in den Zweikämpfen und Präzision im Aufbau werde seine Mannschaft in Bochum aber „nichts erben“. Das sei Basis, die immer zu sehen sein muss. „Wir müssen dahin kommen, die Chancenverwertung, den letzten Pass und die Konsequenz vor gegnerischen dem Tor zu verbessern. Aber auch die Ordnung hinter dem Ball“, sagte Kramer. Die Bereitschaft das zu erarbeiten, sei nach einem Erfolgserlebnis viel größer.

Kramer hat im Spiel gegen 1860 eindeutig mehr Positives als Negatives gesehen. Das war zum Beispiel die Leistung von Ihlas Bebou und vor allem auch der starke Auftritt von Kerem Demirbay, der sich von Minute zu Minute gesteigert hat. „Er war zielstrebig bei Abschlussaktion, hat andere in Szene gesetzt. Aber er kann auch mit seiner Technik und seiner Wendigkeit helfen, Chancen zu kreieren“, sagte der Trainer. „Alle können von einem guten Fußballer profitieren, der ständig anspielbar ist. Er muss permanent im Spiel sein und dazu benötigt er Spielpraxis, um noch gefestigter zu sein.“ Demirbay müsse mit seinem Einsatz und seiner Leidenschaft zeigen, dass er für das Team lebt und zudem die individuellen Impulse setzen.

Insgesamt ist die personelle Lage nicht so klar, wie sie auf den ersten Blick scheint. Dass die Sieger-Mannschaft vom vergangenen Sonntag auch in Bochum auf den Rasen läuft, ist fraglich. Der Einsatz von Axel Bellinghausen ist noch offen, und die Rückkehr von Mathis Bolly ist anscheinend trotz des überzeugenden Auftritts von Bebou möglich. Zweifel an den defensiven Fähigkeiten des schnellen Flügelstürmerstürmers versuchte Kramer jedenfalls zu zerstreuen. „Auch er hat gelernt, nach hinten zu arbeiten.“ Darauf kommt es am Freitag wohl an. Aber auch dass geht mit einem Sieg im Rücken deutlich leichter.