Manfred Bockenfeld wird 60 Der Außenverteidiger mit dem Torriecher
Düsseldorf · In 178 Bundesligaspielen für die Fortuna traf der Abwehrspieler immerhin 20 Mal. 1984 bestritt er sogar ein Länderspiel. Am Donnerstag wird er 60 Jahre alt.
Als der junge Manfred Bockenfeld im Sommer 1981 den Fußball-Zweitigisten 1. FC Bocholt verließ und sich Fortuna Düsseldorf anschloss, waren die besten Jahre seines neuen Klubs gerade vorbei. Zwei DFB-Pokalsiege und ein Europapokal-Finale lagen hinter den Rot-Weißen, zudem gab es in den 1970er-Jahren sieben Mal eine Platzierung unter den Top-Sieben in der Bundesliga-Tabelle. Es war und ist bis heute die erfolgreichste Dekade der nunmehr 125-jährigen Vereinsgeschichte. Doch 1981 hatte sich viel verändert. Jörg Berger war zum neuen Trainer ernannt worden, Torjäger Klaus Allofs schloss sich ausgerechnet dem 1. FC Köln an und auch Egon Köhnen verabschiedete sich aus Düsseldorf.
Obwohl er also etwas zu spät zur Fortuna kam, erinnert sich der Rechtsverteidiger, der am Donnerstag seinen 60. Geburtstag feiert, noch immer gerne an seine sechs Jahre in rot und weiß zurück. „Keine Frage, das war eine sehr schöne Zeit, obwohl der sportliche Erfolg ausblieb und wir meist nur gegen den Abstieg gespielt haben und 1987 dann ja auch abgestiegen sind. Die Jahre bei der Fortuna waren dennoch die schönsten meiner Karriere“, sagt Bockenfeld im Gespräch mit der WZ. „Ich hatte die Gelegenheit, mit vielen nationalen und internationalen Fußball-Größen zusammenspielen zu dürfen. Als ich damals zu meinem ersten Training gefahren bin, war ich doch sehr nervös. Das werde ich nie vergessen.“
Bis 1987 absolvierte er 178 Bundesligaspiele, erzielte dabei für einen Außenverteidiger beachtliche 20 Tore und erlebte insgesamt vier Trainer und durchaus turbulente Jahre — wie das bei der „launischen Diva“ in unschöner Regelmäßigkeit nun mal üblich war und ist. In Bockenfelds erster Saison in Düsseldorf entging die Fortuna nur knapp dem Abstieg. 1:6 beim HSV, 0:7 bei den Bayern, ein Torverhältnis von 43:78 und kein einziger Auswärtssieg. 1982/83 schob sich das Team dank eines Schlussspurts mit Heimsiegen über Braunschweig (5:0), Leverkusen (4:0) und Frankfurt (5:1) noch auf Rang neun vor, doch auch in Bockenfelds zweitem Jahr war lange Zittern angesagt. Platz 14 am Ende der Saison 1983/84, ein Jahr darauf Rang 15 und in der Abschlusstabelle 1985/86 wieder 14. — die Fortuna entging dem Gang in die Zweitklassigkeit immer wieder nur knapp. Unter Berger, Willibert Kremer und Dieter Brei.
1984 berief ihn Bundestrainer Jupp Derwall für die DFB-Auswahl
Zwischendurch aber setzten Bockenfeld und die Fortuna Akzente. So wie 1983/84. Da wurde in der Hinrunde Borussia Dortmund mit 7:0 überrollt, in der Rückrunde fertigte die Fortuna im Rheinstadion in aufeinanderfolgenden Heimspielen erst Borussia Mönchengladbach mit 4:1 und zwei Wochen später auch die Bayern mit demselben Resultat ab. Bei den umjubelten Siegen gegen die beiden Borussias unter den Torschützen: Manfred Bockenfeld.
Dessen Leistungen blieben auch dem Bundestrainer nicht verborgen. Jupp Derwall nominierte ihn im Februar 1984 für ein Freundschaftsspiel des DFB in Bulgarien (3:2). „Was uns der Deutsche Fußball-Bund damals nicht vorher mitteilte: In Varna war es kalt, minus 15 Grad. Wir bekamen erst zwei Stunden vor dem Anpfiff die richtigen Schuhe. Der Einzige, der mit seinem Lodenmantel richtig auf die dortigen Wetterverhältnisse vorbereitet war, war Karl-Heinz Rummenigge“, erinnert sich Bockenfeld. „Der Boden war eisig, ich habe richtig schlecht gespielt.“ Es blieb sein einziges Länderspiel.
Als die Fortuna 1987 abstieg, wechselte Bockenfeld zu Waldhof Mannheim. 1989 ging es zu Werder Bremen. Dort sollte der einst vom Fortuna-Fanzine „Nimm mich volley“ zu einem der „Kultspieler des Jahrtausends“ Gewählte die sportlich erfolgreichsten Jahre seiner Laufbahn erleben. Bockenfeld wurde Deutscher Meister, zwei Mal DFB-Pokalsieger und Gewinner des Europapokals der Pokalsieger: „Mit Werder habe ich so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Viel mehr ging nicht.“
Nach fünf Jahren in Bremen ließ Bockenfeld seine Karriere beim 1.FC Bocholt ausklingen, heute arbeitet er als als selbständiger Versicherungsvermittler in seinem Heimatort Südlohn im westlichen Münsterland. Seine Kontakte nach Düsseldorf und Bremen hat er nie verloren. Im Bundesliga-Endspurt der vergangenen Saison war er „oft zwiegespalten“, da seine beiden Ex-Klubs gegen den Abstieg kämpften. „In diesen Wochen habe ich mich immer um eine Antwort gedrückt, wenn ich zu dem Thema befragt wurde“, berichtet Bockenfeld. Seinen runden Geburtstag verbringt er mit seiner Ehefrau in einem Golfresort. „Zuhause klingelt ja nur das Telefon. Da fahre ich lieber ein paar Tage weg und spiele ein bisschen Golf.“