Fußball Wie viel Macht hat Funkel über Fortunas Weg?

Düsseldorf · Analyse: Der ehemalige Trainer wirft seinen Schatten breit über das Fortuna-Gelände. Und ausdauernd. Warum eigentlich?

Düsseldorfs ehemaliger Trainer Friedhelm Funkel war mit Leib und Seele für Fortuna Trainer. Jetzt allerdings kommen vielen Fans Zweifel.

Foto: dpa/Marius Becker

Über niemanden haben die Anhänger von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf in den vergangenen Wochen so viel diskutiert wie über Friedhelm Funkel. Dabei ist der Ex-Trainer der Fortuna gar nicht mehr beschäftigt beim Erstliga-Absteiger, seit Ex-Sportdirektor Lutz Pfannenstiel im Januar Uwe Rösler aus Norwegen holte und Funkel fortschickte. Aber: Seither schwebt die Krefelder Fußball-Legende über diesem Verein: Gab reichlich Interviews zur sportlichen Situation der Düsseldorfer unter dessen Nachfolger, sendet schmeichelnd Liebesbotschaften für Verein und Fans aus und gerierte sich im Elend des Abstiegs dabei auffällig als jener, der es wohl besser hinbekommen hätte. Alles nicht verboten: Wenn Funkel gefragt wird, antwortet der 66-Jährige.

Aber: Bei den Anhängern setzen sich – wie in den sozialen Medien immer öfter zu lesen – vermehrt Zweifel durch, wie ernst es Funkel tatsächlich mit dem Verein ist. Ob beabsichtigt oder auch nur schlecht beraten: Funkel macht sich in Düsseldorf gerade wenig Freunde. Im Verein selbst haben sich die Zweifel am einst so geachteten Erfolgstrainer, der Aufstieg und Klassenerhalt schaffte, ehe er als Tabellenletzter gehen musste, festgesetzt. Aufsichtsrat Björn Borgerding rang sich – angesichts des Funkelschen Schattenspiels offenbar herausgefordert – in der „Rheinischen Post“ zur klaren Stellungnahme durch, Funkel werde keine Rolle mehr spielen, das habe er auch mit ihm selbst so besprochen, Funkel selbst habe „die Tür zugemacht“. Funkel interpretierte das Treffen aber ganz anders. „Ich hab‘ nochmals gesagt, im Moment nicht für irgendeine Aufgabe bei Fortuna zur Verfügung zu stehen. Das wurde mir vom Verein schon im Januar angeboten. Aber ich kann mir eine Aufgabe bei Fortuna irgendwann definitiv vorstellen“, sagte Funkel der „Bild“, schränkte aber ein: „Nur nicht in der jetzigen Situation.“

Fragen lässt der Marathon-Mann des deutschen Fußballs mit seinen zehn Trainerstationen und einer langen Spieler-Laufbahn damit kaum offen: Für Funkel kommt offenbar nur eine Rückkehr infrage, wenn die heutigen Entscheidungsträger nicht mehr da sind. Ein Spiel, in dem nichts muss, aber alles kann. Eines, das im Fußballgeschäft gern gespielt wird. Aber darum auch gut ist?

So lässt es sich ganz gut leben für den Fachmann in der kommenden Zeit, in der der Verein massiv unter Druck steht. Von Fortuna wird trotz eines massiven Umbruchs der Wiederaufstieg erwartet, zwei Jahre in der ersten Liga haben einen finanziellen Vorsprung auf den Großteil der Zweitliga-Konkurrenz bewirkt. Gerät aber der Zug vom Gleis und wird’s im Herbst bis Winter sportlich und atmosphärisch unruhig, käme Funkel wieder aufs Tableau. Ob dessen unausgesprochene Rechnung so aufgeht? Immerhin gibt’s noch viele, die Fortunas gute Zeit allein mit dem Namen Funkel verbinden. Ungeachtet der attraktiveren Spielart seines Nachfolgers, die den Abstieg aber nicht verhindert hat. Die Tabelle lügt nicht? Allein wie der Neuaufbau gelingt, entscheidet darüber, ob Funkel Thema bleibt. Oder eben doch eine von den Anhängern lächelnd geblätterte Erinnerung in der Vereinschronik sein kann.