Düsseldorf. Es ist eine Hitparade, die Diskussionen unter Fußball-Fans geradezu provoziert: Die 100 größten Spiele aller Zeiten hat die Redaktion des Fachmagazins "11 Freunde" gewählt und in seiner neuesten Ausgabe präsentiert. "Sieger" wurde das Europapokalfinale Bayer Uerdingen gegen Dynamo Dresden. Sicher diskussionswürdig. Außerhalb jeder Diskussion stehen natürlich die drei Partien der Fortuna, die es unter die Top 100 geschafft haben.
Auf Rang 23: Das verlorene Europacup-Finale gegen Barcelona
Aus Düsseldorfer Sicht ganz vorne: Das Europapokalfinale der Pokalsieger gegen Barcelona am 16. Mai 1979. 4:3 unterlag die Fortuna in einer dramatischen Begegnung, war lange Zeit das bessere Team. "Ich erinnere mich noch an jedes Detail", sagt Jörg Daniel, der damals das Tor hütete. Natürlich gerne an seinen gehaltenen Elfmeter beim Stand von 1:1 in der zwölften Minute. "Ich hatte Carlos Rexach im Halbfinale beobachtet, wusste, dass er wartet, bis sich der Torwart bewegt. Ich habe ihm den Gefallen nicht getan." Weniger gerne denkt er an das vorentscheidende 3:2 in der Verlängerung. "Gerd Zewe wird angeschossen, von seinem Rücken wird der Ball über mich abgefälscht. Ich hatte keine Chance." Dank Flügelstürmer Wolfgang Seel, heute 58, kam die Fortuna noch einmal auf 3:4 heran. "In dem Moment habe ich geglaubt, dass wir es noch schaffen. Gebt mir den Ball, auch wenn ich 20 Meter vor dem Tor bin, ich mache ihn rein - da war ich mir sicher. Aber ich habe den Ball nicht mehr bekommen." An sein erstes Tor, den Ausgleich zum 2:2 erinnert er sich ebenfalls noch gut. "Es war ein langer Ball von Gerd Zimmermann. Der Pass kommt ein bisschen kurz, ich wollte ihn eigentlich mit links nehmen. Dann musste ich ihn mit dem rechten Außenrist reinmachen. Ich war mir aber nicht sicher, dass er reingeht." Der Rest ist schmerzhafte Geschichte.
Auf Rang 32: Das DFB-Pokalfinale 1958 gegen den VfB Stuttgart
Auf Rang 32 das DFB-Pokalfinale im November 1958: Nach Verlängerung schlug der VfB Stuttgart im Kasseler Auestadion die Fortuna 4:3. "Eine unglückliche Niederlage in einem sehr guten Spiel", erzählt Fortuna-Legende Matthes Mauritz. Neben ihm im F 95-Trikot standen Größen wie Erich Juskowiak, Berni Steffen, Jupp Derwall oder der Doppeltorschütze Franz-Josef Wolfframm. Für Mauritz ist das Spiel aber aus einem anderen Grund unvergesslich. Dem sportlichen Multitalent - Mauritz schaffte es in die Fußball- und Hockey-Nationalmannschaft - unterlief in der zweiten Halbzeit ein selten peinliches Malheur: "Ich habe ein irres Handspiel begangen, es gab Elfer und Tor für Stuttgart. Ich habe einen Ball im Strafraum einfach aufgefangen, die anderen hätten mich fast gelyncht. Vielleicht lag’s daran, dass ich just zu der Zeit in der Sporthochschule viel Handball gespielt habe." Zum Glück konnte er den Fauxpas ausbügeln: "Ich hab’ kurz danach drei Leute ausgespielt und die Vorlage zu Wolframms 3:3 gegeben.
Auf Rang 85: Das sensationelle 6:5 gegen die Bayern
Mit Platz 85 sträflich unterplatziert ist das legendäre 6:5 der Fortuna über Bayern München im Juni 1975. Unfassbar, dass diesen Klassiker gerade einmal 30 000 Zuschauer im Rheinstadion live erlebten. Es war ein warmer Sommertag, an dem das dramatische Torfestival seinen Lauf nahm. Auf dem Platz stand Heiner Baltes, der knallharte Verteidiger. Er wird bis heute daauf angesprochen und erinnert sich natürlich gerne: "Das war wirklich ein tolles Spiel, ein Tag der offenen Tür. Und ich habe ein schönes Tor gemacht, ein Weitschuss aus 25 Metern, ich glaube zum Ausgleich von 4:4", erinnert er sich. Es war das 4:4, nachdem die Bayern zur Pause - unter anderem durch drei Tore von Gerd Müller - schon 4:2 führten. Weitere Torschützen für Fortuna waren Wolfgang Seel, Timo Kriegler, Rainer Geye, Dieter Brei und Dieter Herzog. Angeblich hatte Trainer Manni Krafft Baltes vor dem Spiel verboten, über die Mittellinie zu gehen. Baltes: "Das stimmt. Das haben mir aber alle Trainer verboten, weil ich technisch ja nicht gerade versiert war."
Der Internet-Tipp für alle Fußball-Nostalgiker: Das Finale gegen Barcelona (allerdings mit spanischem Kommentar) zu sehen auf: www.youtube.com/watch?v=qNZK7mIEoLM