Fortuna Düsseldorf Hennings Argumente gegen die Rotation

Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel freut sich, ohne Qualitätsverlust wechseln zu können. Doch das gilt nicht für den Sturm.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Rouwen Hennings suchte ein Wort, als er da im Kabinengang der Bielefelder Alm stand. „Man sitzt generell nicht gern auf der Bank. Wenn man fit ist, möchte man spielen. Und dann ist man etwas…“, setzte der Fortuna-Stürmer an, ohne den Satz zu beenden, er hätte ja als Egoist dastehen können. Also umschiffte er das Thema: „Ja, ,sauer’ ist auch nicht das richtige Wort. Es gehört einfach dazu, und ich hoffe, dass es mich nicht allzu oft trifft.“

Dieses Mal, beim 3:1-Erfolg der Düsseldorfer Fußballer im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld, hatte es ihn allerdings getroffen. Erst nach 63 Minuten — die Fortuna lag 0:1 zurück — wechselte ihn Trainer Friedhelm Funkel ein. Fünf Minuten später erzielte Hennings, 29, den Ausgleich, in der Verlängerung legte er noch den Siegtreffer nach.

Das war natürlich ganz nach dem Geschmack des 63-Jährigen. Welcher Trainer mag es nicht, wenn seine Einwechselung den Sieg bringt? Für Funkel Anlass genug, generell von der neuen Tiefe im Fortuna-Kader zu schwärmen. Er könne nun jederzeit Spieler bringen, „die der Mannschaft einen Schub geben“.

Das gilt selbst für die Startformationen, die munter durchgewechselt werden. Im Vergleich zum Spiel in Aue (2:0) eine Woche zuvor gab es gleich fünf Veränderungen: Julian Schauerte, Jerome Kiesewetter, Adam Bodzek, Lukas Schmitz und eben Rouwen Hennings wichen für Jean Zimmer, Anderson Lucoqui, Florian Neuhaus, Oliver Fink und Emir Kujovic. Von einer B-Elf hatte das trotzdem nichts. Auch Funkel empfand das nicht so und sagte: „Wir haben keine Stammelf, wir haben 16, 17, 18 Spieler, die jederzeit spielen können.“

Das mag stimmen, allerdings eher für Abwehr und Mittelfeld, wo es zahlreiche Alternativen gibt. Zwar hat die Fortuna auch im Angriff nachgelegt und in Havard Nielsen und Emir Kojuvic zwei Neue verpflichtet, an Hennings dürfte trotzdem vorerst kein Vorbeikommen sein. Zu stark ist er, zu treffsicher. Jeder der bisherigen Auftritte war ein Argument gegen allzu viel Rotation im Angriff.

Das war vor einigen Wochen noch nicht so klar abzusehen. In der Vorsaison, als er vom FC Burnley aus England lediglich ausgeliehen war, hatte Hennings nicht immer die Erwartungen erfüllt. Weil er häufig als einzige Spitze spielte, traten seine Defizite in Sachen Schnelligkeit zu Tage. Zudem beschlich einen nicht selten das Gefühl, Hennings sei von den Kollegen allein gelassen worden. In 30 Spielen erzielte er nur neun Tore.

Nun sieht das anders aus. Seitdem Friedhelm Funkel mit zwei Spitzen agieren lässt, blüht Hennings auf. In einem Zehntel der Spielzeit hat er ein Drittel der Tore erzielt: drei in drei Spielen. Und nicht nur das: Es sind wichtige Tore wie das 1:0 in Aue oder nun in Bielefeld das 1:1 sowie das 2:1.

Mit dem neuem Personal habe das aber nichts zu tun: „Egal ob man Konkurrenz hat oder nicht, man muss immer abliefern“, sagt Hennings, der nicht verschweigen wollte, dass er „sogar mal bester Joker in der 2. Liga“ war. Doch bevor dieser Satz als mündliche Bewerbungen für einen Stammplatz auf der Bank aufgefasst wird, legte er schnell noch einen nach: „Ich spiele natürlich lieber von Anfang an.“ Das wird er bald auch wieder tun.