Fortuna Düsseldorf Die neuen Qualitäten der Fortuna

Beim 3:1 im Pokal in Bielefeld holt das Team erneut einen Rückstand auf. Weil es taktisch variabel ist und eine starke Bank hat.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Es soll ja Leute geben, die stellen sich das Leben eines Profi-Fußballers wie ein einziges Spektakel vor. Wie einen jahrelangen Rausch zwischen jubelnden Fans, wilden Partys, teuren Sportwagen und leicht bekleideten Supermodels.

Wer nach dem DFB-Pokalspiel der Düsseldorfer Fortuna am Samstagabend im Bauch des Bielefelder Stadions stand und den verschwitzten Spielern lauschte, der sah allerdings niemanden, dem noch der Sinn nach Abenteuer stand. Egal wer da auch sprach, sie alle einte nur ein Wunsch: der nach Ruhe. Nicht mal feiern wollten sie auf dem Rückweg im Mannschaftsbus — trotz des 3:1-Sieges nach Verlängerung, der sie in die zweite Runde hatte einziehen lassen.

DFB-Pokal: Fortuna schlägt Bielefeld in der Verlängerung
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„Total kaputt“ sei er, sagte beispielsweise Neu-Fortune Jean Zimmer „Das war echt anstrengend“, ergänzte Kapitän Oliver Fink, der in den 120 Minuten zuvor so viel über den verregneten Rasen gerannt und gegrätscht war, dass sich niemand gewundert hätte, wenn Fink gleich im Kabinengang eingeschlafen wäre.

Es war eines dieser Spiele, für die vor Jahren jemand das komische Wort „Pokal-Fight“ kreiert hat. Ein Spiel, das mit einer Großchance auf jeder Seite spektakulär begonnen hatte, dann stark nachließ, weil lange Zeit niemand etwas Unvorhergesehenes versuchte und das dann nahezu eskalierte, weil fast nur noch Sachen passierten, die so nicht geplant waren: Abspiel- und Stellungsfehler, unnötige Fouls, waghalsige Alleingänge.

Das war für die 20 000 Zuschauer natürlich herrlich anzusehen. „Hin und her, viele Zweikämpfe, viele hitzige Duelle. So stellt man sich Fußball vor“, fasste Fink zusammen. Selbst sein Trainer Friedhelm Funkel, sonst als ausgemachter Freund der kontrollierten Defensive bekannt, hatte seinen Spaß. Ein „sehr, sehr gutes Pokalspiel“ sei das gewesen, „beide Mannschaften haben körperlich alles gegeben“, sagte Funkel, der sich aber nicht nur an der Intensität des Spiels erfreute, sondern vor allem am Spielverlauf.

In den vergangenen Jahren war ein Rückstand für die Fortuna ja meist gleichbedeutend mit einer Niederlage. In dieser Saison lag sie nun bereits zwei Mal zurück und hat noch nicht verloren. Beim Liga-Start gegen Braunschweig (2:2 nach 1:2) und nun auch in Bielefeld (3:1 nach 0:1) nicht. Die Gastgeber hatten kurz nach der Pause eine Phase ausgenutzt, als gleich zwei Düsseldorfer Defensivspieler verletzt waren und nicht eingreifen konnten. Doch anstatt wegen so viel Pechs mit dem Schicksal zu hadern, hätten sich die Fortunen „nicht umwerfen lassen“ und „eine Reaktion gezeigt“, stellte Funkel zufrieden fest.

Möglich sei das aus zwei Gründen. „Wir haben wieder mal gezeigt, dass wir innerhalb des Spiels die taktisch umstellen können.“ Dieses Mal von 3-5-2 auf 4-4-2. Und vor allem: Durch die Sommerzugänge ist der 63-Jährige nun in der Lage, jederzeit frisches Personal von der Bank zu bringen ohne, dass die Qualität darunter leiden würde. „Das ist das, was uns auch in den nächsten Wochen und Monaten hilft. Dass wir immer wieder Spieler von der Bank bringen können, die der Mannschaft einen Schub geben. Das ist der Unterschied gegenüber dem letzten Jahr.“

In Bielefeld galt das vor allem für Rouwen Hennings, der sich zunächst auf der Ersatzbank wiedergefunden hatte — obwohl er vergangene Woche in Aue (2:0) das wichtige 1:0 in einer Phase geschossen hatte, als so gar nichts klappen wolle. Nun kam der Stürmer beim Stand von 1:0 für Bielefeld rein und traf nur wenige Minuten später zum Ausgleich. In der Verlängerung legte er noch das 2:1 nach. „Er hat also auch nicht so viel verkehrt gemacht“, sagte Funkel.