Jens Langeneke im Interview: Die Angst vor dem Schlendrian
Fortunas Abwehrchef Jens Langeneke sieht vier starke Konkurrenten im Aufstiegskampf.
Düsseldorf. Jens Langeneke spielt bisher erneut eine überzeugende Saison. Der 34-Jährige hat neben seiner sportlichen Zuverlässigkeit ein feines Gespür dafür, wenn alles wie von selbst zu laufen scheint, sich aber der Schlendrian einschleichen könnte. Dann ist der Abwehrchef des Fußball-Zweitligisten zur Stelle und sorgt wieder für Bodenhaftung bei den Kollegen. Wir sprachen mit dem Vizekapitän der Fortuna.
Herr Langeneke, Sie haben bei der Werbeaktion mit den neuen Mitgliedern unter anderem Gnocchi gekocht. Waren die Leute begeistert von Ihrer Kochkunst?
Langeneke: Es hat wunderbar geschmeckt. Aber ich habe eher geholfen als gekocht. Das läuft bei uns zu Hause übrigens auch so. Meine Frau kocht hervorragend.
Hervorragend ist das Stichwort. Ist das derzeit mit der Fortuna die schönste Phase Ihrer Karriere?
Langeneke: Das ist wirklich so, aber man muss das seit unserem Aufstieg in die 2. Liga auch als Gesamtpaket sehen.
Dann wäre ein Bundesliga-Aufstieg sozusagen das I-Tüpfelchen?
Langeneke: Es läuft derzeit alles sehr rund. Aber ich kann die Tabelle lesen. Da sind vier weitere Mannschaften, die das gleiche Ziel haben wie wir. Deswegen müssen wir jedes Spiel sehr konzentriert angehen. Fakt ist, dass die Punkteausbeute der fünf Spitzenteams nicht normal ist, sondern über dem Schnitt von zwei Zählern pro Spiel liegt. Sonst haben meist 68 Punkte am Ende zum Aufstieg gereicht. Ich bin mir absolut nicht sicher, ob das auch in dieser Saison so ist.
Ist es für Sie ein Traum, in der Bundesliga zu spielen?
Langeneke: Wir sollten nicht über ungelegte Eier sprechen. Bis Mai ist es noch eine lange Zeit.
Es hat sich personell nicht viel verändert. Warum ist die Mannschaft so viel stärker geworden?
Langeneke: Genau das ist der Punkt. Wir sind als Mannschaft gewachsen. Die Einzelspieler und die Mannschaftsteile sind stärker geworden. Wir haben sogar den besten Sturm. Mit der Zahl der Gegentore bin ich überhaupt nicht zufrieden. Ich hätte lieber drei Mal 2:0 statt 4:2 gespielt.
Wenn es mal nicht so gut läuft, sorgen Sie und Sascha Rösler für Reizpunkte. Wie wichtig ist das für die Mannschaft?
Langeneke: Moment, ich habe diesmal noch keine Gelbe Karte wegen Reklamierens erhalten. Wobei es sportlich auch nicht so viel zu meckern gab. Aber es gibt schon Situationen, in denen Sascha und ich bewusst Reizpunkte setzen, um die Mannschaft zu wecken. Wir haben als erfahrene Spieler das Gespür für den richtigen Moment. Das Spiel in St. Pauli ist ein Beispiel dafür.
Spüren Sie einen gewissen Druck, so kurz vor dem Ziel irgendwann Probleme zu bekommen?
Langeneke: Nein, so etwas spüre ich nicht. Und der Weg ist noch sehr weit. Die Fans machen uns auch keinen Druck. Beweis dafür sind die letzten Minuten im Spiel gegen Dresden, die Freude und die Unterstützung der Anhänger nach dem 2:1-Siegtreffer war überwältigend. Da standen die Fans herausragend hinter uns.
Und auch das Pokalspiel gegen Dortmund lenkt nicht ab?
Langeneke: Ich habe meine Kartenwünsche für dieses Spiel abgegeben, und denke nun höchstens ein paar Tage vorher wieder an den BVB.
Was wünschen Sie sich denn für diese Spielzeit?
Langeneke: Ich wünsche uns, dass wir alle möglichst gesund durch diese Saison kommen. Und an den Ereignissen von Frankfurt und dem Tod von Adriano Grimaldis Schwester haben wir besonders erkennen müssen, dass Fußball bestimmt nicht das Wichtigste auf der Welt ist.