Kenia, der lange vermisste Regisseur

Der Georgier versucht bei seinem Debüt in der Startelf die Rolle des Spielmachers auszufüllen.

Düsseldorf. Den älteren unter den Fortuna-Fans dürfte Andrej Buncol in den Sinn kommen, den jüngeren vielleicht noch Michael Zeyer. Aber ein echter „Spielmacher“ im Düsseldorfer Trikot? Einen Fußballgestalter, der sich die Bälle in der eigenen Defensive abholt und zentral seine Neben- und Vorderleute einsetzt, gab es gefühlt schon zehn Jahre nicht mehr. Bis zur aktuellen Saison, in der Levan Kenia im vierten Pflichtspiel nach seiner Verpflichtung seine Startelf-Premiere gefeiert hat.

Der 22-Jährige schlüpfte gegen 1860 München sofort in die Rolle, die seiner Rückennummer „10“ seit jeher nachgesagt wird. Auf kurze Dribblings mit dem Ball folgte der eine oder andere Zauber-Pass. So wie in den ersten Minuten, als er den Ball im Rücken des Gegenspielers in den Strafraum auf Mathis Bolly vorlegte.

„Für sein Debüt in der Startelf war das schon eine ganz gute Leistung“, sagte FortunaTrainer Mike Büskens, der erstmals in dieser Spielzeit einem 4-4-2-System die Variante mit einem Stürmer (Charlison Benschop) und Kenia dahinter vorgezogen hatte. „Er sollte unsere Offensivkräfte nach Möglichkeit gut einsetzen und selbst für Torgefahr sorgen.“

Daher immer wieder diese Trippelschritte und kurzen Wendungen, die nach vorne ausgestreckten und fordernden Arme, Sprints in die zentrale Position. Der Pole Buncol hatte das im Spätherbst seiner Karriere im Fortuna-Trikot ähnlich drauf. Aber der war Mitte der 1990er Jahre deutlich unbeweglicher, hätte vielleicht den Elfmeter zum Ausgleich kurz vor der Pause auch nicht herausgeholt.

Kenia wackelte sich mit der Hüfte durch einige 1860-Spieler in den Strafraum, wurde dort zu Fall gebracht. Charly Benschop ließ mit dem Elfmeter-Hammer das 1:1 folgen.

„Levan ist ein klasse Fußballer, kann immer für etwas Überraschendes sorgen und ist stets anspielbar“, sagte Büskens. Manchmal hätten ihn seine Mannschaftskollegen vielleicht auch besser sehen und einbinden müssen.

Aber Spielgestalter nehmen sich eben auch immer wieder ihre Auszeiten auf dem Feld. Bei Kenia begann diese mit dem Wiederanpfiff zur zweiten Hälfte. Mehr lamentierend als agierend lief der Fortune in reduziertem Tempo über das Feld. Das Spiel und der Ball rollten an ihm vorbei. „Er hat immer wieder Akzente gesetzt, und es war klar, dass die Kraft nicht für die volle Distanz reichen würde“, sagte Fortunas Trainer.

So hatte Kenia beim Stande von 1:1 dem durch ihn aus der Startelf verdrängten Stefan Reisinger weichen müssen, und irgendwie hatte dann mit der Rückkehr zum 4-4-2 das Unglück seinen Lauf genommen. Aus dem Mittelfeld fehlten plötzlich die kreativen Momente, und ausgerechnet Reisingers unglückliche Kopfballverlängerung leitete den Siegtreffer der Gäste ein.

Gut möglich also, dass Büskens am Montag im Spiel bei Union Berlin (20.15 Uhr) wieder auf das Modell mit einem klassischen Spielgestalter setzt, das es bei der Fortuna so viele Jahre nicht mehr gegeben hat und für das Levan Kenia eine gute Dauerlösung sein könnte.