Live aus dem DFB-Bundesgericht: Die Fortuna-Verhandlung

Düsseldorf/Frankfurt. Das DFB-Bundesgericht verhandelt heute in zweiter Instanz über das chaotische Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin. Unser Reporter Norbert Krings berichtet live aus dem Verhandlungsraum.

+++ 22.38 Uhr +++ Herthas Einspruch ist zurückgewiesen. Nach über zehn Stunden Verhandlung steht es nun fest: Fortuna Düsseldorf spielt kommende Saison in der ersten Bundesliga, Hertha BSC steigt ab.

+++ 22.25 Uhr +++ Über eine Stunde ist nun vergangen, seit das Gericht sich zurückgezogen hat. Derweil warten alle gespannt auf eine Urteilsverkündung.

+++ 21.43 Uhr +++ Noch immer berät das Gericht über das Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin. Wird Düsseldorf erneut um den Aufstieg spielen müssen?

+++ 21.17 Uhr +++ Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Ein Urteil soll möglichst heute noch gefällt werden. Wie lange beraten wird, ist offen...

+++ 20.57 Uhr +++ Die Forderung des Hertha-Anwalts lautet: Spielwertung für Hertha, hilfsweise ein Wiederholungsspiel oder sogar eines ohne Publikum. Eine beeindruckende Ansprache ist beendet. Sie stützt sich allerdings vor allem auf die Möglichkeit, dass etwas hätte passieren können.

Fortunas Anwalt Kletke anwortet: Schickhardt habe das Sportgericht als unfähig hingestellt und voreingenommen. Das kritisiert Kletke heftig. Es ist darauf hinzuweisen, dass man nicht die Welt in Pippi-Langstrumpf-Manier "Ich mache mir die Welt so, wie ich sie will". Anhand der Optik könne man das Publikum bewerten und solle doch den objektiven Dingen folgen. Das Publikum in Düsseldorf wurde denunziert. Es waren friedliche Zuschauer, die allein vom Stadionsprecher wieder auf die Tribüne gebracht werden konnten. Gewalt habe allenfalls nach Spielschluss stattgefunden.

Kletke macht mit seinem Vortrag wieder Boden gut. Die Worte sind sehr gut gewählt und werden in aller Ruhe vorgetragen.
Kletke weiter: Wir haben von allen gehört, dass niemand Verletzungen davon getragen habe. Man kann auch andere Sachverhalte nicht mit diesem Fall vergleichen. Die Folge der Verlagerung der Sicherheitskräfte in die Hertha-Kurve hat dazu beigetragen, dass woanders Kräfte fehlten. Aber das ist nicht entscheidend. Wir haben von niemandem von einer Schwächung gehört. Von den zitternden und schlotternden Spieler ist nichts mehr zu hören. Und der Schiedsrichter hat sich nicht nur ordnungsgemäß verhalten, sondern hat auch sehr strukturiert gehandelt.

Die Offiziellen der DFL und des DFB haben alle gesagt, dass das Spiel ordnungsgemäß beendet werden konnte. Und die Mannschaft der Hertha ist rausgegangen, um noch ein Tor zu erzielen. Die Situation der Nicht-Schwächung hat auch Rehhagel unterstrichen. Und dann dieses Spiel mit einer Situation im zweiten Weltkrieg zu vergleichen, geht völlig an den Tatsachen vorbei. Wo würden wir dahin kommen, wenn eine psychische Schwächung vor Gericht akzeptiert werden würde. Der Schiedsrichter durfte das Spiel unterbrechen und durfte es auch wieder anpfeifen. Wir bleiben bei unserem Antrag die Berufung abzuweisen.

DFB-Kontrollausschuss, Norbert Weise: Das Geschehen wird Folgen haben, aber die Gerichtsbarkeit oder der Kontrollausschuss hat das nicht verharmlost. Ein Platzsturm ist Gewalt, aber das Spielergebnis aufzuheben - dafür müssen präzise Tatbestände genannt werden. Es gibt keine rechtlichen Gründe das Spielergebnis aufzuheben. Alles andere wird noch verhandelt. Aber hier geht es um die Einspruchgründe. Sie werfen dem Schiedsrichter einen Regelverstoß vor, den es nicht laut der Spielordnung nicht gegeben hat.

+++ 20.11 Uhr +++ Nach der Schmeichelei für das Gericht geht es zur Sache.

Schickhardt: Düsseldorf wird uns in Erinnerung bleiben. Als eine vergebene Chance oder ein Erfolg für die Sportgerichtsbarkeit. Soll heute das Signal ausgehen, es hätte nur an einem verletzten Spieler gefehlt. Oder ist es en Zeichen, das so etwas nicht vorkommen darf. Es geht um eine Rechtsordnung. Es ist unmöglich, das der Kontrollausschuss das Ganze verharmlost. Es geht nicht beides, dass der Spielausgang in Ordnung geht, aber die Sache an sich als große Verfehlung dargestellt und bestraft wird. Es war zuletzt irregulär.

Wir haben heute nachweisen können, dass eine Schwächung der Mannschaft vorliegt. Fans, die mit Bengalos über den Platz gelaufen sind. Ich möchte den Leuten nicht begegnen. Der Schiedsrichter hatte die meiste Angst, der war der erste, der in der Kabine war. Was verlangen wir von Spielern, die verängstigt in die Kabine geflüchtet sind. Die Ängste der Spieler haben alle gehört. Jeder reagiert anders auf Angst, manche mit Aggressivität.

Noch einmal die Begründung für den Einspruch:
1. Aufhebung der Grundordnung
2. Schwächung der Mannschaft
3. Chaos in der Coaching Zone
4. Totalversagen des Schiedsrichtergespanns beim Schutz für Spieler und vor allem für die Trainer.

Es geht nicht, dass der DFB über die Aussagen des verdientesten Trainer hinweggeht. Es geht um die komplette Aufhebung des Spielbetriebs in einem Spiel. Das ist einmalig in Deutschland. Es sprengt alle Vorstellungen, was da passiert ist.

+++ 20.10 Uhr +++ Die Sitzung wird fortgesetzt. Schickhardt fängt mit seinem Plädoyer an. Mit einem "großen Tag für die Sportgerichtsbarkeit" beginnt er seinen Vortrag.

+++ 19.45 Uhr +++ Inzwischen ist wieder eine Pause. Hertha-Anwalt Schickhard hat durchgesetzt, dass ein Video vom Platzsturm gezeigt wurde. Es gab Uneinigkeit, weil alle den Platzsturm gesehen haben und nichts Neues damit bewiesen wird. Zudem ging es auch noch um die von der Fifa garantierte Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter. Nach der Pause kommen wohl die Ansprachen der beiden Anwälte.

+++ 19.35 Uhr +++ Die Fortuna verzichtet auf die weiteren Zeugen, um Zeit zu gewinnen. Denn es soll aus Fortunas Sicht heute noch eine Entscheidung geben. Allerdings wäre es vielleicht besser gewesen, Johannes van den Bergh zu Wort kommen zu lassen. Denn er hat Christian Lell während der Unterbrechung gefragt, was dieser mit seinen Gesten gegenüber dem Publikum machen würde. Dieser habe wörtlich erklärt, er wolle einen Spielabbruch erzwingen. Johannes van den Bergh hat diese Aussage der WZ gegenüber bestätigt.

+++ 19.11 Uhr +++ Jetzt gibt es eine erneute Verhandlungspause, da die Fortuna mit Juanan einen Überraschungszeugen aus dem Hut gezogen hat. Doch Marcell, der Übersetzer, ist kein amtlich beglaubigter Dolmetscher und es wird ein anderer Übersetzer gesucht.

Inzwischen ist auch klar, warum es jetzt hier Übetragungsprobleme für alle Journalisten gibt. Nebenan im ehemaligen Waldstadion findet ein Bruce Springsteen-Konzert statt.

+++ 19.00 Uhr +++ Es geht jetzt mit den Zeugen der Fortuna weiter. Jetzt kommt Juanan an die Reihe, der mit Ramos gesprochen haben soll. Der habe ihm zum Sieg gratuliert.

+++ 18.55 Uhr +++ Rafael ist nach Mijatovic und Niemeyer der nächste Zeuge. Wie die beiden anderen Spieler zuvor erklärt er, dass er Angst gehabt habe. Erhellendes kommt nicht mehr zu Tage.

+++ 18.45 Uhr +++ Nach der kurzen Unterbrechung wegen technischer Probleme wird der Ticker nun fortgesetzt. In der Zwischenzeit gab es mehrere Scharmützel zwischen den Anwälten beider Seiten. Fortunas Anwalt Kletke machte dabei nicht die beste Figur, da er mehrfach Fragen gestellt hat, die bereits beantwortet waren. Schickhardt macht seinem Ruf alle Ehre, spielt sich auf und versucht alle Hebel in Bewegung zu setzen.

+++ 18.15 Uhr +++ Kraft: "Ich habe mir gedacht: Was passiert, wenn das Spiel beendet ist? Oder wenn wir noch ein Tor schießen? Ich bin nicht nach vorne gegangen, um ein Tor zu erzielen, weil ich nicht daran gedacht habe. Ich habe nicht mitbekommen, was die anderen gesagt haben. Um die Diskussionen habe ich mich nicht gekümmert. Ich bin die ganze Zeit in der Kabine auf- und abgegangen."

Fortuna-Anwalt Kletke versucht, Kraft zu einer Aussage zu bewegen zu dem Umstand, dass ein Bayern-Fan ihn beim Platzsturm vom Rasen begleitet hat. Kraft kannte nur bestätigen, dass er ohne körperliche Beeinträchtigung den Platz verlassen konnte.

Herthas Anwalt nutzt die Situation, um seinen Unmut zu äußern, wird aber vom Vorsitzenden ermahnt, dessen Geduld so langsam aufgebraucht zu sein scheint.

+++ 17.55 Uhr +++ Kraft beschreibt, dass er mehrfach angerempelt und von einem Fan in den Arm genommen wurde. Er sei fortwährend beschimpft worden. Er habe auch genügend Leute gesehen, die nicht freundlich gestimmt waren. Keiner habe ihn verletzt.

+++ 17.50 Uhr +++ Bevor Herthas Torwart Thomas Kraft (23) gefragt werden kann, verlässt Herthas Anwalt Schickhardt noch kurz den Raum. Dass er mit den weiteren Zeugen gesprochen hat, lässt sich allerdings nicht belegen.

+++ 17.42 Uhr +++ Hertha-Co-Trainer Covic sagt weiterhin aus: Es sei kein Spieler körperlich verletzt worden. In der Coaching-Zone und in den Katakomben sei weiterhin viel los gewesen. Die Spieler der Hertha hätten sich paralysiert auf dem Platz verhalten. Auch vorher hätten die Spieler den Anweisungen der Trainer nicht mehr folgen können, weil sie sich laut Covic gedanklich nicht mehr mit dem Spiel beschäftigen konnten. Und die drei Südamerikaner Ramos, Ronny, Rafael sollen Tränen in den Augen gehabt haben. Auf Nachfrage des Richters kann Covic nicht sagen, dass sie geweint hätten. Er habe sich jedenfalls bedroht gefühlt - aber nur von der Situation, nicht persönlich. Covic: "Uns war klar, dass es weitergeht. Wir wollten uns bestmöglich vorbereiten. Nein, eigentlich war uns nicht klar, dass es weitergeht."

Covic hat sich widersprochen und wurde vom Hertha-Anwalt unterbrochen. Dann erst hat er sich korrigiert.

+++ 17.22 Uhr +++ Ante Covic (36), Co-Trainer der Hertha, ist der nächste Zeuge. Er erklärt, dass er einen Spieler nicht erreicht hätte, weil sich hinter der Trainerbank schon etwas zusammengebraut habe. Angeblich hätten schon Fans auf dem Dach der Trainerbank gesessen. Und die Lebensgefährtinnen saßen unmittelbar hinter der Trainerbank auf den ersten Reihen der Tribüne. Covic: Mehrere Leute liefen durch die Coaching-Zone. Ich musste an fremden Leuten vorbei, um zu meinem Cheftrainer zu kommen. "Otto Rehhagel ging nach vorne, um noch coachen zu können. Die Leute in der Zone haben mich bedroht. Man weiß nicht, was geschieht, deswegen hatte ich auch Angst. Die Fassungslosigkeit bezog sich darauf, dass wir nicht wussten, wie es weitergeht."

+++ 17.09 Uhr +++ Linienrichter Pickel sagt, er habe mit seinen Kollegen den Spielern und Manager Preetz erklärt, dass das Spiel noch nicht aus sei. Angst habe er nicht feststellen können. Auf die Coaching Zone habe er nicht geachtet. Dafür sei der vierte Offizielle zuständig. Ob die Fans aggressiv oder nicht aggressiv gewesen sein, auch darauf habe er nicht geachtet. Er habe nach der Unterbrechung von der Mittellinie aus nicht gesehen, ob die Eckfahnen oder der Elfmeterpunkt gefehlt haben. In seiner Tätigkeit sei er nicht beeinträchtigt gewesen.

+++ 17.01 Uhr +++ Auch der Linienrichter Mike Pickel (37) soll nach Hause geschickt werden, doch jetzt besteht die Fortuna darauf, den Linienrichter zu befragen. Götz Eilers beschwert sich ohne Mikrofon darüber, dass es so lange dauert, bis die Zeugen nach dem Aufruf im Saal erscheinen: "Wir verlieren dadurch insgesamt eine halbe Stunde." Insgesamt haben sich die Fronten weiter verhärtet. Der Ton ist scharf, auch der Vorsitzende wirkt nicht mehr so gelassen.

+++ 17.00 Uhr +++ Sven Mühlenbeck soll als Zeuge aufgerufen werden, wird aber als Vorstandsmitglied der Fortuna als befangen eingestuft. Deshalb wird Michael Lindemann (Sicherheitsbeauftragter der Firma Klüh, die in der Arena für den Ordnerdienst zuständig ist) nun von der Fortuna gebeten. Doch auch er wird nicht mehr gebraucht, weil das Gericht keine Notwendigkeit sieht, ihn aufzurufen.

+++ 16.47 Uhr +++ Jetzt will Schickhardt Trainer Otto Rehhagel beruhigen, weil König Otto außer sich sei, weil seine Aussagen in Zweifel gezogen worden sind. Die Verhandlung wird für eine "Schickhardt-Minute" unterbrochen.

+++ 16.46 Uhr +++ Der Eindruck ist entstanden, dass Wingenbach nicht unbedingt den besten Job gemacht hat.

+++ 16.45 Uhr +++ Wingenbach stellt die Ereignisse noch einmal aus seiner Sicht dar: Das Spiel konnte aus seiner Sicht ordnungsgemäß fortgeführt werden. Er erklärt aber auch, dass Leute in Richtung der Coaching-Zonen gedrängt wurden - Ordner und auch Fotografen. Dass ein Vater mit einem Kind darin gestanden haben sollen, kann er nicht bestätigen. Nach der Unterbrechung sei die Coaching-Zone nicht mehr so voll gewesen, aber Polizisten hätten dort gestanden. Die Spieler der Hertha seien nach der Unterbrechung aufgebracht und aggressiv gewesen.

Schickhardt unterstellt dem vierten Offiziellen, dass er seiner Aufgabe nicht gewachsen war, weil er nicht dafür sorgen konnte, die Coaching-Zone frei zu halten.

+++ 16.26 Uhr +++ Nun beginnt die Befragung des vierten Offiziellen, Markus Wingenbach, der auf Bitten von Schiedsrichter Stark telefonisch Kontakt mit der Einsatzleitung der Polizei hatte.

+++ 16.24 Uhr +++ Angeblich sah Rehhagel zwar keine Möglichkeiten mehr zu coachen. Das Gericht stellt allerdings fest, dass er in der 94.Minute einen Spieler auswechseln konnte. Sowohl die Aussagen von Otto Rehhagel als auch die Befragung von beiden Seiten waren etwas konfus. Einen großen Vorteil hat Rehhagel den Berlinern nicht gebracht.

+++ 16.20 Uhr +++ Jetzt legt auch Fortunas Anwalt Kletke Bilder vor, die leider für das Plenum nicht zu sehen sind:
Bild 1: 85. Minute, Coaching-Zone, niemand soll Rehhagel behindern
Bild 2: 90. Minute, Coaching-Zone, niemand soll neben den Trainern zu sehen sein.
Bild 5: Nachspielzeit, in der Coaching-Zone seien keine Behinderung zu erkennen.

Aufregung im Saal, vor allem bei der Hertha: Schickhardt sagt, dass die Fortuna in Person von Anwalt Kletke damit Rehhagel als Lügner hinstellt. Die Aufregung verebbt aber dann schnell. Der Richter erklärt, dass der Beweiswert noch nicht schlüssig sei, weil aus den Bildern nicht klar geworden ist, wann die Aufnahmen gemacht wurden.

+++ 16.03 Uhr +++ Die Hertha bemängelt in Person von Anwalt Schickhardt, dass nicht der Schiedsrichter, sondern der DFL-Beauftragte Bender die Gäste-Mannschaft zum Weiterspielen bewegen wollte. Ein eigentlich völlig Unbekannter. Angeblich soll eine Frau dem Trainer der Hertha die Hand gegeben und gesagt haben: "Nimms nicht so tragisch, Otto." Rehhagel sei auf jeden Fall im Coaching behindert worden sein. Dem Schiedsrichter oder dem vierten Offiziellen habe er nichts gesagt - er habe in seiner Karriere gelernt, dass er bei Schiedsrichtern nichts erreicht.

+++ 15.52 Uhr +++ Rehhagel berichtet weiter: "Es war ein Ausnahmezustand, den ich noch nie in meiner 40-jährigen Karriere erlebt habe. Bis es dann hieß, wir müssen wieder raus. Nein, Druck gab es aber nicht, wieder herauszugehen. Wir haben noch mal versucht, taktische Anweisungen zu geben. Aber das haben die Spieler wohl nicht aufnehmen können. Um sich da in jeder Sekunde richtig zu benehmen, wäre man ja ein Übermensch."

Man hat den Eindruck, dass Rehhagel deutlich vorbereitet worden ist, nicht etwas Falsches zu sagen. seine Kernaussagen: Er hatte Angst, dass sich noch Schlimmeres ergeben könnte. Keiner von seinen Spielern hat gesagt, er wolle nicht mehr raus und nicht mehr weiterspielen. Die Spieler hätten mehr Angst um ihre Familienangehörigen gehabt. Die 90 Sekunden, die dann noch gespielt wurden, seien nicht mehr regulär gewesen.

+++ 15.43 Uhr +++ Jetzt wird Otto Rehhagel als Zeuge gehört. Er sagt, dass er von seinen Spielern nicht mehr gehört wurde und keinen Kontakt mehr zu ihnen aufnehmen konnte. Er spricht von der Zeit nach der 85. Minute. Er sah sich von Ordnern, Kindern, Müttern umgeben. Es sei danach Chaos gewesen, und er hätte gerne in der Coaching-Zone Anweisungen an seine Spieler gegeben. Die Zustände seien absolut irregulär gewesen. Rehhagel: "Kurz bevor es zum Sturm kam, habe ich schon nach einem Ausweg gesucht." Alle seien in die Kabine gelaufen. Rehhagel weiter: "Ich habe das vorgefunden, was ich erwartet habe. Spieler, die nicht mehr anzusprechen waren. Dann kamen wildfremde Menschen in die Kabine. Ich hatte keine Angst, naja Halb-Angst. Ich weiß, was geschehen kann."

+++ 15.37 Uhr +++ Der Ton bei diesem Verfahren vor dem DFB-Bundesgericht ist insgesamt härter und galliger geworden. Verwundert haben alle, die im Stadion waren und hier den DFB-Sicherheitsbeauftragten Ralf Ziewer gehört haben, auf dessen Aussage reagiert. Denn er hat gesagt, dass der Innenraum in den anderthalb Minuten der Nachspielzeit nicht komplett frei gewesen wäre.

+++ 15.12 Uhr +++ Nachdem sich auch Hertha-Präsident Werner Gegenbauer mit einer Frage zu Wort gemeldet hat, bei der es um die Aufregung der Hertha-Spieler geht, wird die Verhandlung bis 15.30 Uhr unterbrochen.

+++ 15.05 Uhr +++ Bender habe die Mannschaften wieder auf den Platz gebeten, war auch in der Kabine der Hertha. Er hätte zunächst kein Gehör gefunden. Otto Rehhagel musste für Ruhe sorgen, sagt Bender. Es gingen Diskussionen unter den Herthanern los, ob die Spieler zurück auf den Platz kommen. Der Aufforderung sei die Hertha zunächst nicht gefolgt. Es wurde weiter diskutiert. Anschließend seien Fragen bezüglich der Sicherheit aufgekommen, die Stark durch die Erklärung der Polizei beantwortet habe. Eine Gruppe der Hertha (Gegenbauer, Preetz, Dr. Koch) hätte sich kurz zurückgezogen, nach 20 Sekunden sei dann bereits die Entscheidung getroffen worden, auf das Spielfeld zu kommen. Die Stimmung unter den Berlinern sei aufgeregt und unsicher gewesen. Die Spieler seien sehr aufgeregt gewesen, sehr laut. Angstzustände habe er nicht beobachtet. Erst ganz zum Schluss sei von Angst die Rede gewesen, aber nicht bei den Spielern. Angst habe er bei den Spielern nicht gesehen. Er habe dem Schiedsrichter nicht gesagt, dass er fortsetzen solle. Stark sei sehr strukturiert gewesen.

+++ 14.52 Uhr +++ Der nächste Zeuge ist Götz Bender (49), DFL Spielbetrieb - Projektleiter Relegationsspiele.

Auch er beschreibt die Vorgänge vor und während des Platzsturms. Für ihn kam der Platzsturm überraschend. Er habe keine Wahrnehmung, ob es sich um friedliche Fans gehandelt habe, weil er direkt den Schiedsrichter in die Katakomben begleitet habe. Angst hätte er nie gehabt, weil er öfter mit dem Jubel nach Relegationsspielen zu tun gehabt hätte. Viel Neues gegenüber den Aussagen zuvor gibt es nicht.

+++ 14.42 Uhr +++ Zwischen den Anwälten gibt es ein kurzes Scharmützel wegen der Beweisführung mit den gerade in den Prozess eingeführten Bildern. Nun geht es darum, zu welchem Themenbereich die Bilder dienen sollen. Die Belästigung der Spieler soll ebenso gezeigt werden, wie offensichtlich auch die Gewaltbereitschaft der Fortuna-Fans. Hertha-Anwalt Schickhardt erklärt, dass die Bilder folgendes zeigen:

Bild 1: Der Linienrichter läuft mit einem Fuß innerhalb des Spielfeldes.
Bild 2: Hertha-Spieler Hubnik wird von Fans bedrängt.
Bild 3: Hertha-Spieler Rafael rennt mit dem Linienrichter vom Platz.
Bild 4: Hertha-Torhüter Kraft wird von Fans umarmt.
Bild 5: Hertha-Kapiän Kobiashvilli wird von Fans bedrängt.
Bild 6: Kobiashvilli wird bedrängt.
Bild 7: Diebstahl des Elfmeterpunktes.
Bild 8: Abbrennen der Polytechnik, mehrere Vermummte sollen zu erkennen sein.
Bild 9: Trainer Rehhagel in seiner Coaching-Zone umgeben von Sicherheitskräften.
Bild 10: Situation mit Fans während der Spielzeit.
Bild 11: Polizeihunde auf dem Spielfeld.
Bild 12: Vermummter mit Bengalo feiernd.
Bild 13: Bengalos im Fortuna-Block.
Bild 14: Fortuna-Fans vor dem Hertha-Block.
Bild 15: ein Düsseldorfer Fan wird hinter dem Hertha-Tor festgenommen.

Diese Beweismittel werden nicht großartig kommentiert.

+++ 14.26 Uhr +++ Jetzt verteilt der Anwalt der Hertha Bilder, auf denen zum Beispiel zu erkennen ist, wie der Linienrichter vor einer Wand aus Sicherheitskräften und Polizei steht.

+++ 14.25 Uhr +++ Jetzt geht es um die Frage, ob der Platzsturm geplant gewesen sei. Eine präzise Antwort gibt es vom Sicherheitsbeauftragten nicht. Ordnungsdienst und Polizei seien jedenfalls verstärkt darauf hingewiesen worden. Auf Nachfragen von Fortuna-Anwalt Kletke sagt Ziewer, für ihn habe es keine Anzeichen gegeben, dass das Spiel nicht ordnungsgemäß zu Ende geführt werden könnte.

+++ 14.16 Uhr +++ Trotz der Polizei und der Aktionen der Polizei sei der Innenraum in der Nachspielzeit nicht komplett frei gewesen, sagt der Sicherheitsbeauftragte Ziewer und überrascht damit beide Parteien offensichtlich. Das hieße, dass in den letzten anderthalb Minuten Leute im Innenraum gestanden haben. Die Polizei und Sicherheitskräfte sollten die Hertha-Fans laut Ziewer vor Häme schützen, was ebenfalls ein wenig verwundert, weil man bei der Fortuna eher Angst vor Übergriffen aus der Hertha-Kurve gehabt hat.

+++ 14.13 Uhr +++ Die Befragung läuft diesmal anders als bei der Sportgerichtsverhandlung. Die Fragen sind klarer und die Nachfragen genauer. Wenn das bei allen Zeugen so geht, können wir uns hier auf einen langen Tag einrichten.

+++ 14.03 Uhr +++ Der nächste Zeuge ist Ralf Ziewer, der Sicherheitsbeauftragte des DFB bei diesem Spiel, Mitglied von Bayer Leverkusen. Er sagt: Viele Fans seien vor der Unterbrechung über die Brüstung gesprungen und hätten zum Teil auch vor der Bande gestanden. Die zweite Werbereihe an der Brüstung hätte man nicht mehr erkennen können. Der Sicherheitsbeauftragte spricht von einem Pfiff, den er aber selbst nicht gehört habe. Von allen Seiten, aus der Süd-Ost-Ecke zuerst, seien Menschen aufs Feld gelaufen. Die eigentliche Ultra-Kurve der Fortuna sei zu seiner Verwunderung nicht involviert gewesen. Er hätte nur fröhliche, feiernde Leute gesehen. Die Bengalos hätte er nicht als Bedrohung gesehen. Ziewer: "Ich habe das als nicht aggressiv eingeschätzt. Es sind auch keine vermummten und bösen Leute gewesen." Der Schiedsrichter sei zu diesem Zeitpunkt schon unten, die Mannschaften noch auf dem Platz gewesen. Die Verantwortlichen wurden dann aufgefordert, die Spieler vom Platz zu holen. Die Mannschaften hätten einen ratlosen Eindruck hinterlassen. Ziewer: "Ich habe keine verängstigten Gesichter gesehen."

+++ 13.51 Uhr +++ Schickhardt will nicht, dass die Aggressionen der Hertha-Spieler zum Gegenstand der Verhandlung werden: "Ich bin entsetzt, wie der DFB mit Spielern umgeht, die teilweise 400 Bundesligaspiele haben. Es ist noch nicht einmal ein Verfahren gegen die Spieler eröffnet worden." Das sei nicht Gegenstand dieses Verfahrens. Eilers lässt zu, dass Stark ein kurzes Statement zu den Übergriffen abgibt. Der Schiedsrichter schildert die Übergriffe im Kabinengang und sagt, dass er "gehetzt und beleidigt worden ist". Die Spieler hätten gewaltsam in die Schiedsrichterkabine eindringen wollen.

+++ 13.47 Uhr +++ Fortuna-Anwalt Kletke stellt nun seine Fragen. Die Fragen, was nach dem Spiel passierte, will der Vorsitzende Eilers zunächst nicht zulassen. Kletke erklärt, dass man schon auf die vermeintlichen Angstzustände der Berliner Spieler eingehen müsse.

+++ 13.41 Uhr +++ Schickhardt fragt nach, ob Stark sich Sorgen gemacht habe, ob die Spieler der Gäste wohlbehalten den Platz verlassen können. Warum habe er sich von der Polizei nicht schriftlich geben lassen, dass alles sicher sei, fragt der Hertha-Anwalt. Im Fall eines Abbruchs hätte Stark eine schriftliche Bestätigung der Polizei haben wollen. Dass ihm jemand über das Befinden der Hertha-Spieler berichtet hätte, verneinte Stark. Er selbst habe Hertha-Manager Preetz nicht erklären wollen, dass keine Sicherheitsgefährdung vorliegt. Das sei Sache der Polizei, und die habe bestätigt, dass die Sicherheitslage nicht gefährdet sei.

+++ 13.33 Uhr +++ Hertha-Anwalt Schickhardt beginnt mit der Befragung des Zeugen Stark. Zunächst fragt er nach dem fehlenden Elfmeterpunkt und den fehlenden Eckfahnen. Schickhardt fragt, ob der Schiedsrichter der Erste war, der vom Spielfeld lief. Stark habe gerufen: "Alles runter" und sei dann zur Kabine gelaufen.

+++ 13.27 Uhr +++ Stark: "Ich wurde in keiner Weise von irgendjemand bedrängt, etwas zu machen. Auch nicht von der Polizei, Fortuna, Hertha oder von irgendjemand anders wurde ich aufgefordert oder unter Druck gesetzt, das Spiel fortzusetzen. Ich habe mir überhaupt keine Gedanken gemacht, ob ich auf einen Elfmeter entscheiden könnte oder müsste. Ich hätte dann nach bestem Wissen und Gewissen entschieden. Dadurch, dass die Polizei erklärt hat, alles im Griff zu haben, war das für mich kein Thema."

+++ 13.20 Uhr +++ Der Schiedsrichter berichtet von der Alternative. Die Entscheidung wäre ein Abbruch gewesen, wenn die Sicherheit nicht hätte gewährleistet werden können. Nach dem Abbrennen der Bengalo- und Feuerwerkskörper und den anderen Unterbrechungen zuvor habe er in keiner Weise mit einem Abbruch gedroht. Das hätte der Stadionsprecher in eigener Regie getan, um das Spiel fortsetzen zu können. Angst hatte Schiedsrichter Stark in keiner Weise. Die Flucht nach dem verfrühten Platzsturm erklärt er damit, dass er nicht umgerannt werden wollte. Angstzustände bei den Spielern beider Mannschaften habe er nicht festgestellt. Er sei allerdings nicht in den Kabinen gewesen.

+++ 13.12 Uhr +++ Stark berichtet, was nach der Unterbrechung passiert ist: Er erklärte den auf ihn einstürmenden Berlinern, dass das Spiel nicht beendet sei. In der Schiedsrichterkabine wurde besprochen, was passieren sollte. Unter anderem wurde mit dem Einsatzleiter der Polizei Kontakt aufgenommen. Der Polizei wurde mitgeteilt, dass das Spiel nur unter bestimmten Bedingungen fortgesetzt werden könnte. Die Polizei sollte signalisieren, dass die Sicherheit gewährt ist. Nach einer gewissen Zeit - elf Minuten nachdem das Schiedsrichtergespann das Spiel unterbrochen hatte - kam die Information, dass die Sicherheit gewährleistet ist. Stark ging zurück auf dem Platz, um sich selbst einen Überblick zu verschaffen. Er hätten dann keine Bedenken gehabt, das Spiel fortzusetzen. Der einzige Unterscheid zum Spielbeginn sei gewesen, dass mehr Ordnungskräfte im Innenraum waren. Zuschauer seien dort nicht mehr zu sehen gewesen. Kleine Löcher im Rasen in der Nähe der Mittellinie sprachen aus Starks Sicht nicht dafür, dass eine Gefährdung der Spieler vorlag.

+++ 13.05 Uhr +++ Wolfgang Stark will über die Zwischenfälle nach einer Stunde berichten, wird aber vom Vorsitzenden unterbrochen. Der Schiedsrichter soll nur über die Ereignisse berichten, die sich in der Nachspielzeit - nach der durch die Fans erzwungene Unterbrechung - abgespielt haben. Stark beschreibt, dass er fluchtartig den Platz verlassen habe, weil "die Fans jubelnd auf den Platz gestürmt waren". Vorher hatten die Fans in keinster Weise das Spiel beeinflusst. "Die Fans standen hinter der Werbebande und auf der Tribüne". Er berichtet, dass er von Hertha-Manager Michael Preetz und von Berlins Präsident Werner Gegenbauer direkt in den Katakomben bedrängt wurde. Der Vorsitzende will genau wissen, was in der Phase vor der Unterbrechung passierte. Stark berichtet, dass es keinen Anlass gab, einzugreifen, so lange das Spiel nicht gestört wurde.

+++ 12.57 Uhr +++ Es beginnt nun die Zeugenvernehmung. Schiedsrichter Wolfgang Stark ist der erste Zeuge.

+++ 12.56 Uhr +++ Horst Kletke hat als Anwalt der Fortuna vor Beginn der Verhandlung vor dem Bundesgericht eine ausführliche Erklärung eingereicht, um die Begründung vorzulegen, warum die Fortuna dafür eintritt, dass der Einspruch abgelehnt wird. Herthas Anwalt Christoph Schickhardt erklärt, dass er Lichtbildaufnahmen vorlegen möchte, um die Zeugenaussagen zu unterstreichen. Die Aufnahmen sind weder der Fortuna noch dem Gericht vorher zur Kenntnis gebracht worden.

+++ 12.49 Uhr +++ Goetz Eilers (70) erläutert noch einmal den Prozessverlauf bei der vorangegangenen Sportgerichtsverhndlung und den Ablauf der Ereignisse. Danach stellt er die Anträge der beiden Vereine vor. Den Einspruch der Hertha und die Ablehnung des Einspruchs durch die Fortuna. Zudem stellt Eilers auch noch einmal die Urteilsbegründung der ersten Instanz vor.

+++ 12.46 Uhr +++ Jetzt werden die Zeugen genannt, die vom Gericht und von den beiden Parteien aufgerufen werden sollen. Bei der Hertha sind das unter anderem die Spieler Thomas Kraft, Mijatovic, Niemayer und Trainer Otto Rehhagel. Bei der Fortuna sollen es die Spieler Johannes van den Bergh und Juanan sowie Physiotherapeut Jan Speckenbach, der Geschäftsführer der Firma Klüh, Michael Lindemann (47), sein.

+++ 12.38 Uhr +++ Gerade begrüßt Goetz Eilers als Vorsitzender das Plenum.

+++ 12.31 Uhr +++ Otto Rehhagel und Michael Preetz sind eingetroffen.

+++ 12.18 Uhr +++ Paul Jäger, Fortunas Vorstandsmitglied und Vertreter vor dem DFB-Bundesgericht, ließ sich mit dem Taxi nicht direkt vor das DFB-Gebäude in der Otto-Fleck-Schneise fahren, sondern stieg schon 200 Meter vorher aus, um nicht eine Stunde vor Beginn der Verhandlung in jede Kamera blicken zu müssen. Jäger hielt sich mit seinen Äußerungen vor der Verhandlung zurück und erläuterte nur, dass er und die Fortuna sehr gut vorbereitet seien. Seine Vermutung: Es könnte bei allem Optimismus ein langer Verhandlungstag werden.

+++ 12.07 Uhr +++ Die Verhandlung beginnt um 12.30 Uhr. Doch schon jetzt zeichnet sich, ab dass das Medieninteresse nochmals größer ist, als bei den beiden Verhandlungstagen vor dem DFB-Schiedsgericht.

+++ 12.02 Uhr +++ Herzlich willkommen zu unserem Liveticker aus dem DFB-Gebäude in Frankfurt. Das Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes verhandelt heute den Einspruch von Hertha BSC Berlin. Die Berliner waren in der ersten Instanz mit ihrem Versuch gescheitert, das Relegations-Rückspiel wegen des Platzsturms der Düsseldorfer Fans wiederholen zu lassen.