Lust und Luft für 60 Minuten
Spieler verstehen nach dem 1:1 gegen Dresden auch den Unmut auf den Rängen.
Düsseldorf. Fortunas Kapitän Andreas Lambertz nahm jeden einzelnen Pfiff der Zuschauer mit in die Kabine. „Dass wir überhaupt noch vereinzelt Applaus bekommen, ist schon bemerkenswert. Verdient hatten wir es nicht.“ Der 28-Jährige sprach Klartext nach dem enttäuschenden 1:1 (1:0) gegen Schlusslicht Dynamo Dresden: „Wir haben nach der Pause um den Ausgleich gebettelt.“
Auf der Suche nach einer Erklärung irrten die Düsseldorfer Spieler so ratlos durch die Wörterbücher wie sie sich zuvor auf dem Feld präsentiert hatten. Beschreiben konnten es alle ganz gut, was da in der Arena nach dem eigenen Führungstreffer passiert war: „Dresden investiert noch mal alles, spielt auf Teufel komm’ raus nach vorne. Wir haben die Bälle hergeschenkt, sind nicht mehr gefährlich vors Tor gekommen“, sagte Oliver Fink. Der 31-Jährige sollte neben Lambertz das zentrale Mittelfeld organisieren, überraschenderweise hatte Adam Bodzek nach sechs Startelf-Einsätzen in dieser Zweitliga-Saison draußen bleiben müssen.
Dieses Vorhaben hatte zunächst auch ganz gut funktioniert, Finks Führung (18.) schien die Fortuna auf den richtigen Weg gebracht zu haben. „Die erste Hälfte war von uns noch ganz ordentlich, die Führung war verdient“, sagte der Torschütze. „Wir wollten in die 2. Halbzeit reingehen, als wenn es noch 0:0 steht.“ Und genau das ging völlig daneben. Dresden drückte immer mehr, bei der Fortuna klaffte ein riesiges Loch zwischen Defensive und Angreifern. Die Schuld machte Kapitän Lambertz richtigerweise am eigenen Verhalten fest: „Jeder Ball, den wir klären konnten, landete wieder beim Gegner. Oder wir haben nicht richtig geklärt.“
Dynamo zeigte, wie vernünftiges Aufbauspiel geht, ließ die Kugel laufen, spielte kontrolliert. Irgendwann lag der Ausgleich in der Luft — und fiel am Ende auch. „Viel konnten wir noch wettmachen, aber wir waren nicht in der Lage, uns zu befreien“, sagte Lambertz. Was die Dresdener immer besser machten, gelang den Düsseldorfern überhaupt nicht mehr. Keiner kontrollierte den Ball, zu wenige rückten nach, Anspielstationen fehlten. Lambertz: „Wer den Ball hatte, der war die ärmste Sau.“
Natürlich sei die Dresdener Haudrauf-Taktik nicht zu verhindern gewesen. „Trotzdem müssen wir kontrolliert nachrücken, uns mal befreien.“ Stattdessen nahm die Angst immer mehr zu, trotz der lange verteidigten Führung. Neben der enttäuschenden Leistung in der zweiten Hälfte war das sicher mit eine Ursache für das Pfeifkonzert der Zuschauer. Die Pfiffe schmerzten, weil sie nicht nur verständlich, sondern auch verdient waren.