Tobias Levels im Interview: „Druck darf uns nicht belasten“
Tobias Levels sieht in der Mannschaft von Fortuna Düsseldorf genügend Potenzial, um doch noch um den Aufstieg mitzuspielen.
Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf steht vor einem wichtigen Spiel. Am Sonntag (13.30 Uhr/Arena) trifft das Team von Mike Büskens auf Dynamo Dresden. Eine wichtige Stütze der Mannschaft ist Tobias Levels (26), der glaubt, dass die Mannschaft die Rückschläge wegstecken kann. Wir sprachen mit Fortunas Abwehrspieler.
Herr Levels, wie sehen Sie die augenblickliche sportliche Lage der Fortuna?
Tobias Levels: Wir hinken unseren eigenen Erwartungen hinterher, weil wir gemessen daran zu wenig Punkte auf unserem Konto haben. Wir stehen sicherlich noch nicht da, wo wir hinwollen.
Wo sehen Sie die Gründe für das nicht zufriedenstellende Abschneiden?
Levels: Wir haben als Mannschaft nun eine andere Ausgangsposition. Wir sind gezwungen, das Spiel zu machen, mehr Aktionen zu initiieren und Chancen zu kreieren. Das ist ein Prozess, da sind wir mittendrin. Wir haben viel mehr Ballbesitz als noch in der Bundesliga. Damit können wir noch nicht richtig umgehen. Auch beim Spiel in Bielefeld. Wir waren das bessere Team und verlieren das Spiel. Als Mannschaft müssen wir uns verbessern, um dahin zu kommen, wohin wir wollen.
War es auch eine Portion Überheblichkeit?
Levels: Nein, das hat damit nichts zu tun. Wir müssen dahin kommen, unsere Vorteile gegenüber einem Gegner besser mit Toren zu dokumentieren. In Bielefeld hätte es längst 2:0 stehen können, bevor der Schiedsrichter völlig unsinnig auf Elfemeter gegen uns entscheidet. Dass Fehler gemacht werden, ist normal. Aber wir müssen die Fehler der Gegner auch eiskalt bestrafen. In der Aufstiegssaison sind wir über Konter und schnellen Fußball nach vorne gekommen. Das ist jetzt anders. Wir müssen mehr für das Spiel machen und über den Ballbesitz Chancen herausspielen. Es geht darum, mehr Ruhe und Sicherheit bei eigenem Ballbesitz zu haben, die Seiten zu wechseln. Dann können wir die Fehler der Gegner besser ausnutzen und müssen nicht die erste Möglichkeit nutzen, ungenau in die Spitze zu spielen. Jetzt haben wir 65 Prozent Ballbesitz und die Chancen besser nutzen.
Fehlt noch das Eingespieltsein, oder sind die Probleme wegen Verletzungen nur Ausrede?
Levels: Verletzungen sind immer blöd und für uns bestimmt keine Ausrede. Viele Spieler wurden immer wieder zurückgeworfen, und wir konnten noch nie aus dem Vollen schöpfen.
Wie geht das Team mit der Erwartungshaltung und dem Druck um?
Levels: Da reagiert jeder Spieler anders. Ich persönlich konzentriere mich auf jede Trainingseinheit, auf jedes Spiel, versuche in dem Moment voll da zu sein und alles zu geben. Erwartungen sind gefährlich. Aber es ist das Normalste der Welt, dass man als Absteiger in der darauffolgenden Saison zu den Favoriten auf den Aufstieg gilt. Wir sehen es selbst so, haben es auch dokumentiert, allerdings nur mit den Leistungen, nicht so mit der Ergebnissen. Wir haben auch ausreichend Potenzial in der Mannschaft, um das zu packen. Aber es ist ein Prozess. Wir haben uns auf den Weg gemacht, müssen aber auch mit Rückschlägen klar kommen. Der Druck darf uns nicht interessieren oder belasten.
Wie wichtig ist der Erfolg gegen Dresden?
Levels: Der ist ganz wichtig für uns in dieser Situation, weil wir ein wenig hinterherhinken. Wir treffen auf eine Mannschaft, die sehr kompakt sein wird. Die werden nicht Hurra-Fußball spielen, sondern versuchen, uns das Leben sehr schwer zu machen.
Wie war die Situation für Sie, als die Pfiffe gegen Sie kamen?
Levels: Das habe ich schon öfters gesagt. Ich habe es wahrgenommen und versucht, es auszublenden. Das was hinterher war, hat mich mehr bewegt — wie positiv viele Leute reagiert haben.
Am Sonntag könnte notgedrungen wieder eine Position im Abwehrzentrum frei werden. Spielen Sie lieber auf der Position des Außenverteidigers? Und wie wichtig ist diese Position im modernen Spiel?
Levels: Daraus mache ich mir keinen Kopf. Das liegt in den Händen des Trainers. Die meisten Mannschaften der ersten und zweiten Liga spielen mit hochstehenden Außenverteidigern. Und alle denken, dass diese nur noch offensiv spielen sollen. Es gibt aber Spiele, da kann man als Außenverteidiger keine Offensiv-Akzente setzen. Man muss als erstes die taktischen Aufgaben erfüllen. Es ist nicht angebracht, immer nur mit nach vorne zu gehen. Da muss man mit Auge spielen, je nachdem, wer vor einem auf der Seite spielt.
In der Mannschaft sind Sie nicht nur als Spaßmacher sondern auch Dolmetscher gefragt. Woher können Sie so gut spanisch?
Levels: Ich hatte es bis zum Abitur in der Schule. Bei Borussia Mönchengladbach hatten wir damals einige Argentinier, mit denen ich mich auch deshalb viel unterhalten habe. Wenn die Basis da ist, wird der Sprachschatz schnell größer.
Warum sind Sie trotzdem bei den Fans nicht unumstritten?
Levels: Mir ist es wichtiger, dass es mannschaftsintern so ist. Es ist in diesem Geschäft schwierig, eine gewisse Integrität und Ehrlichkeit nach außen zu bringen. Ich fühle mich hier sehr wohl und habe die Jungs unheimlich gerne. Deshalb übernehme ich auch gerne Verantwortung.