Marco Christ: Es ist mir eine Ehre
Fortunas Mittelfeld-Regisseur erzielt ein herrliches Tor, übernimmt Verantwortung und die Kapitänsbinde.
Düsseldorf. Die Dopingprobe war am Samstag wohl das Einzige, was ihm nicht auf Anhieb gelang. Gemeinsam mit Oliver Fink musste Marco Christ länger warten, bevor sich Fortunas Regisseur auf den Heimweg machen und den 3:0-Auftaktsieg (siehe Seite 23) gegen den SC Paderborn so richtig genießen konnte. "Es hat Spaß gemacht, vor so vielen Zuschauern heute", sagte Christ, der in einer so guten Form spielte, als hätte es die Sommerpause nie gegeben. Schon nach dem gefühlten Sieg gegen den Hamburger SV sprach halb Fußball-Deutschland von den genialen Spielzügen des 28-Jährigen. An zwei Toren der Fortuna war Christ da maßgeblich beteiligt gewesen. "Es ist schön zu hören, dass man gelobt wird, aber dafür konnten wir uns vor dem Paderborn-Spiel nichts kaufen", sagte Fortunas Spieler mit der Nummer zehn, die so gut zu ihm passt. "Viel wichtiger war dieser erste Schritt heute in die Saison. Drei Punkte für einen frühzeitigen Klassenerhalt."
Das hört der Trainer gerne. Bescheiden tritt Christ auf. Der Ärger der Vorsaison ist vergessen. Damals war er von Norbert Meier nach schwachen Leistungen rausgenommen worden.
NorbertMeier, Fortunas Trainer, über die "Wahl" zum Spielführer nachdem Melka in der Pause verletzt ausgeschieden war. Außerdem fehlten auch die Kapitäne eins und zwei, Lambertz und Langeneke
Und überall war er hart kritisiert worden, weil Christ sich wie eine beleidigt Diva zurückgezogen hatte. "Im Alter von 23Jahren wäre ich daran vielleicht zerbrochen. Doch heute trage ich Verantwortung, nicht nur auf dem Feld, auch im privaten Bereich", erklärt der Familienvater, dessen Frau bald das zweite Kind erwartet. Er biss sich durch - brillierte und schoß das entscheidende Tor für den Aufstieg gegen Bremen II. Seitdem strotzt er vor Selbstvertrauen und geht voran.
Das tat er auch gegen Paderborn. Er legte sich nach einer Viertelstunde den Ball zurecht und zirkelte den Freistoß zum 1:0 für Fortuna ins Paderborner Tor - als wäre es das Leichteste der Welt.
"Alle zwei Wochen machen wir Freistoßtraining mit Pappkameraden. Ab und zu schnappe ich mir auch nach dem offiziellen Training ein paar Bälle und übe ein wenig." Es hat sich gelohnt. Mit diesem Treffer hatte Christ die Fortuna auf die Siegerstraße gebracht. Auch das 2:0 bereitete er vor, als er fünf Minuten nach der Führung Fink mustergültig bediente.
Marco Christ hatte noch einen weiteren Grund zur Freude. Er kam nach dem Ausscheiden von Michael Melka zur zweiten Hälfte mit der Mannschaftsführerbinde auf den Platz. "Die hat mir unser Betreuer Alex Spengler zugeworfen", erklärte der 28-Jährige. Doch als er erfuhr, dass Norbert Meier ihn "mit Bedacht" dafür ausgesucht hatte, sprach Christ von einer großen Ehre und war sichtlich stolz. "Das ist eigentlich die Krönung des Tages", sagte er und durfte endlich das Stadion mit hoch erhobenem Haupt verlassen.