Der Lumpi zum Anfassen
Der Kultkicker der Fortuna heißt Andreas Lambertz. Für ein Autogramm standen die Fans am Mittwoch im Sevens Schlange.
Düsseldorf. Erholt und entspannt sieht Andreas Lambertz aus. Braungebrannt ist er, sein Hemd fällt lässig über die Shorts. Die Pokalniederlage gegen den Hamburger SV am Montag scheint er gut verdaut zu haben. "Dienstag lag ich nach kurzem Auslaufen und Massage den ganzen Nachmittag im Garten. Wir waren alle völlig platt nach dem Spiel am Montag."
Von Müdigkeit jedoch keine Spur mehr, als er am Mittwoch auf der Center-Bühne im Sevens an rund 150 Fans Autogramme verteilt. Für viele sind gleich mehrere Unterschriften fällig, fürs Trikot, das Poster oder auch den Brotdosendeckel.
Wie abgedroschen die Floskel vom Star zum Anfassen auch sein mag, auf Andreas Lambertz trifft sie zu. Und zwar nicht nur, weil er am Mittwoch jedem zweiten Fan für ein Foto lächelnd den Arm um die Schulter legt. Lambertz duzt jeden und alle duzen zurück.
"Vor allem durch seine einfache und natürliche Art ist er zur Kultfigur des Vereins geworden. Aber natürlich auch durch seinen kämpferischen Einsatz und seine Spielstärke. Das ist alles so ein bisschen wie bei Lukas Podolski in Köln", sagt beispielsweise der Düsseldorfer Versicherungsangestellte Dirk Vandenboogaa, der seine Mittagspause nutzt, um sich ein Autogramm zu holen.
Düsseldorfs Poldi heißt also Lumpi, wie Lambertz in einem seiner ersten Trainingslager bei der Fortuna von Mitspieler Michael Rösele getauft wurde. Und Lumpi wie die gesamte Fortuna haben mittlerweile geschlechts- und generationenübergreifende Anziehungskraft. Auch für die 20 Jahre alte und angehende Lehramtsstudentin Christine Willkens ist Lambertz die Identifikationsfigur bei der Fortuna schlechthin - so spricht sie von ihm wie von einem Leidensgenossen: "Wir haben ja schon so viel zusammen durchgemacht in der Dritten Liga", sagt die Dauerkartenbesitzerin, die sich für ein Auswärtsspiel auch schon mal acht Stunden in den Zug setzt.
Aber auch Fans, die noch die erfolgreichen Zeiten der Fortuna in den 70er und 80er Jahren miterlebt haben, sind offenbar von der rot-weißen Euphoriewelle erfasst worden. Der 55-jährige Heinz Reith aus Hilden sagt: "Ich habe 30 Jahre auf ein Fortuna-Spiel wie gegen den HSV gewartet. Auch wenn der sportliche Erfolg nicht vergleichbar ist, es hat genauso viel Spaß gemacht."
Auch Familienvater und Fortuna-Fan Marco Meier sieht das so. Für die kommende Saison hat er sich nun zum ersten Mal eine Dauerkarte gekauft - und zwar gleich für seine Frau Regine und seine Töchter Conny und Carolin mit. Alle vier kamen am Mittwoch ins Sevens: "Wir mussten einfach kommen, Lumpi ist einer der besten Spieler der Fortuna."
Wenn das so ist, muss natürlich zum Schluss noch eine Frage beantwortet werden: "Warum hast Du eigentlich keinen Elfmeter geschossen?", fragt ein junger Fan. Einen kurzen Moment weicht das Schuljungenlächeln aus Lambertz’ Gesicht: "Tja, ich wäre als nächster drangewesen..." Ein Fan-Auflauf wie am Mittwoch und die offenbar wachsende Euphorie sind da ein Trost. "Das ist einfach wunderbar. Ich habe es immer gesagt: Fortuna ist ein schlafender Riese."