Marco Christ greift wieder an
Der Mittelfeldspieler von Regionalligist Fortuna fiebert seinem Einsatz entgegen. Im Trainingslager arbeitet er an seiner Rückkehr.
Punta del Moral. Eigentlich, so dachte Marco Christ, sind "die Seuchenjahre" vorbei. Vier Jahre hatte der Profi-Fußballer ohne größere Verletzung überstanden. Bis es ihn im letzten Regionalliga-Heimspiel des vergangenen Jahres erwischte. Am 1. Dezember passierte es, in der Partie gegen Union Berlin (0:1). Der Fortune verletzte sich am linken Knöchel, rechnete erst mit zwei bis drei Wochen Pause. Doch daraus wurden bisher acht. Das weckte schlimme Erinnerungen an seine Zeit als 20- bis 23-jähriger Jungprofi. Christ war ständig schwer verletzt, von Wadenbein- über Mittelfußbruch bis zum Pfeifferschen Drüsenfieber. Natürlich dachte er hin und wieder ans Aufhören. "Das war schwer zu überstehen. In der wichtigsten Zeit der Karriere bin ich immer wieder zurückgeworfen worden", sagt der heute 27-Jährige. Deshalb war die Angst vor der erneuten Verletzungsmisere groß. Gerade als er sich im Mittelfeld die Rolle des Spielgestalters erarbeitet hatte, traf ihn das Unglück. Sogar die Teilnahme am Trainingslager in Andalusien stand auf der Kippe. Erst am Donnerstag vor der Abreise entschied sich, dass Christ die spanische Sonne genießen darf. "Es ist schön hier", sagt er, "aber noch schöner wäre es, wenn ich mit der Mannschaft trainieren könnte."
Der lädierte Knöchel des 27-Jährigen ließ kein Mannschaftstraining zu
Am Sonntag hatte er es versucht, doch das verzieh ihm der lädierte Knöchel nicht. Das Syndesmoseband ist verheilt, aber das zurückgebliebene Narbengewebe macht Probleme. Deshalb gehörte Christ am Dienstag zur Gruppe mit Olivier de Cock (Sprunggelenk) und Olivier Caillas (Zeh geschwollen), die mit Masseur Maurizio Reale Aufbauübungen absolvierten. Danach ging es ins Wasser des Atlantiks gleich hinter dem Hotel - nur mit den Füßen. Die kühle Temperatur und das Salzwasser sollen den Heilungsprozess unterstützen. Schließlich hat Marco Christ, der von Süd-Regionalligist VfR Aalen kam, noch Großes vor. "Wir wollen in der Liga vier Plätze weiter nach oben." Mit anderen Worten: aufsteigen in die 2. Bundesliga. "Für dieses Jahr habe ich mir nichts anderes vorgenommen", sagt er. Abgesehen davon, schnell wieder fit zu werden, fügt er hinzu. Dass er beim Wintercup auf der Tribüne sitzen musste, habe er ja "noch irgendwie gepackt". Aber beim Spiel gegen die Bayern wäre Christ "am liebsten auf den Platz gesprungen". Am 16. Februar will er das spätestens wieder tun, wenn es für den Drittligisten gegen den Wuppertaler SV wieder losgeht. Morgen will er wieder mit der Mannschaft trainieren und an "Seuchenjahre" keinen Gedanken mehr verschwenden. "Ich hoffe, dass es mich jetzt mindestens vier Jahre nicht mehr erwischt - oder noch besser: bis zum Ende meiner Karriere." Noch 17 Tage bis Wuppertal... Das Trainingslager-Hotel Riu Atlantico (vier Sterne) liegt im Örtchen Punta del Moral direkt an der Atlantikküste. Fortunas Drittliga-Kicker genießen von fast jedem Zimmer des im arabischen Stil gehaltenen Gebäudes den Blick auf Strand und Meer. Die Empfehlung, in der Region das Trainingslager zu organisieren, kam von Bundesligist MSV Duisburg, der bereits vor einigen Wochen dort war. Jetzt bereitet sich der Drittligist auf den Wiederbeginn gegen Wuppertal vor. Die Trainingsplätze für die Fortuna-Kicker sind in der nächstgrößeren, rund sieben Kilometer entfernten Stadt Ayamonte, die zur Region von Huelva gehört. Auf dem Nachbarplatz trainiert Oleg Blochin das russische Team von FK Moskau. Das Hotel selbst ist recht leer, einige ältere Gäste (Deutsche, Engländer) nutzen das milde Winterklima Südspaniens zur Erholung.Allerdings müssen sie auf den Sprung in den Außen-Pool verzichten, der gerade saniert und für die kommenden Monate vorbereitet wird. Dafür steht den Fortunen ein (beheizter) Innen-Pool zur Verfügung.