Martin Latka — der tragische Fortuna-Held

Die Leistung des 29 Jahre alten Tschechen steht für das Desaster gegen Paderborn — sein Frust-Foul in der Schlussphase war bezeichnend.

Düsseldorf. Die Heldenrolle war für Martin Latka bestimmt. Nach seiner Genesung und der Rückkehr nach fast zwei Monaten Verletzungspause hatte er der Fortuna-Abwehr in Ingolstadt (2:1) die nötige Stabilität zurückgegeben.

Auch gegen den SC Paderborn ließ es sich gut an — mal abgesehen von der unglücklichen Fehlerkette vor dem 0:1 — und es ging verheißungsvoll weiter für den Tschechen. Sein erstes Pflichtspieltor überhaupt seit seiner Verpflichtung im vergangenen Winter feierte der 29-Jährige ausgiebig, die Arena tobte zum „Toten Hosen“-Stück „Das ist der Moment, an dem du einmal hängst“.

Irgendwie passend, denn nach diesem Glücksmoment muss irgendetwas Unerklärliches passiert sein — mit Latka und mit seinen Mannschaftskollegen. Der eigentlich imposant wirkende 1,92-m-Mann mit dem kahlen kantigen Schädel und den breiten Schultern wirkte schon unmittelbar nach dem Desaster gegen Paderborn geknickt wie ein Grashalm im Herbststurm.

„Wir haben alle einfach zu viel falsch gemacht, und da schließe ich mich absolut mit ein“, sagte Latka. Sechs Tore musste die von ihm gelenkte Abwehr hinnehmen — bei seinen vier Saisoneinsätzen zuvor waren es gerade fünf gewesen, alleine vier davon in Bielefeld.

Dazu kam das persönliche Desaster, ein „gebrauchter Tag“ für den Abwehrchef. Bei einem wütenden Gegenangriff kurz nach der Pause hatte er sich zu einem Tritt gegen einen Paderborner hinreißen lassen, der den Ball ins Toraus trudeln lassen wollte. Vielleicht hatte der Schiedsrichter nicht beurteilen mögen, wie viel Frust und wie viel Versehen drin steckte. Vielleicht hatte er auch etwas Respekt davor, den Fortunen unmittelbar vor dessen Fans vom Platz zu stellen. Mit der Gelben Karte war Latka noch ganz gut bedient — oder etwa nicht?

Wenn er nicht auf dem Feld gewesen wäre, hätte er womöglich das 1:5 durch sein fahrlässiges Zweikampfverhalten im eigenen Strafraum nicht verschuldet. Und das 1:6 wäre ihm dann auch erspart geblieben. „Das Eigentor war unglücklich, aber ansonsten geht das eine oder andere Gegentor schon auf meine Kappe.“

Wobei er damit in der defensiven Viererkette nicht alleine war — so hatten die Linksverteidiger das Drama mit entscheidenden Patzern eingeleitet. Erst Heinrich Schmidtgal, dann der für ihn eingewechselte Christian Ramirez. Die Fortuna-Abwehr war nur noch ein Torso und nicht mehr wiederzuerkennen. Stellvertretend dafür stand Martin Latkas Rolle des tragischen Helden.

Etwas Positives wollte ihm partout nicht einfallen — abgesehen von der Aussicht auf das Spiel am kommenden Freitag beim VfR Aalen: „Dann wird unsere Leistung komplett anders aussehen.“