Fortuna Düsseldorf Robert Schäfer: „Es gibt eine klare Aufgabenverteilung“
Fortunas Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer und Aufsichtsrats-Chef Reinhold Ernst nehmen Stellung zur Kritik an der Vereinsführung des Zweitligisten.
Düsseldorf. Die Vorwürfe sind tiefgreifend, und sie kommen nicht von irgendwem. Fortunas ehemaliger Sportvorstand Wolf Werner hat dem Verein vorgeworfen, dass das operative Geschäft immer mehr aus dem Aufsichtsrat heraus gesteuert wird. Reinhold Ernst, Vorsitzender des Kontrollgremiums, und Robert Schäfer, der Vorstandsvorsitzende des Vereins, stellen auf Nachfrage der Westdeutschen Zeitung die Dinge aus ihrer Sicht dar.
Greift der Aufsichtsrat massiv ins operative Geschäft ein? Werden die Aufgabengebiete eingehalten? Kann der Vorstand im Tagesgeschäft in Ruhe arbeiten?
Reinhold Ernst: Die operative Verantwortung liegt beim Vorstand — da greifen wir nicht ein. Natürlich stehen wir vom Aufsichtsrat aus in einem engen und konstruktiven Austausch mit dem Vorstand.
Robert Schäfer: Der Aufsichtsrat achtet sehr genau darauf, sich nicht ins Tagesgeschäft einzumischen. Es gibt zwischen dem Vorstand und dem Aufsichtsrat einen sehr guten Austausch und eine sehr klare Aufgabenverteilung. Schon zu meinem Tätigkeitsbeginn bei Fortuna Ende März hat sich der Aufsichtsrat nicht eingemischt, mir schon bei den ersten Themen keinen Tenor vorgegeben. Die Personalie Azzouzi habe ich mir angeschaut, die Entscheidung, uns von ihm zu trennen, hat der Vorstand getroffen. Wir waren zu der Überzeugung gekommen, dass er nicht der Richtige ist. Dann mussten wir auch konsequent sein. Es gibt keine Beeinflussung seitens des Aufsichtsrates im operativen Geschäft. Wenn ich gesagt hätte: Rachid Azzouzi bleibt, dann wäre er geblieben. Ich habe eine klare Meinung und bin nicht beeinflusst. Auch die Vertragsverlängerungen mit Axel Bellinghausen, Oliver Fink und Friedhelm Funkel hat der Vorstand entschieden. Etwas anderes ist es, wenn es um die Frage geht, ob Fortuna wieder einen Sportvorstand haben soll. Das ist originäre Aufgabe des Aufsichtsrates.
Wird Geld verpulvert, indem immer wieder Abfindungen gezahlt werden müssen?
Ernst: Entscheidungen des Vorstands, sich von Personen zu trennen, waren für den Aufsichtsrat in der Zeit, für die ich das beurteilen kann, immer plausibel nachvollziehbar. Das gilt auch für Entscheidungen des Aufsichtsrats selbst. Bei erkennbaren Fehlentwicklungen muss man handeln.
Gab es oder gibt es derzeit einen großen Imageverlust für den Verein?
Ernst: Seit der Zeit des Bundesligaabstiegs ging es bei Fortuna kontinuierlich bergab, verbunden mit einem großen Identifikationsverlust. Dem steuern wir jetzt gerade entgegen, das geht aber natürlich nicht alles von heute auf morgen.
Immer wieder werden Alt-Fortunen wie Sascha Rösler, Christian Weber oder Jens Langeneke als neue Manager oder Sportdirektoren ins Gespräch gebracht. Und Wolf Werner hat sich angeboten, unter gewissen Bedingungen im Aufsichtsrat mitzuarbeiten. Wie geht die Vereinsführung damit um?
Ernst: Zu Personalspekulationen werden wir uns nicht öffentlich äußern. Wir haben vom Aufsichtsrat aus bekanntlich jüngst damit begonnen, aktiv den Austausch mit sportlich kompetenten Personen zu suchen. Wolf Werner habe ich das auch angeboten.
Hat Vorstandsmitglied Paul Jäger einen Maulkorb erhalten, um sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zu äußern?
Ernst: Nein, einen solchen Maulkorb gibt es nicht. Mit Paul Jäger bin ich auch im regelmäßigen Austausch. Im Aufsichtsrat haben wir aktuell übrigens eine große Geschlossenheit und Übereinstimmung.
Gibt es Machtkämpfe im Verein, auch zum Beispiel wegen der Kaderzusammenstellung?
Schäfer: Selbstverständlich tausche ich mich immer wieder mit dem Aufsichtsrat aus. Sehr eng mit der Spitze, also mit Reinhold Ernst und Carsten Knobel. Wir wollen ja gemeinsam in kurzer Zeit viel voranbringen. Die Kaderzusammenstellung nehmen Friedhelm Funkel, Peter Hermann und ich gemeinsam vor. Die beiden bringen dabei ihre sportliche Kompetenz ein, ich klopfe die finanzielle Machbarkeit für den Verein ab. Ich habe mit Wolf Werner vor einiger Zeit ein gutes Gespräch gehabt und werde auch künftig den Austausch mit ihm suchen. Vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte zunächst einmal mich angesprochen, als sich direkt an die Öffentlichkeit zu wenden.