Meinung Und täglich grüßt das Murmeltier

Wieder wurde ein Arbeitsverhältnis bei der Fortuna vorzeitig beendet. Gestern war Rachid Azzouzi noch mit der wichtigsten Aufgabe der Fortuna betraut, gemeinsam mit dem Trainer einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen.

Foto: Sergej Lepke

Am Abend durfte er, der noch am gleichen Tag den Verbleib von Christian Gartner gesichert hatte, seine Koffer packen. Im Einvernehmen heißt es deswegen auch nur, weil der Verein erneut eine entsprechende Abfindung zahlt, um den Sportdirektor loszuwerden. Vielleicht hätte die Fortuna dieses Geld doch besser in die Finanzierung eines Stürmer investiert.

Es ist kein Geheimnis, warum Azzouzi gehen musste. Seine Person passte einigen Aufsichtsratsmitgliedern nicht. Azzouzi hat nicht verhindert, dass ältere Spieler für Zweitliga- und Fortuna-Verhältnisse zu gut verdien(t)en. Außer den Transfer-Volltreffern Kerem Demirbay und Alexander Madlung, die maßgeblich daran beteiligt waren, Fortuna vor dem Abstieg zu retten, hatte Azzouzi mit den Verpflichtungen von Mike van Duinen, Nikola Djurdjic und Charis Mavrias kein glückliches Händchen. Dass ihm mit arg eingeschränkten finanziellen Mitteln die Hände gebunden waren, spielt jetzt keine Rolle mehr. Bei vielen Fans hatte er schnell verspielt, seine sympathische und menschlich einwandfreie Art halfen ihm dabei wenig. Ihm fehlte aber nicht nur das Glück, sondern offensichtlich auch ein wenig das Improvisations-Talent, um mit den wirtschaftlichen Problemen im Hintergrund kreative Lösungen zu finden, die Mannschaft zu verstärken.

Einen Plan B mit einem Namen eines neuen Sportdirektors hat die Fortuna nicht präsentiert, nachdem Borussia Dortmund den Wunschkandidaten offenbar nicht freigibt. Ohnehin ist die angekündigte neue Ausrichtung nur personeller Natur, denn auch Azzouzi hatte gemeinsam mit Friedhelm Funkel das Ziel genannt, eine verjüngte und identifikationsstarke Mannschaft aufbauen zu wollen. Das müssen in einer wichtigen Phase der Kaderplanung jetzt der Trainer und der Vorstandsvorsitzende allein machen. Die Zeit drängt, um einen leistungsstarken Kader mit deutlich weniger Mitteln als im vergangenen Jahr zusammenzustellen. Jetzt können nur die Netzwerke von Friedhelm Funkel und Peter Hermann helfen. Einen neuen Sportdirektor umgehend einzuarbeiten, hieße, wichtige andere Aufgaben aufzuschieben. Mit dem Vakuum muss die Fortuna also wohl erst einmal leben.