„Sensibler“ Matip lässt Schalke jubeln: „Kuriose Tore“

Gelsenkirchen (dpa) - Joel Matip musste erstmal tief durchschnaufen, ehe er sich zum ungewohnten Interview-Marathon trollte. Der junge Innenverteidiger des FC Schalke 04 steht nicht so häufig im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, kommt daher meist unbehelligt an der Medienschar vorbei.

Doch nach seinem ersten Bundesliga-Doppelpack (29./81.) als Fußball-Profi, mit dem er dem Revierclub am Samstagabend den etwas glücklichen 2:1 (1:0)-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf bescherte, konnte sich der Matchwinner nicht davonschleichen wie zuvor im gegnerischen Strafraum von den Abwehrspielern. Die feixenden Teamkollegen ließen es sich nicht nehmen, den 1,93 Meter langen Schlaks mit „Goalgetter“-Rufen hochleben zu lassen, weil sie sich aufrichtig für den zuletzt gescholtenen Nationalspieler aus Kamerun freuten.

„Jimmy ist ein etwas sensibler Typ. Er braucht Zuneigung. Aber die hat er von uns auch bekommen“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes über seinen privat eher ruhigen Partner in der Innenverteidigung. Auf dem Platz sei Matip aber ganz anders, da gebe er „lautstarke Kommandos“, ergänzte Höwedes. Jermaine Jones drückte seine Genugtuung etwas krasser aus: „Mit den zwei Toren hat er den Leuten das Maul gestopft.“ In den vergangenen Wochen hatten die Fans den zuweilen phlegmatisch wirkenden Matip als einen Hauptschuldigen für den sportlichen Niedergang ausgemacht. „Es war eine schwere Zeit“, gab der 21-Jährige ehrlich zu, „auch für mich persönlich. Sicher gehören Pfiffe dazu, aber das wünsche ich niemandem.“

Weil einige Anhänger ihn zum Sündenbock erklärt hatten, war die Rückendeckung durch Teamkollegen, Manager Horst Heldt und das Trainergespann für Matip in dieser Phase besonders wichtig. „Ich bin dankbar, dass ich vom Trainerteam immer das Vertrauen bekommen habe“, erklärte Matip nach seinen „etwas kuriosen“ Toren. Beim 1:0 drückte er den Ball nach Kopfball-Vorlage von Jones mit dem Knie über die Linie, beim Siegtor nach dem 1:1 durch Axel Bellinghausen (56.) wähnte sich Matip sogar (zu Unrecht) im Abseits und vergaß fast das Jubeln. Nach Raffaels Freistoß war das Spielgerät über Michel Bastos und ein Fortuna-Abwehrbein bei Matip gelandet, der sich in Mittelstürmerposition blitzschnell drehte und cool mit einem Lupfer über Keeper Fabian Giefer vollstreckte.

„Für Joel freut es mich besonders, weil er es zuletzt nicht leicht hatte. Er ist ja noch immer ein sehr junger Spieler, da sind Leistungsschwankungen normal“, sagte Heldt und lobte Matip für die „zwei wichtigen Tore“. Denn mit dem Sieg drei Tage nach dem achtbaren 1:1 bei Galatasaray in der Champions League beendeten die Knappen ihre Katastrophenserie von nur einem Dreier in elf Bundesligaspielen. Auf den Tabellen-Vierten Frankfurt verkürzte man den Rückstand auf fünf Zähler, der HSV ist als Sechster nur noch einen Punkt voraus.

Für die Rheinländer zählt in der beachtlichen Premierensaison nur die Absicherung nach hinten. „Wir haben Bock auf die Bundesliga und wollen auch im nächsten Jahr auf Schalke spielen“, sagte Torschütze Bellinghausen. Gerade deshalb lag ihm die vierte Auswärtspleite nach klarer Steigerung in der zweiten Spielhälfte schwer im Magen. Trainer Norbert Meier sieht sein Team trotz des Neun-Punkte-Polsters auf den Relegationsrang 16 im Oberhaus weiter im Anpassungsprozess: „Wir müssen lernen, uns für solche Leistungen auch mal zu belohnen.“