Co-Trainer Uwe Klein: „Es ist fast schon wie eine Ehe“

Düsseldorf. Andreas Lambertz gilt als Urgestein der Fortuna im sportlichen Bereich. Dabei ist Co-Trainer Uwe Klein noch ein Jahr länger für den inzwischen in der Bundesliga angekommenen Verein tätig.

Wir sprachen mit der rechten Hand von Norbert Meier.

Herr Klein, war der Sieg gegen Fürth schon die halbe Miete für den Klassenerhalt?

Uwe Klein: Das würde ich nicht sagen, aber wir sind einen großen Schritt weitergekommen. Man muss aber auch die Gefahren sehen, zu früh sich in Sicherheit zu wiegen. Die Situation von Eintracht Frankfurt vor zwei Jahren wäre das Negativbeispiel — zur Winterpause unter den Top Ten und dann noch abgestiegen. Allerdings sehe ich bei unseren Jungs diese Gefahr nicht. Die Mannschaft ist eine Einheit und weiß, dass sie mit aller Entschlossenheit den Klassenerhalt verwirklichen will und wird.

Wie erklären Sie sich dann die zuletzt gezeigten Unsicherheiten und unkonzentrierten Aktionen?

Klein: Das passiert auch größeren Mannschaften. Aber daran kann man auch wachsen. Nur wer Fehler macht, wird auch daraus lernen. Es läuft nicht immer nur geradeaus. Deshalb muss man sich vornehmen, mehr als 90 Minuten konzentriert zu sein. Die Fehler werden von uns Trainern klar aufgezeigt, vor allem visuell, weil die Spieler nur das aufnehmen, was sie sehen. Deshalb sind die Videoeinheiten auch nicht ganz unwichtig. Aber es wird keiner für einen Fehler an die Wand genagelt.

Welcher Anteil am Erfolg hat der besondere Teamgeist innerhalb der Mannschaft?

Klein: Mindestens 90 Prozent. Wenn man die Aufstiegssaison sieht, sind da einige Spieler über sich hinausgewachsen. Natürlich kommt dann der eine oder andere Spieler wie Maxi Beister oder Sascha Rösler mal besser weg, aber nur weil sie totale Rückendeckung durch die Mannschaft haben.

Wie sorgt ein Trainer für diesen besonderen Teamgeist?

Klein: Natürlich suchen wir die Spieler so aus, dass sie in die Mannschaft passen. Unser Beitrag darüber hinaus ist, Übungsformen zu finden, die die Motivation hochhalten, und der Spaß darf auch nicht zu kurz kommen, um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Das hat ganz gut funktioniert.

Wie stolz sind Sie auf die positive Entwicklung der Fortuna?

Klein: Es wäre vermessen zu sagen, das war eine logische Entwicklung. Da kann man schon ein Stück weit stolz drauf sein. Ich habe 2002 bei der Fortuna angefangen. Wir hatten damals die Toten Hosen als Sponsoren und diesen schwarzen Tour-Bus. Da war es für manchen Spieler ein größeres Highlight, mit dem Bus fahren zu dürfen, als für Fortuna aufzulaufen.

Wie hält man das so lange durch?

Klein: Das entspricht meinem Naturell, dass ich als Steinbock sehr ehrgeizig bin, ungern verliere und auch das mit aller Konsequenz mache, was ich anfange. Ich habe bei Fortuna den Fuß in die Türe bekommen und wollte dann auch durchgehen — auch mit allen Höhen und Tiefen. Es war eine heiße Zeit, die nur mit Professionalität und Selbstdisziplin zu meistern war.

Wie kommt die Aufstellung für das Spiel zustande?

Klein: Wir sitzen da schon mittwochs oder donnerstags zusammen, wo jeder offen und frei seine Meinung sagen kann, wer eine Chance verdient hat oder eine Pause braucht. Da kann ich dann auch offen meine Meinung sagen, auch wenn da der Trainer das letzte Wort hat.

Was war der Höhepunkt in den zurückliegenden elf Jahre.

Klein: Das war ohne Zweifel der Bundesliga-Aufstieg, jedenfalls aus sportlicher Sicht. Wobei man sich dann gar nicht so richtig freuen konnte, weil alles so lange in der Schwebe war. Also schöner war dann sogar noch der Aufstieg in die 2. Liga mit dem ganzen Drumherum.

Wenn man Co-Trainer ist, will man doch sicherlich auch einmal Cheftrainer werden. Wie ist das bei Ihnen?

Klein: Ich muss ehrlich sagen, damit beschäftige ich mich im Moment nicht. Erstmal ist es eine Riesensache, in der Bundesliga als Co-Trainer zu arbeiten. Gerade auch bei so einem Verein, dem man über die Jahre die Treue gehalten hat und umgekehrt auch, ist das auch fast schon wie eine Ehe. Ich bin superzufrieden mit der Fortuna und würde gerne noch ein paar Jahre — wenn möglich — in der Bundesliga bleiben. Das wäre eine Riesensache. Das ist hier schon etwas besonderes, in diesem Stadion und vor dieser Kulisse anzutreten. Dieses Gefühl, das kommt schon an einige große Mannschaften heran.

Wie sind denn die Ziele mit der Fortuna?

Klein: Natürlich wollen wir erst einmal mit aller Macht den Klassenerhalt. Sollten wir es schaffen, wird das zweite Jahr sicherlich nicht leichter. Wir arbeiten schon jetzt gezielt auf die nächste Saison hin, auch was neue Spieler angeht. Vorrangig muss sein, den Verein langfristig in der Bundesliga zu etablieren, unabhängig von Tabellenplätzen. Es wäre ungeheuer wichtig, einmal fünf Jahre hintereinander in der Liga zu sein, um etwas aufzubauen zu können. Wer jetzt ansatzweise von einer möglichen Teilnahme am europäischen Wettbewerb spricht, der ist derart fehl am Platze. Das kann vielleicht irgendwann einmal ein Ziel sein.

Sie sind lange dabei, wie hat sich der Profifußball verändert?

Klein: Wir haben uns noch in Räumen umgezogen, die an die Umkleiden von Schulhallen erinnerten. Keine Entmüdungsbecken oder sonstiges gab es da nicht. Die Professionalität hat sich so entwickelt, dass der Fußball im Vergleich zu meiner aktiven Zeit einen riesigen Schritt nach vorne gemacht hat. Das sind Welten.

Ist das den Spielern bewusst?

Klein: Die Spieler sind inzwischen clever genug. In der Öffentlichkeit und auf dem Rasen darf man sich als Profi nicht mehr so viel erlauben. Für die Journalisten ist es vielleicht schade, aber es gibt kaum mehr Spieler, die noch mal so richtig einen Spruch raushauen.