Fortuna Düsseldorf: Erster Schritt mit bescheidenen Mitteln

Die Fortuna möchte sich erstmals seit den 1980ern in der 1. Liga etablieren. Finanziell geht sie ans Äußerste — aber nicht darüber hinaus.

Foto: Wolff

Düsseldorf. Acht Wochen Saisonvorbereitung neigen sich dem Ende entgegen. Mit dem Erstrundenspiel im DFB-Pokal am Sonntag (15.30 Uhr) bei Rot-Weiß Koblenz wird es ernst für Fortuna Düsseldorf. Eine Woche später beginnt das „Abenteuer Fußball-Bundesliga“. Der Klub ist bestrebt, aus dem Abenteuer etwas Langfristiges zu entwickeln. Wer in sozialen Netzwerken unterwegs ist, liest auf den entsprechenden Kanälen nicht selten den Hashtag (Schlagwort) #gekommenumzubleiben. Aus dem Mund des Vorstandsvorsitzenden Robert Schäfer klang das zuletzt immer wieder so: „Wir wollen drinbleiben, egal wie.“

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Kein leichtes Unterfangen für den stolzen Verein, der den Versuch unternimmt, sich erstmals seit Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger Jahre dauer- und ernsthaft in der höchsten deutschen Klasse zu etablieren. Mit einem Spieler-Etat von rund 30 Millionen Euro. Eine Summe, die beispielsweise weit hinter dem zurückliegt, was der Zweitligist 1. FC Köln aufbietet — oder womit Liga-Konkurrent FSV Mainz 05 arbeitet. Zahlreiche Vereine haben weit mehr als das Doppelte zur Verfügung.

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„Wir konzentrieren uns auf uns. Was wir zur Verfügung haben, investieren wir auch. Was andere mit finanziellen Mitteln machen, müssen wir mit einer Idee, Engagement und Hartnäckigkeit schaffen“, erklärte Robert Schäfer während des Trainingslagers im österreichischen Maria Alm.

Trotz der höchsten Transfererlöse seit Jahren — allein für Ihlas Bebou zahlte Hannover 4,5 Millionen Euro — wurden keine waghalsigen Manöver durchgeführt. Beispiel Takashi Usami: Der Japaner wollte nach dem Aufstieg unbedingt bei der Fortuna bleiben, musste aber zum FC Augsburg zurück. Vor zwei Wochen einigten sich beide Vereine dann doch — auf ein erneutes Leihgeschäft. Ein Kauf war kein Option, da sich der Verhandlungspartner in ganz anderen finanziellen Sphären bewegt. Im Falle des zweiten Japaners, Genki Haraguchi, war die Fortuna für eine erneute Verpflichtung aus dem Rennen, als Hannover 96 sich bereit erklärte, die geforderten viereinhalb Millionen Euro Ablösesumme an Hertha BSC zu überweisen.

Die Fortuna setzt in ihrer Transferpolitik auf Leihspieler (Dodi Lukebakio und Takashi Usami) sowie Profis, die ihre zweite Chance in der Bundesliga nutzen wollen (Marvin Ducksch). Große Namen sucht man dagegen vergebens. Es ist ein Weg des soliden Wirtschaftens. Zugleich ist Trainer Friedhelm Funkel und dem Rest der Sportlichen Führung die Chemie ungeheuer wichtig. Fortuna soll und muss als Mannschaft funktionieren, um zu überraschen. Was wie eine alte Phrase klingt, ist zwingend geboten. Der Erfolg der Vorsaison, als die Fortuna ihre Gegner selten an die Wand spielte, hat das gezeigt.

Um die Basis zu legen, sich in der Bundesliga langfristig einrichten zu können, rechnet der Verein mit einem Zeitraum von drei bis vier Jahren. Vereinschef Schäfer möchte daran entscheidenden Anteil haben. Der 42-Jährige hat in seinen zweieinhalb Jahren bei der Fortuna zahlreiche strukturelle und inhaltliche Veränderungen angestoßen sowie vorgenommen. Nicht immer wurde dabei Rücksicht auf Personen oder gewohnte Abläufe genommen. Nicht immer war das überhaupt möglich. Andere Beobachter wiederum begrüßten das „Abschneiden alter Zöpfe“, das in vielen Bereichen längst überfällig war. Und trotz gelegentlicher Kritik von außen ist eine Verlängerung von Schäfers noch bis 2019 laufenden Arbeitspapiers zu erwarten. Wenngleich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts beschieden ist.

Ein großer Teil der Zuversicht, dass die Mission Klassenerhalt im Mai 2019 positiv beendet wird, speist sich aus dem Wirken einer anderen Person: Friedhelm Funkel. Der Rekord-Aufstiegstrainer des deutschen Profifußballs brennt auf die Rückkehr in die 1. Liga. Mit seiner Art vermittelt er nach außen stets Zuversicht. Funkel gibt aber auch kontra, wenn es angebracht ist. Er kritisiert enttäuschende Zuschauerzahlen, die lokale Berichterstattung oder den Kontrollwunsch des eigenen Arbeitgebers, wenn es um das gesprochene Wort geht. Eifer und Erfahrung des 64-Jährigen erwecken den Eindruck, dass die Fortuna den richtigen Mann an der Seitenlinie hat, um das schwere Jahr zu bewältigen.

Wie erfolgsträchtig alle Maßnahmen der Saisonvorbereitung, alle Transfers und alle geführten Gespräche sind, werden erst die kommenden Wochen und Monaten zeigen. Dass die Fortuna mit dem FC Watford (England) und dem AC Florenz (Italien) nur zwei ernstzunehmende Testspielgegner aus der Top-Liga des jeweiligen Landes bespielte, kann, muss aber nicht kritisiert werden. Die Verletzungen der Routiniers Adam Bodzek und Oliver Fink hingegen waren Rückschläge auf der langen Strecke vom Laktattest Ende Juni bis zum abschließenden Test gegen den Bezirksligisten VfL Benrath am Dienstag.

Fortuna will sich etablieren. Mit bescheidenden Mitteln und als Kollektiv. Der erste Schritt, er ist nicht selten der schwerste.