Soares: „Ich brauche Spielpraxis“

Der Brasilianer ist nach einer 14-monatigen Leidenszeit schon fast wieder da, wo er hin möchte. Jetzt will er sich bewähren.

Bruno Soares hat 14 Monate pausieren müssen. Das ist wohl Höchststrafe für einen Brasilianer, der neben der Familie auch ein sehr inniges Verhältnis zum Fußball hat. Wir sprachen mit dem Abwehrspieler von Fortuna Düsseldorf.

Herr Soares, wie geht es Ihnen eigentlich heute?

Bruno Soares: Mir geht es jetzt gut. Die vergangene Saison war sehr schwierig für mich, auch weil fast schon zu viel Zeit zum Nachdenken hatte. Natürlich war es auch so, dass ich nicht wusste, ob es überhaupt wieder klappt, als Fußball-Profi zurückzukommen. Die Erfahrung nach dieser Leidenszeit war sehr wichtig, ich habe viel gelernt auch über Vertrauen und Rückhalt durch den Verein, die Trainer und die Fans.

Und in dieser Saison läuft es viel besser?

Soares: Ja, aber vor allem in der Vorbereitung war es schon sehr schwierig, weil es quasi von Null auf Hundert ging. Aber seit ein, ja vielleicht auch zwei Monaten bin ich wieder völlig fit. Ich bin schmerzfrei, und das ist sehr wichtig. Im Spiel gegen Dresden hat mir der Trainer das Vertrauen von Anfang an gegeben. Das war sehr gut für meinen Kopf, weil ich dann wusste, es geht doch noch.

Und es lief sofort sehr gut . . .

Soares: Na ja, ich habe schon ein paar Fehler gemacht. Aber ich hatte ja auch keine Spielpraxis. Die brauche ich unbedingt für mein Spiel. Wenn ich mal fünf, sechs Spiel in Folge mache, werde ich noch besser. Ich bin dem Trainer sehr dankbar, dass er mir so sehr vertraut hat. Und Gott sei Dank ist alles in Ordnung. Und ich hatte ja auch Glück. Wenn ich von Anfang an aufgelaufen bin, haben wir noch nicht verloren.

Wie haben die Fans darauf reagiert?

Soares: Es ist etwas besonderes, hier zu spielen. Ich bin ein wenig bekloppt auf dem Platz. Allein wie die Fans in der zweiten Hälfte gegen Fürth hinter uns gestanden haben, war schon der Wahnsinn. Und das tut mir sehr gut.

Wie schwer waren die vergangenen beiden Wochen nach dem 1:6 gegen Paderborn?

Soares. Das war wirklich sehr anstrengend. Es hat von den sportlichen Dingen abgelenkt. Wir hatten wenig Selbstvertrauen, und deshalb war der Sieg gegen Sandhausen sehr wichtig. Es liegt auch an der Anspruchshaltung in der Stadt. Für diese Fans müssen wir immer das Beste geben.

Wie kam es trotzdem zu den Büskens-Raus-Rufen?

Soares: Ich kann die Leute verstehen. Gegen Paderborn und in Aalen war kein Feuer in unserem Spiel. Der richtige Willen war nicht zu erkennen. Deshalb war es keine Überraschung. In Brasilien ist das noch viel schlimmer. Da fliegen nach mehreren Niederlagen auch mal Eier gegen den Bus. Die Fans waren bei uns und haben uns erklärt, was sie von uns erwarten. Diesen Willen haben wir gezeigt, obwohl das 1:0 letztlich nur ein Dreckssieg war.

Wie steckt man so eine frühe Gelbe Karte wie auf St. Pauli oder gegen Sandhausen weg?

Soares: Da fehlt mir einfach noch die Spielpraxis, um in allen Situationen sofort richtig und intuitiv zu reagieren. Das Timing ist bei dem hohen Tempo noch nicht ganz da. Noch ein paar Spiele , und dann spielt das keine Rolle mehr.

Fortuna hat vier oder fünf gute Abwehrspieler. Motiviert dieser Konkurrenzkampf?

Soares: Für mich ist das gut, weil ich nicht nachlassen darf, und für den Verein ist ein Konkurrenzkampf sowieso gut.

Was kann die Mannschaft noch erreichen?

Soares: Wir haben weiterhin das Ziel, oben mitzuspielen und hoffen, dass wir jetzt nach der Pause in eine positive Serie reinkommen. Dann kommt alles automatisch, das Selbstvertrauen und die Sicherheit.

Ist die Mannschaft nach dem ganzen Theater enger zusammengerückt?

Soares: Ja, das Gefühl habe ich. Wir stehen auch wirklich zu 100 Prozent hinter dem Trainer. Die Stimmung ist sehr gut.

Was macht ein Brasilianer, falls er einmal nicht an Fußball denkt?

Soares: Ich mache viel mit der Familie — wie jeder Brasilianer. Zudem gibt es auch Freunde wie Dante und Felipe Santana. Wenn Gott es will, würde ich gerne länger in Deutschland leben und hoffentlich noch mal in der Bundesliga spielen, am liebsten mit Fortuna. Das ist mein großes Ziel.