0:1 gegen England: DFB-Frauen verpassen WM-Bronze

Edmonton (dpa) - Auch der Bronze-Traum ist geplatzt! Englands Fußballerinnen haben Deutschland einen versöhnlichen Abschluss der WM in Kanada verdorben.

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Mit ihrem Elfmetertreffer in der 108. Minute zum 1:0 (0:0) nach Verlängerung zerstörte Fara Williams vor 21 483 Zuschauern in Edmonton im Spiel um Platz drei die deutsche Hoffnung auf den Gewinn der Bronzemedaille. Für England war es im 21. Versuch der erste Länderspielsieg überhaupt gegen eine DFB-Elf.

Während die „Three Lionesses“ über Platz drei jubelten, muss der DFB-Tross am Sonntag von Edmonton aus die Heimreise mit leeren Händen antreten. Der WM-Vierte wird am Montag in Frankfurt erwartet. Torhüterin Nadine Angerer, die ihre 19 Jahre währende DFB-Karriere mit einer Niederlage beendete, sitzt dann nicht mit im Flieger. Die 36-Jährige reist direkt weiter nach Portland, wo sie die US-Saison mit den Thorns noch zu Ende spielt.

WM-Frauen-Team verpasst den dritten Platz
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Beim Elfmeter von Williams war Angerer chancenlos. Vorausgegangen war ein Foul von Tabea Kemme an Lianne Sanderson. Bundestrainerin Silvia Neid sagte: „Der Elfmeter war berechtigt. Da waren wir etwas naiv.“

„Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, bis auf den Torabschluss“, sagte Angerer. „Es zieht sich durch das ganze Turnier, dass wir nicht gut im Torabschluss waren“, meinte die Spielführerin in der ARD. „Wenn man keine Tore schießt, kann man nicht gewinnen.“ Auch die Bundestrainerin sah es ähnlich: „Wir hatten einfach wieder unsere Abschlussschwäche.“

Neid nahm nach der 0:2-Niederlage im Halbfinale gegen die USA gleich fünf Veränderungen vor. Neu in die Startelf rückten Bianca Schmidt, Babett Peter, Melanie Behringer, Lena Petermann und Sara Däbritz. Dafür nahmen Leonie Maier, Annike Krahn, Melanie Leupolz, Anja Mittag und Alexandra Popp zunächst auf der Bank Platz. Dzsenifer Marozsan und Lena Lotzen waren wegen Sehnenreizungen nicht einsetzbar.

Die Hereinnahme frischer Kräfte im siebten WM-Spiel binnen 24 Tagen wirkte sich zunächst belebend und positiv aus. Vor allem die beiden U20-Weltmeisterinnen Däbritz und Petermann, die als zweite Spitze neben Celia Sasic agierte, sorgten für frischen Wind und gute Offensivaktionen. Petermann zwang die englische Torfrau Karen Bardsley mit einem Kopfball nach Däbritz-Flanke schon in der 1. Minute zu einer Glanzparade.

Kurz darauf hatten die deutschen Fans bereits den Torschrei auf den Lippen: Schmidt köpfte den Ball von außen Richtung Fünfmeterraum, und fast hätte Jo Potter per Kopf erneut ein englisches Eigentor produziert. Doch die kurz zuvor an der Seitenlinie am Fuß behandelte Spielführerin Steph Houghton rettete spektakulär kurz vor der Linie und schlug den Ball per Fallrückzieher aus der Gefahrenzone.

Das deutsche Kombinationsspiel lief deutlich besser als zuletzt gegen die USA, allein im Abschluss haperte es weiterhin. Sasic (9.) und Däbritz, die den Ball mit der Brust stoppte und per Drehschuss über das Tor schoss, hatten weitere Möglichkeiten zu Führung. Die „Three Lionesses“, zum ersten Mal in einem WM-Halbfinale, zeigten viel Respekt vor dem zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameister. So war DFB-Keeperin Angerer in ihrem 146. und letzten Länderspiel kaum einmal gefordert. Die beste Chance bis zur Pause vergab Houghton (12.), als sie nach einem Rückpass von der Seitenlinie zentral im Strafraum den Ball nicht voll traf.

Mit Leupolz für Behringer änderte sich das Bild im zweiten Abschnitt nicht. Deutschland spielte und drückte, England durfte sich vor allem bei ihrer glänzenden Torhüterin bedanken. Einen Volleyschuss von Däbritz (53.) parierte Bardsley reaktionsschnell, ein Kracher von Petermann wurde von Houghton in höchster Not abgeblockt. Dann fasste sich Tabea Kemme (68.) ein Herz und zog nach einem Solo aus 19 Metern ab - knapp vorbei. Erst eine Viertelstunde vor dem Ende der regulären Spielzeit brannte es erstmals im DFB-Strafraum lichterloh. Doch Jill Scott kam bei einer Hereingabe von Karen Carney einen Schritt zu spät. Danach geriet die deutsche Abwehr auch in der Verlängerung noch einige Male unter Druck. Das Spiel stand auf des Messers Schneide - mit dem glücklicheren Ende für die Engländerinnen.