Frauenfußball-WM in Kanada Elfenbeinküste für Neid die große Unbekannte
Ottawa (dpa) - Mehr Außenseiter geht nicht. Die Fußballerinnen von der Elfenbeinküste sind die größte Unbekannte der Weltmeisterschaft in Kanada. Selbst der Deutschen Fußball-Bund (DFB) tat sich schwer, brauchbare Informationen über den WM-Auftaktgegner zu bekommen.
Das wird nichts daran ändern, dass der Welt-und Europameister die Frauen von der Elfenbeinküste am 7. Juni in Ottawa klar besiegen wird.
Gleichwohl ärgerte sich Bundestrainerin Silvia Neid darüber, dass die „Elefantinnen“ (Elephants) so wenig von sich preisgaben. Es sei „sehr schwierig“, an Informationen zu kommen, konstatierte Neid. „Wir haben vier DVDs von ihnen, aber die sind von November. Und es ist immer besser, du siehst sie nochmal kurz vorher. Eigentlich sind die Verbände verpflichtet, ihre Länderspiel-Termine bekanntzumachen.“
Eigentlich - doch die DFB-Scouts schauten bei den Afrikanerinnen in die Röhre. Ein vor Wochen geplantes Testspiel in Tunesien wurde abgesagt. Und dass die Elfenbeinküste am 10. Mai in der Heimat noch einen geheimen WM-Probelauf gegen Kamerun absolvierte, blieb dem DFB verborgen. Sonst hätte Neid ihre Spione nach Afrika entsandt.
Sorgen muss sich die Neid-Auswahl aber kaum machen. Beim 2:3 in Abidjan gegen Afrika-Vizemeister Kamerun überzeugte das robuste Team von Trainerin Clementine Touré zwar sporadisch in der Offensive, war hinten aber extrem anfällig. Das Team der Elfenbeinküste ist bei der WM die in der Weltrangliste die am schlechtesten platzierte Mannschaft (FIFA-Nr. 67). Sogar die Fußballerinnen aus Haiti und Papua-Neuguinea - in Kanada nicht vertreten - sind höher eingestuft.
Gleichwohl ist die WM-Euphorie an der Elfenbeinküste groß, glaubt man den heimischen Medien. Seit sich das international unauffällige Elf im vorigen Herbst als Dritte des Afrika-Cups erstmals für eine WM-Endrunde qualifizierte, sei das Interesse enorm gestiegen, heißt es. Verband, Spielerinnen und Fans fieberten dem „historischen Ereignis“ entgegen. Selbst die Staatsführung stimmte in den Jubelchor ein. Präsident Alassane Ouattara sprach von „meinen Patenkindern“ und spendierte nach der Qualifikation einen ordentlichen Bonus. Die Spielerinnen hätten dem Land „große Ehre“ erwiesen. „Ich bin stolz auf euren Erfolg“, sagte auch die „First Lady“ Dominique Quattara.
Die Trainerin bereitete ihren Kader seit Januar im Technischen Zentrum des Fußball-Verbands in Bingerville vor. „Wir haben auf diesen Moment so lange gewartet. Unser Dank gilt allen Ivorern für ihre Gebete.“ Es sei ein „ein Vergnügen“ bei der WM zu sein, betonte Touré: „Unsere Gruppe ist sehr schwierig. Von uns erwarten alle am wenigsten, aber wir werden unsere Chancen bekommen. Gleich die erste Partie gegen Deutschland wird ein großes Spiel. Wir wollen uns auf der Weltbühne gut aus der Affäre ziehen.“
Sicher weiß die Diplomsportlehrerin mehr über die DFB-Elf als Neid über die Afrikanerinnen. Seit 2009 ist sie in Westafrika auch als FIFA-Instruktorin tätig. Ihre Spielerinnen kicken überwiegend bei zwei heimischen Clubs: Juventus de Yopougon und Onze Soeurs de Gagnoa. Nur wenige haben Europa-Erfahrung wie die Stürmerinnen Josee Nahi. Sie spielte vor Jahren für den serbischen Club Sparta Subotica in der Champions League und stürmt nun für den russischen Spitzenclub Zvezda Perm.