Härtetest in Schweden - Neid: „Wollen es besser machen“
Örebrö (dpa) - Für die Wahlschwedin Anja Mittag ist es ein „Heimspiel“, für das gesamte DFB-Team ein weiterer Prüfstein auf dem Weg zur WM und eine willkommene Gelegenheit zur Kurskorrektur.
„Wir haben in der Analyse des Frankreich-Spiels alles angesprochen, was nicht gut war“, sagte Bundestrainerin Silvia Neid vor der Partie am Mittwoch (18.00 Uhr) gegen Schweden in Örebrö. „Jetzt sind wir froh, dass wir direkt wieder ein Spiel gegen einen ähnlich starken Gegner haben, in dem wir es besser machen wollen.“
Der schwache Eindruck vom 0:2 gegen die Französinnen am vergangenen Samstag in Offenbach soll ausgelöscht werden. Das betonen auch alle Nationalspielerinnen. Für Neid gehört das Drei-Kronen-Team wie auch Frankreich zu den besten Mannschaften der Welt: „Deshalb ist es erneut ein guter Test für uns“, betonte die 50 Jahre alte Fußball-Lehrerin, die bei der Aufarbeitung der Fehler gegen Frankreich gewohnt schonungslos offen und direkt war.
„Es war eine intensive Video-Analyse und hat auch ein wenig länger gedauert als sonst. Wir waren alle ein bisschen schockiert, als wir die Bilder gesehen haben“, gab Weltfußballerin Nadine Angerer mit einem schelmischen Schmunzeln auf dem Flug nach Nordschweden zu. „Jede Spielerin weiß, was sie falsch gemacht hat“, erklärte Melanie Leupolz, gegen Frankreich nach ihrer Einwechslung zur zweiten Hälfte neben Torhüterin Angerer und Innenverteidigerin Annike Krahn eine der Besten. „Es hat in unserem Spiel Bewegung gefehlt, keiner wollte den Ball wirklich haben. Dazu kamen individuelle Fehler“, meinte Leupolz. Laut Angerer will man sich in Schweden „in allen Belangen“ steigern.
Eine ganz besondere Partie ist es für Anja Mittag - „natürlich“, betonte die Stürmerin, die seit drei Jahren in Schweden lebt und jüngst mit dem FC Rosengard aus Malmö zum zweiten Mal den Meistertitel holte. Darüber hinaus wurde die 29-Jährige erneut Torschützenkönigin in der Damallsvenskan. Schon beim Überfliegen von Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen überkamen Mittag erste Glücksgefühle. „Schweden ist ein Stück Heimat“, sagte sie. „Spiele gegen Schweden sind immer besondere. Nicht nur, weil ich dort spiele, sondern weil die Partien grundsätzlich zu den Klassikern zählen.“
Weil bei der WM in Kanada im kommenden Sommer auf Kunstrasen gespielt wird, entschied man sich bewusst für Örebrö als Spielort. In der schmucken Behrn-Arena westlich von Stockholm liegt ebenfalls der künstliche Untergrund, der bei Profifußballerinnen weltweit auf Ablehnung stößt. Anfang Oktober reichte eine Gruppe von knapp 40 Topspielerinnen mit Angerer und US-Star Abby Wambach an der Spitze eine Klage ein, nachdem der Fußball-Weltverband FIFA bekräftigt hatte, dass die WM 2015 wie geplant auf Kunstrasen stattfinden werde.
Inzwischen hat sich die FIFA von einem beauftragten Experten die Unbedenklichkeit des umstrittenen Untergrundes sogar attestieren lassen. Angerer kann das nicht überzeugen. „Die WM der Männer 2018 wird auf Gras gespielt, die 2022 auch. Gleichzeitig sagen die Herren in Zürich: Die Zukunft des Fußballs ist auf Kunstrasen. Aber wo fängt die Zukunft an? Nur bei uns? Das finde ich respektlos“, sagte sie an Samstag in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.
Neid findet den aussichtslosen Kampf der Spielerinnen zwar „gut“, hat sich mit der Entscheidung der FIFA und des Kanadischen Fußball-Verbandes aber längst abgefunden. Dass noch ein Umdenken stattfindet, hält Neid für ausgeschlossen: „Wir werden bei der WM auf Kunstrasen spielen müssen. Es sei denn, wir fahren nicht hin...“