Neid zieht trotz 1:2 gegen USA positives Fazit

Boca Raton (dpa) - Das Weltmeisterteam aus den USA ist noch eine Nummer zu groß. Doch die Leistungen und der zweite Platz beim hochkarätig besetzten Vier-Nationen-Turnier haben die Hoffnung der deutschen Fußballfrauen auf eine Olympia-Medaille genährt.

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„Wir können mit den Amerikanerinnen mithalten. Aber es reicht noch nicht ganz. Von daher wissen wir schon, dass wir noch viel zu tun haben bis Olympia“, sagte Bundestrainerin Silvia Neid nach der 1:2-Niederlage gegen die USA zum Abschluss des „SheBelieves Cups“ in Boca Raton/Florida. „Aber wir sind auf einem sehr guten Weg.“

Die 51-Jährige ist mit der ersten Etappe fünf Monate vor dem olympischen Turnier (3. bis 19. August) in Brasilien sehr zufrieden. „Die Bilanz ist sehr, sehr positiv. Es war ein klasse Turnier, ein guter Start in unser Olympia-Jahr“, befand Neid trotz der misslungenen Revanche für das 0:2 im WM-Halbfinale 2015, als ihr Team chancenlos war. „Diesmal haben wird den Fight angenommen und es wirklich gut gemacht.“ Mit dem eigenen Spiel nach vorn und dem Kreieren von Torchancen aber haperte es noch.

Der Erkenntnisgewinn nach Siegen gegen Frankreich (1:0) und England (2:1) sowie dem 1:2 gegen das US-Team macht Neid vor ihrem letzten bedeutenden Turnier als Cheftrainerin dennoch Mut. „Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert. Das ist ein schönes Zeichen. Ich habe von einigen Spielerinnen einen sehr guten Eindruck gewonnen, bei einigen bin ich der Meinung, dass es noch nicht ganz reicht“, sagte Neid, die aus den drei Spielen gegen Top-Gegner „viel mitnehmen“ will.

Vor 13 501 Zuschauern ging das DFB-Team durch Anja Mittag (29. Minute) in Führung, ehe der Weltmeister und Olympiasieger das Spiel durch Stürmerstar Alex Morgan (35.) und einen abgefälschten Schuss von Samantha Mewis (41.) drehte. Das zweite Tor nahm die ansonsten starke DFB-Keeperin Almuth Schult auf ihre Kappe. „Da habe ich die falsche Entscheidung getroffen. Ich wollte den Ball fangen, hätte ihn aber zur Seite lenken müssen. Das ist bitter, weil wir ein sehr gutes Spiel gemacht haben“, meinte die Nachfolgerin von Nadine Angerer.

Angreiferin Mittag, die dem US-Team im neunten Länderspiel des Jahres das erste Gegentor überhaupt beibrachte, sieht die DFB-Elf derzeit bei „60 bis 70 Prozent“. Man wisse nun genau, „in welchen Bereichen wir uns noch weiterentwickeln wollen und auch müssen“, befand Spielführerin Saskia Bartusiak. Teamkollegin Melanie Behringer sieht es ähnlich. „Wir haben noch nicht ganz das Niveau der USA. Aber die Fehler kann man bis Olympia noch aufarbeiten.“

Nach der ersten Standortbestimmung kehrt das DFB-Team am Freitag nach Deutschland zurück. Die nächsten Länderspiele in der EM-Qualifikation in der Türkei (8. April) und gegen Kroatien in Osnabrück (12. April) sind Pflichtaufgaben. In vier Lehrgängen mit zwei Spielen gegen noch unbekannte Gegner in Regensburg und Paderborn soll das Team bis zur Abreise nach Brasilien am 27. Juli den Olympia-Feinschliff erhalten.

Nach und nach werden zudem beim US-Trip fehlende Kandidatinnen dazustoßen. Stammkräfte wie Simone Laudehr, Melanie Leupolz oder Bianca Schmidt werden den Konkurrenzkampf schüren. Es sei noch viel Zeit bis Rio, meinte Mittag, die ihren Olympia-Traum schon mal verriet: „Ich hoffe, dass wir eine Medaille holen. Besser als Platz vier wie bei der WM - das wäre schön.“