Titel als Ära-Start: Bayern-Frauen auf dem Vormarsch

Frankfurt/Main (dpa) - An rauschende Party-Nächte wie nach dem ersten Meister-Coup seit 39 Jahren könnten sich die Fußball-Ladies des FC Bayern München gewöhnen.

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Mit dem ungeschlagenen Durchmarsch zum Titel hat sich das Team von Trainer Thomas Wörle endgültig als dritte starke Kraft im deutschen Frauenfußball neben Pokalsieger und Vizemeister VfL Wolfsburg sowie Champions-League-Finalist 1. FFC Frankfurt etabliert. Der Gewinn der Meisterschale war zugleich das deutliche Signal an die Konkurrenz, das da lautet: Mit uns ist auf lange Sicht zu rechnen.

Zumal die Kickerinnen keine Geldnöte fürchten müssen. „Wir werden sie unterstützen. Es ist zum Glück finanziell etwas überschaubarer als im Männerfußball“, kündigte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge an. Ähnlich wie im Basketball, wo die Münchner dank einer kräftigen Finanzspritze innerhalb kurzer Zeit vom Zweitligisten zum Topverein der Bundesliga aufstiegen, könnten die Bayern-Frauen die Hierarchie durcheinanderwirbeln.

„Der Frauenfußball hat sich in den letzten zehn Jahren speziell in Deutschland ziemlich verändert. Zuerst durch die Nationalmannschaft, und jetzt durch den Titelgewinn auch ein Stück bei Bayern München. Vielleicht gibt es jetzt auch eine Chance, dass der Frauenfußball ein Stückchen in München etabliert wird, dass wir eine neue Nachfrage mit der Meisterschaft auslösen können. Sie hätten es verdient“, erklärte Rummenigge.

Thomas Wörle weiß, dass sich sein Team künftig an den in dieser Super-Saison gesetzten Maßstäben messen lassen muss. „Um das annähernd wiederholen zu können, müssen wir uns verstärken. Wir müssen draufpacken. Die Arbeit wird nicht weniger werden“, sagte der Meistertrainer. Zumal er befürchtet: „Wir haben wohl zehn Spielerinnen bei der WM. Die werden nach Hause kommen und platt sein.“

Dennoch werden sich die etablierten Clubs im Wettlauf mit den Bayern mächtig strecken müssen - sowohl sportlich als auch finanziell. Der Liga könnte das allerdings nicht guttun. „Die Bundesliga ist eine Dreiklassengesellschaft. Die Mannschaften, die oben stehen, haben natürlich ganz andere Mittel. Sie können ganz andere Spielerinnen holen. Dadurch wird der Abstand immer größer“, stellte Bundestrainerin Silvia Neid fest.

Lediglich der Vierte Turbine Potsdam konnte in der abgelaufenen Saison Anschluss an die Großen Drei halten, dahinter klaffte in der Tabelle bereits eine Lücke von 20 Punkten. Dennoch widerspricht Colin Bell, Trainer des 1. FFC Frankfurt, der Bundestrainerin. „Die Bundesliga ist enorm stark geworden, da wird einem nichts geschenkt. Die Zeiten, wo man sich nur viermal im Jahr anstrengen muss, sind vorbei“, sagte Bell. Mit der Verfolgerrolle will sich der Coach des siebenmaligen Meisters nicht abfinden: „Wir müssen schauen, dass wir in Zukunft wieder einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz erlangen.“