„Trügerische“ Ausgangslage: Final-Chancen 50:50

Potsdam (dpa) - Potsdam dämpft die Euphorie, Duisburg schürt den Optimismus: Nach dem 2:2 im Hinspiel geben sich die „Torbienen“ vom Meister aus Potsdam überaus zurückhaltend.

Trainer Bernd Schröder spricht vor dem Halbfinalrückspiel in der Champions League der Frauen am Sonntag (14.15 Uhr/ZDF) im Karl-Liebknecht-Stadion gegen den FCR Duisburg sogar von einem „trügerischen“ Hinspiel-Resultat.

„Wir haben noch nichts geschafft. Die Chancen auf das Finale stehen 50:50. Nicht umsonst gehören sieben Spielerinnen aus Duisburg zum vorläufigen WM-Kader“, warnte Schröder seine Spielerinnen inständig, den Gegner nicht unterschätzen. Seit dem 25. Mai 2008 haben die Turbinen gegen Duisburg kein Heimspiel mehr verloren, seit dem 0:3 gegen Bayern München am 6. September 2008 sind sie im „KarLi“ nicht mehr bezwungen worden.

Ähnlich sieht das auch Bundestrainerin Silvia Neid. „Die Champions League stört natürlich unsere WM-Vorbereitung, aber es freut mich natürlich, dass wieder auf jeden Fall eine deutsche Mannschaft im Finale stehen wird“, sagte sie. „Das Duell lebt von der Ausgeglichenheit und der daraus resultierenden Spannung. Beide können es noch schaffen“, fügte sie hinzu.

Dem Sieger winkt eine Finalprämie von 200 000 Euro - davon müssen aber noch Spesen und Reisekosten bezahlt werden. Potsdam geht arg geschwächt in das Spiel des Jahres. Beide Außenverteidigerinnen sind nicht einsetzbar. Nationalspielerin Bianca Schmidt sah in Duisburg die zweite Gelbe Karte, Josephine Henning kann wegen einer Beckenprellung definitiv nicht spielen. Hingegen verkündete Duisburgs Trainer Marco Ketelaer: „Alle Frauen an Bord“, nachdem auch die so lange verletzte Torhüterin Ursula Holl die Reise nach Potsdam mitantreten konnte.

Auch die im Hinspiel gelbgesperrte Auswahl-Spielerin Simone Laudehr ist heiß auf das Duell. „Wir können und wir wollen dieses Spiel gewinnen“, kündigte sie selbstbewusst an. Nach verpassten Möglichkeiten in Meisterschaft und Pokal ist der Gewinn der zum zweiten Mal ausgespielten Champions League am 26. Mai in London für den FCR die letzte Chance auf ein weiteres Jahr in der Königsklasse.

Doch Potsdam will die gute Ausgangsposition im mit 9500 Zuschauern voraussichtlich ausverkauften Stadion nicht mehr aus der Hand geben und nach dem Triumph von Getafe im Vorjahr zum zweiten Mal die Champions League gewinnen. „Wir müssen den Kontrahenten in der Abwehr beschäftigen und dürfen ihn nicht vor unser Tor kommen lassen, denn in der Offensive sind sie kreuzgefährlich“, warnte der Coach vor allem vor Top-Torjägerin Inka Grings, die in der vorigen Saison 23 Mal traf und im Hinspiel für das 1:1 sorgte.

Dass die verkündeten Abgänge der Nationalspielerinnen Josephine Hennig, Nadine Keßler (beide Wolfsburg) und Desiree Schumann (FFC Frankfurt) die Gastgeber irritieren, ist nicht zu erwarten. Die wichtigste Personalie ist aber weiter ungeklärt: Fatmire Bajramaj hat noch nicht öffentlich gemacht, ob sie das nachgebesserte Angebot von Turbine annimmt oder den Lockrufen von Pokalsieger 1. FFC Frankfurt folgen wird. „Ich möchte dazu jetzt gar nichts sagen“, meinte die Nationalspielerin vor dem Match.

Im Vorjahr hatte sich Potsdam gleichfalls im Halbfinale nach 0:1 im Hinspiel und 1:0-Erfolg gegen den FCR im Elfmeterschießen (3:1) den Finaleinzug gesichert.