2:4 - Kroos und Khedira gingen mit Real unter
Madrid (dpa) - Was wie ein Festival begann, endete mit einer Blamage. Real Madrid führte in San Sebastián nach elf Minuten 2:0, unter der Regie von Toni Kroos spielte der Champions-League-Sieger den Gegner Real Sociedad an die Wand und schien auf einen glanzvollen Triumph zuzusteuern.
Nach einer halben Stunde aber brach der spanische Rekordmeister ein, verlor die Orientierung und musste sich mit 2:4 geschlagen geben. Das Debakel der Königlichen ließ in Madrid Nostalgie nach Spielern wie Xabi Alonso oder Angel di María aufkommen. Sie hatten zu den tragenden Kräften gehört, waren aber an Bayern München und Manchester United abgegeben wurden. Trainer Carlo Ancelotti antwortete auf die Frage, ob ein Xabi Alonso den Einbruch in San Sebastián verhindert hätte: „Als einzelner Spieler hätte er nichts ausrichten können, wenn eine ganze Elf die Konzentration verliert.“
Bei seiner Vorstellung in München sagte Alonso am Montag, er habe das Spiel „verfolgt“ und sei „überrascht“ vom Ergebnis gewesen: „Es war ein komisches Gefühl, meine Teamkollegen zum ersten Mal so zu sehen und nicht ein Teil der Mannschaft zu sein. Aber daran werde ich mich gewöhnen.“
Die 2:4-Schlappe wirft in Madrid Fragen zur Transferpolitik auf. Real-Präsident Florentino Pérez muss sich vorhalten lassen, nach dem Champions-League-Sieg ohne Not eine erfolgreiche Elf umgebaut zu haben. „Toni Kroos ist kein Xabi Alonso und James Rodríguez kein Di María“, betonte die Nachrichtenagentur Efe. Kroos war im Mittelfeld fast die einzige Defensivkraft vor der Abwehrkette und in dieser Rolle überfordert. „Im Spielaufbau macht ihm niemand etwas vor“, meinte das Sportblatt „Marca“. „Aber in der Defensive muss er noch lernen.“
Zur Unterstützung des früheren FC-Bayern-Spielers wechselte Ancelotti in der Schlussphase dessen Landsmann Sami Khedira ein. Der Ex-Stuttgarter konnte das Debakel zwar auch nicht abwenden, aber seine Rolle könnte durch das 2:4 gestärkt worden sein. „Es sieht so aus, als würde Khedira demnächst häufig zum Einsatz kommen“, meinte „Marca“. Darauf könnten auch die Worte von Ancelotti hindeuten. „Wir müssen etwas ändern, und wir werden auch etwas ändern“, sagte der Trainer. Dabei schienen die Tage Khediras bei Real bis vor kurzem noch gezählt zu sein.
Die Wende im Spiel in San Sebastián leitete ein Eckball ein, den Iñigo Martínez in der 35. Minute mit dem Kopf zum 1:2-Anschlusstreffer für die Basken nutzte. „Was dann geschah, lässt sich mit Logik nicht erklären“, beschrieb die Zeitung „El País“ die spektakuläre Wende. „Der simple Treffer erweckte San Sebastián zu neuem Leben, Real Madrid verabschiedete sich von dem Spiel.“ Niemand im Anoeta-Stadion hatte den Basken eine solche Aufholjagd zugetraut. Die Gastgeber waren nach ihrem Aus in der Europa League und einer 0:1-Schlappe beim Aufsteiger SD Eibar ohne Selbstvertrauen in die Partie gegangen und vom eigenen Publikum ausgepfiffen worden.