Angriff auf Vogts - „Vorfall nicht zu hoch hängen“

Baku (dpa) - Heftiger Protest gegen Berti Vogts: Der Ex-Bundestrainer und Nationalcoach Aserbaidschans ist zwei Tage vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland nach eigenen Angaben attackiert worden.

Es habe sich um drei Journalisten gehandelt, erklärte Vogts der Nachrichtenagentur dpa. Was genau nach der Pressekonferenz in Baku passierte, ließ Vogts offen. „Ich kann nur sagen, dass ich angegriffen worden bin“, erklärte der Fußball-Weltmeister von 1974 und betonte, er wolle den Vorfall nicht zu hoch hängen. „Das ist abgehakt. Die Konzentration gilt, der Mannschaft zu helfen“, unterstrich Vogts im Teamhotel.

Nach ARD-Informationen sollen ihn außerhalb des Raumes, in dem die Pressekonferenz stattgefunden hatte, ein Mann mit einer Gießkanne und ein weiterer mit Toilettenpapier erwartet haben. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete von sechs oder sieben Berichterstattern, die mit Klopapierrollen gewedelt hätten, die sich abwickelten. Auch eine rote Gießkanne sei geschwenkt worden. Sicherheitskräfte seien aber zu keiner Zeit nötig gewesen.

Die russische Agentur Interfax schrieb, Vogts sei von einem Journalisten mit einer Rolle Klopapier beworfen worden, zwei weitere hätten ebenfalls mit ihm gestritten und ihm einen Krug überreicht, wie er bei Muslimen traditionell für die Waschung verwendet werde.

Der einstige Verteidiger Vogts erklärte, er habe sich selber geschützt und betonte, er werde seine Mannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland betreuen: „Das ist kein Thema, dass ich nicht auf der Bank sitze“, sagte Vogts und hob sein gutes Verhältnis zum Fußball-Verbandspräsidenten Aserbaidschans hervor.

Das Vogts-Team war am Freitag mit 1:2 in Kasachstan unterlegen. Schon nach der Rückkehr auf dem Flughafen sollen wütende Anhänger gewartet haben. Bei der Pressekonferenz im Tofik-Bachramow-Stadion hätten Fans die Absetzung von Vogts gefordert, berichteten aserbaidschanische Journalisten. Fans hätten „Fahr nach Hause!“, „Wir lieben dich nicht mehr!“ und „Wir wollen Dich nicht mehr“ gerufen und auf Poster geschrieben.

„Man darf halt nicht in Kasachstan verlieren“, sagte Vogts, dessen Schützlinge in der Qualifikation auch einen überraschenden 1:0-Heimsieg über die Türkei gefeiert hatten. Der 64-Jährige sagte laut der Nachrichtenagentur „1news.az“ auf der Pressekonferenz, dass er bereit sei zu gehen: „Heute fliegt noch eine Maschine nach Istanbul. Das kann ich noch schaffen.“ Von einem möglichen Engagement in der Türkei, wo es Spekulationen über einen Wechsel von Guus Hiddink zum FC Chelsea gibt, wisse er nichts, sagte Vogts dpa aber.

Der frühere DFB-Coach warf seinen Spielern schwere Fehler bei dem Kasachstan-Spiel vor, die auf internationalem Niveau unverzeihlich seien. Vor allem müssten sie gegen Deutschland 90 Minuten lang kämpfen. „Meine Aufgabe besteht darin, jungen Spielern meine Erfahrung zu übermitteln. Sie sollten zeigen, was sie beim Training gelernt haben. Aber das passiert nicht.“

Der Präsident des aserbaidschanischen Fußballverbandes AFFA, Rownag Abullajew, zeigte sich ebenfalls enttäuscht über die Niederlage gegen Kasachstan. Sportkommentatoren in Baku sehen Vogts' Tage in Aserbaidschan gezählt und halten eine Entlassung nach dem Deutschland-Spiel für möglich. Vogts hatte der dpa im Vorfeld gesagt, dass er keine Chance für die Aserbaidschaner am Dienstag sehe.