Benítez schon unter Druck: Machtkampf mit Ronaldo

Madrid/Melbourne (dpa) - Kurz nach Beginn seiner Amtszeit steht Real Madrids neuer Trainer Rafa Benítez schon im Zentrum heftiger Machtkämpfe.

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Stars wie Cristiano Ronaldo schmollen, die Fans verlangen endlich nach namhaften Verstärkungen, und in den spanischen Medien ist der Coach schon während der Saisonvorbereitung das Ziel der Kritik. Da hilft es dem als Retter aus Neapel geholten Nachfolger von Carlo Ancelotti wohl auch nur kurzfristig, dass Real mit Fußball-Weltmeister Toni Kroos am Freitag durch ein 4:1 gegen Manchester City in Melbourne das Testspiel-Turnier um den International Champions Cup gewann.

Schon vor dem Start der neuen Spielzeit geht es bei den Königlichen heiß her. So heiß, dass „die Funken sprühten“, wie die Sportzeitung „AS“ groß auf Seite eins titelte. Grund war ein Eklat auf dem Trainingsplatz. Benítez war von einem wild mit den Armen fuchtelnden Ronaldo böse beschimpft worden, weil der Trainer ein Tor des Stürmers annulliert hatte.

Ronaldo sei es, behaupten Medien in Madrid, nicht nur um das Tor gegangen. Er möge Benítez überhaupt nicht. Das Verhältnis zwischen den beiden habe sich verschlechtert, als der Trainer vor einigen Tagen den Portugiesen partout nicht als besten Kicker der Welt hatte bezeichnen wollen und ihn nur auf eine Stufe mit den Kollegen Gareth Bale, Benzema und James Rodríguez gestellt hatte.

Danach hatte Ronaldo (30) ein von Benítez (55) angeordnetes Trainingsspiel, bei dem die Profis die Torlatte treffen mussten, um in den Feierabend gehen zu dürfen, scharf kritisiert. „Man muss den Ball rein machen, nicht so einen Scheiß“, schimpfte er.

Die portugiesischen Schimpfwörter von Ronaldo, die in Spanien überall zu lesen waren, zeigten offenbar Wirkung. Der Coach ruderte plötzlich zurück und beteuerte: „Ronaldo ist ganz klar der Beste der Welt.“ Der einflussreiche „AS“-Direktor Alfredo Relaño urteilte prompt: „Benítez hat sehr schnell seine Schwächen offenbart.“

Für Unruhe sorgen auch die Abschiedsgedanken von Abwehrstar Sergio Ramos. Der Nationalspieler, der einen Vertrag bis 2017 hat, ist angeblich darüber verärgert, dass Kollegen wie Rodríguez, Benzema oder Bale viel mehr verdienten als er. Über die von Ramos geforderte Erhöhung seiner Jahresbezüge von sechs auf zehn Millionen Euro netto will Clubchef Florentino Pérez gar nicht erst verhandeln, heißt es.

Bastian Schweinsteigers neuer Arbeitgeber Manchester United würde auch Ramos gern verpflichten. Der Top-Verteidiger aber ziert sich noch, seine Wechselabsichten auch öffentlich zu verkünden und damit einen Deal zwischen den beiden Vereinen zu beschleunigen.

Benítez beteuerte, Ramos bleibe „zu 100 Prozent“ in Madrid. ManUnited hat aber einen Trumpf in der Hand. Real will nämlich den spanischen Nationaltorwart David de Gea von den „Red Devils“ loseisen. Nach dem unrühmlichen Weggang des langjährigen Vereinsidols Iker Casillas geht es nicht nur um Ersatz im Kasten. Pérez will den Fans unbedingt und schnell einen neuen Star präsentieren.

Auf Real aber könnte noch ein viel heftigerer Sturm zurollen. Nach einem Bericht der „Manchester Evening News“ wird ManUnited versuchen, Superstar Ronaldo noch in diesem Sommer nach Old Trafford zurückzuholen. Sollte der Zoff mit Benítez diese Nachwirkung haben, wäre der Trainer wohl schon bald bei den verwöhnten Real-Anhängern unten durch.