Brasiliens „Samba-WM“ kommt in Schwung
Costa do Sauípe (dpa) - Nicht Pelé war der Star der Auslosung, nicht Lothar Matthäus und auch nicht FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke - nein, es war Fernanda Lima. Die 36-jährige Moderatorin stahl selbst den Fußball-Legenden die Show.
Die blonde Brasilianerin, die im knappen bronzefarbenen Hervé-Leger-Kleid die Bühne betrat, bekam von der argentinischen Webseite Teleshow den Titel „Göttin der Auslosung“. Sie brachte der „Seleção“ Glück, denn die Brasilianer erwischten leichte Gegner in der Gruppenphase. Aber Vorsicht: Spätestens vom Achtelfinale an wird der Weg für Rekordweltmeisters steinig.
„Wir werden jedes Spiel wie ein Finale spielen“, sagte Brasiliens Nationaltrainer Luiz „Felipão“ Scolari. In der Gruppe A trifft der Gastgeber auf Kroatien, Mexiko und Kamerun, wobei die WM am 12. Juni 2014 in São Paulo mit der Begegnung Brasilien-Kroatien eröffnet wird. „Es ist immer gut, mit einem europäischen Team anzufangen, weil sie eine Zeit der Eingewöhnung in Brasilien brauchen. Wir werden die besseren Bedingungen haben. Wir leben und arbeiten hier und kennen das Land. Für uns ist das besser. Wir werden eine ausgeglichene erste Partie spielen“, verkündete der Weltmeistertrainer von 2002 selbstsicher.
In den brasilianischen Medien wurden am Tag nach der Auslosung detailreich alle Varianten durchgespielt vom Achtelfinale bis zum Endspiel in Rios Maracanã am 13. Juli 2014. „Die Fußballgötter waren (in der Vorrunde) freundlich zur Seleção“, befand die Sportzeitung „Lance!“. „Aber dann verspricht der Weg kurvenreich zu werden. Spanien und Holland sind die wahrscheinlichsten Gegner im Achtelfinale.“ Die Zeitung „Globo“ brachte es so auf den Punkt: „Glück zum Anfang, Pech danach.“ Doch alle Brasilianer würden dem Titel von „Meia Hora“ wohl zustimmen: „Rumo ao Hexa, Brasil!“ (Kurs auf Titel Nummer 6, Brasilien!).
Die in über 190 Länder übertragene millionenteure Gala- Auslosungsveranstaltung im Nobel-Badeort Costa do Sauípe war aus heimischer Sicht gelungen, der nagende Ärger wegen schleppender Bauarbeiten an Stadien, Flughäfen und Straßen zumindest 90 Minuten lang vergessen. Alles wird gut, davon ist Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff überzeugt. Mit Superlativen sparte sie nicht: „Das wird die "Copa das Copas" (die WM aller WMs), die niemand vergessen wird.“
Sportlich kam der Segen von „Rei Pelé“ persönlich, der erneut die Geschichte von seinem Vater erzählte, den er 1950 bei der ersten WM in Brasilien weinen sah, als Brasilien das entscheidende Spiel gegen Uruguay (1:2) verlor. „Ich will nicht, dass meine Kinder mich weinen sehen“, sagte der Fußball-„König“. „Ich bin sicher, dass Brasilien die WM gewinnt.“
Die als „Maracanaço“ bekannte Niederlage von 1950 hat sich bis heute als kollektives Trauma tief in die Fußballseele Brasiliens eingebrannt. Damals war der amtierende WM-Rekordtorschütze Ronaldo „Fenômeno“ (37) noch längst nicht geboren. Aber als Aufsichtsratsmitglied des lokalen WM-Komitees weiß er inzwischen, wie viel Arbeit so eine WM außerhalb des Spielfelds machen kann. „Die 15 Tore (bei den Weltmeisterschaften) zu schießen war einfach, verglichen mit der Aufgabe, eine WM zu organisieren“, sagte Ronaldo.