Strafsteuern Chinas Super League hat ein Ausländerproblem
Peking (dpa) - Es war ein Mega-Deal auf den letzten Drücker: Nur Stunden, bevor sich in dieser Woche das Winter-Transferfenster der chinesischen Super League schloss, verkündete der ostchinesische Fußballverein Dalian Yifang die Verpflichtung von Yannick Carrasco und Nicolas Gaitan.
Der 24 Jahre alte Belgier und der 30 Jahre alte Argentinier wechseln für 48 Millionen Euro von Atlético Madrid in das Reich der Mitte. Die hohe Ablösesumme erinnert an den Transfer-Wahnsinn des Vorjahres, als chinesische Vereine in der Winterpause einen Rekordbetrag von 388 Millionen Euro für Neuzugänge zahlten. Und im Sommer 2017 sorgte der sich lange hinziehende 35-Millionen-Euro-Transfer des Franzosen Anthony Modeste vom 1. FC Köln zu Tianjin Quanjian für Schlagzeilen. Nun aber ist die Nachfrage der Chinesen nach Spielern aus Europa und Südamerika kräftig abgeklungen.
„Die ganze Liga ist verunsichert. Und das liegt an der neuen Strafsteuer“, sagt der bekannte chinesische Sportkommentator Yan Qiang. Offizielle Zahlen liegen zwar noch nicht vor. Yan Qiang geht aber davon aus, dass Vereine vor der an diesem Wochenende beginnenden Spielzeit maximal noch ein Drittel der Summe des Vorjahres für Neuverpflichtungen ausgegeben haben.
Nach den strengen Regeln, die seit dem vergangenen Sommer gelten, müssen Chinas Vereine für ausländische Stars eine hundertprozentige Steuer auf die Ablösesumme zahlen. Für den Transfer von Carrasco und Gaitan sind also insgesamt über 90 Millionen Euro fällig.
Dass es keine gute Idee ist, dabei auf Schlupflöcher zu setzen, bekommt derzeit das vom deutschen Roger Schmidt trainierte Peking Guoan zu spüren. Dessen Präsident Zhou Jinhui wollte besonders clever sein: Als der Stürmer Cedric Bakambu Anfang Januar vom spanischen Erstligisten FC Villarreal in die chinesische Hauptstadt wechselte, gaben die Pekinger an, dass Bakambu seine Ausstiegsklausel in Höhe von 40 Millionen Euro „aus eigener Tasche“ bezahlt habe.
Damit sei natürlich auch keine Steuer zu entrichten, argumentierte der Verein. Die Zurechtweisung vonseiten des chinesischen Fußballverbandes muss deutlich ausgefallen sein. Guoan kündigte kurz darauf kleinlaut an, „die relevanten Zahlungen“ nachzuholen.
Dass es für chinesische Clubs nicht nur schwieriger wird, neue ausländische Stars zu verpflichten, sondern sie auch zu halten, macht der Fall von Carlos Tevez deutlich. Vergangenes Jahr wechselte der Argentinier von seinem Heimatclub Boca Juniors nach Shanghai, wo er ein Jahresgehalt von 40 Millionen Dollar bekommen sollte.
Doch statt brillanten Fußball zu spielen, zog Tevez vor allem Kritik chinesischer Fans auf sich, die immer häufiger darüber klagen, dass Stars aus dem Ausland nicht für guten Fußball nach China kommen, sondern um sich noch einmal richtig die Taschen zu füllen. Die Leistung von Tevez half nicht dabei, diesen Eindruck zu korrigieren.
In der gesamten Saison kam er nur 16 Mal zum Einsatz und erzielte dabei klägliche vier Tore. Das hielt ihn nicht davon ab, kräftig über seine Wahlheimat zu lästern: „Sie können einfach nicht Fußball spielen. Chinesische Spieler haben von Natur aus nicht die technischen Fähigkeiten wie Südamerikaner oder Europäer“, sagte er im September in einem Interview etwas abfällig.
Im Januar ließ Shanghai ihn wieder gehen. Man wolle sich künftig mehr auf die eigene Jugendarbeit und die Förderung chinesische Talente konzentrieren, heißt es nun in immer mehr Vereinen, die damit auch ganz auf Linie der Kommunistischen Partei sind. Anthony Ujah ist gleichfalls ein Beispiel für den umgekehrten Weg: Der Nigerianer verließ seinen chinesischen Arbeitgeber Liaoning und schloss sich im Winter wieder dem FSV Mainz 05 an.